Macht „Chocolat“ wirklich glücklich?

by Bücherstadt Kurier

Der Kino­film „ Cho­co­lat – Ein Biss genügt“ von Regis­seur Lasse Hal­ström und Haupt­dar­stel­le­rin Juli­ette Binoche gilt als erfolg­rei­che Hal­ström-Pro­duk­tion und ist 2000 in Deutsch­land erschienen.

Als die schöne und welt­of­fene Vianne (Juli­ette Binoche), Toch­ter einer süd­afri­ka­ni­schen Noma­den­schön­heit, eines kal­ten Win­ter­abends mit ihrer Toch­ter Anoux in ein typisch ver­schla­fe­nes und erz­kon­ser­va­ti­ves, fran­zö­si­sches Pro­vinz­städt­chen kommt, beginnt dum­mer­weise gerade die christ­li­che Fas­ten­zeit. Nicht gerade die beste Jah­res­zeit, um dort eine Scho­ko­la­den­ma­nu­fak­tur zu eröff­nen. Doch mit viel bewun­derns­wer­ter Selbst­stän­dig­keit, sehr viel erfri­schen­der Unkon­ven­tio­na­li­tät und psy­cho­lo­gi­schen Geschick lässt sie sich, trotz beharr­li­cher Abwehr, ange­führt durch den prin­zi­pi­en­treuen Bür­ger­meis­ter Comte De Reyn­and (Alfred Molina), nicht so schnell von ihrem Vor­ha­ben abbrin­gen. Mit exo­ti­schen Rezep­ten zur Ver­trei­bung so man­cher klei­ner Las­ter der Dörf­ler kann sich die hüb­sche Vianne eine Zeit lang eini­ger Kun­den sicher sein, aber die gegen­sei­tige Bespit­ze­lung im Umgang mit der „zart­bit­te­ren“ Ver­su­chung stört die dörf­li­che Ruhe.
Als dann noch der jugend­li­che und gitar­ren­spie­lende Vaga­bund Roux (Johnny Depp) mit sei­nen Freun­den am Ufer des nahen Flus­ses cam­piert, ruft der Bür­ger­meis­ter zur all­ge­mei­nen Aus­gren­zung auf. Dass die bei­den Ruhe­lo­sen schnell mit ein­an­der sym­pa­thi­sie­ren scheint unver­meid­bar, doch es kommt anders als erwartet …
Der Film „Cho­co­lat – Ein Biss genügt“ lebt von der lie­be­vol­len, freund­li­chen und zukunfts­of­fe­nen Aus­strah­lung Juli­ette Binoches und ihrem jugend­lich unkom­pli­zier­ten „Ret­ter“ gegen über der zurück­ge­blie­be­nen, erz­kon­ser­va­ti­ven und im Dorn­rös­chen­schlaf der 50er Jahre ver­har­rend Dorfbevölkerung.
Wäh­rend Lasse Hal­ström zu Beginn des Fil­mes ver­stärkt mit groß­ar­ti­gen farb­li­chen Kon­tras­ten arbei­tet, ver­wen­det er in den Scho­ko­la­de­ver­kös­ti­gungs­sze­nen Close-Up-Kame­ra­ein­stel­lun­gen, um die Ver­zü­ckung auf den Gesich­tern nahe an den Zuschauer zubrin­gen, was ihm gut gelingt und die Atmo­sphäre inten­si­viert. Hier lohnt sich auch die gute Beset­zung der Neben­cha­rak­tere, die die Story authen­ti­scher machen.

Der Film, der als Lie­bes­er­klä­rung an die Scho­ko­lade bezeich­net wer­den kann, bleibt nicht nur ober­fläch­lich, son­dern geht sehr ein­fühl­sam auf mehr oder weni­ger tie­fere Pro­bleme und Kon­flikte der Dörf­ler ein.
„Cho­co­lat“ sticht aus der Masse der Lie­bes­filme her­aus, weil er über eine klas­si­sche Lie­bes­ge­schichte hin­aus geht und sehr sym­pa­thisch das All­tags­le­ben und die All­tags­sor­gen des Dor­fes mit in die Span­nung ein­be­zieht. Obwohl der groß­an­ge­legte Plot schnell durch­schaut ist, bleibt der Film wegen der vie­len süßen Eska­pa­den und dem uner­müd­li­chen Kampf des Comte bis zum Ende unter­halt­sam. Gelun­gen ist auch, dass die über­zeich­ne­ten Sze­nen und Cha­rak­tere der fran­zö­si­schen Pro­vinz den Zuschau­ern ein Schmun­zeln abver­lan­gen; schafft er es doch, eine gute Balance zwi­schen Kitsch und Gefühl, Alt und Jung, Tra­di­tion und Moderne herzustellen.

Für Scho­ko­la­den­lieb­ha­ber, Johnny-Depp-Fans oder ver­liebte Pär­chen ist der Film äußerst emp­feh­lens­wert, denn die Story ist süß, ero­tisch-scho­ko­la­dig und berührt. Drei schlichte Kli­schees, die es ein­fach machen den Film zu mögen, sich an einem kal­ten Win­ter­abend auch zu zweit schön ein­lul­len zu las­sen. Am bes­ten mit einer Tasse hei­ßer Schokolade.

Jonas
Gast-Rezensent

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2 comments

Sonja Werkowski 14. Dezember 2013 - 13:19

Hallo , ein solch wun­der­ba­rer Film . Natü­lich mach Cho­co­lat glück­lich, was für eine Frage.

Eine wun­der­schö­nes Adventswochenende
LG Sonja

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dasgrauesofa 15. Dezember 2013 - 12:49

Da muss ich mich anschlie­ßen: Defi­ni­tiv macht Scho­ko­lade glück­lich. Ganz deut­lich habe ich noch die glück­lich-stau­nen­den Gesich­ter (und ich schaute bestimmt genauso) der Hotel­gäste vor Augen, als statt des übli­chen sowieso schon schö­nen und lecke­ren Des­serts ein Nach­spei­sen­buf­fet – bzw. bes­ser: ein Pra­li­nen­buf­fet – auf­ge­baut wurde. Auf alten gro­ßen Spie­geln hat­ten die Köche die wun­der­bars­ten klei­nen scho­ko­la­di­gen Köst­lich­kei­ten auf­ge­baut und alle Gäste stan­den mit glän­zen­den Augen wie die Kin­der vor dem Weih­nachts­baum. Ja: Scho­ko­lade macht glücklich!
Viele Grüße, Claudia

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