Goethes Trauerspiel „Clavigo“

by Zeichensetzerin Alexa

Johann Hein­rich Merck: „Solch einen Quark musst du mir künf­tig nicht mehr schreiben“.

Die Lan­des­bühne Nie­der­sach­sen Nord prä­sen­tierte Johann Wolf­gang von Goe­thes Trau­er­spiel „Cla­vigo“ im Neuen Thea­ter Emden, ver­an­stal­tet vom Kul­tur­büro Emden. Regie führte Jan Stein­bach, in den Haupt­rol­len waren u.a. André Las­sen, Cino Dja­vid und Sebas­tian Moske.

Das Stück spielt im Jahre 1764 in Madrid. Es han­delt von dem Schrift­stel­ler Cla­vigo (André Las­sen), der sich zwi­schen Frau und Kar­riere nicht ent­schei­den kann. Als er nach Madrid kommt, ist er ein mit­tel­lo­ser Mann, bis man ihn im Hause Guil­bert auf­nimmt. Er ist so dank­bar dafür, dass er sich mit Marie (Amé­lie Miloy), der Toch­ter des Hau­ses, ver­lobt. Viele Jahre spä­ter erhält er die Mög­lich­keit, Archi­va­rius des Königs zu wer­den. Cla­vigo lässt sich von sei­nem Freund Car­los (Cino Dja­vid) beein­flus­sen und ver­lässt seine Ver­lobte, um die Stelle am Königs­hof anzu­neh­men. Eine Ent­schei­dung, die fatale Fol­gen mit sich bringt. Als Maries Bru­der Beaum­ar­chais (Sebas­tian Moske) von ihrem Leid erfährt, macht er sich sofort auf den Weg, um sich für Marie und ihre Ehre ein­zu­set­zen. Dazu stat­tet er Cla­vigo einen Besuch ab...

Goe­the schrieb sein Trau­er­spiel Cla­vigo in nur acht Tagen. Dabei ver­folgte er eine für ihn typi­sche Arbeits­tech­nik und kon­zen­trierte sich gleich­zei­tig auf eins sei­ner wich­tigs­ten The­men. „Cla­vigo“ und „Wert­her“, wel­cher nur kurz dar­auf ent­stand, sind sich sehr ähn­lich. Wäh­rend Wert­her seine Liebste Char­lotte in eine tiefe Krise stürzt und sich erschießt, treibt Beaum­ar­chais seine Schwes­ter in den Tod und ermor­det Cla­vigo. Mit sei­nen nega­tiv dar­ge­stell­ten Figu­ren warnt Goe­the vor einem nur von Emo­tio­nen gelei­te­ten Han­deln. Sein Schrift­stel­ler­kol­lege Johann Hein­rich Merck äußerte sich über „Cla­vigo“: „Solch einen Quark musst du mir künf­tig nicht mehr schrei­ben“. Auch heute gilt die­ses Werk unter Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­lern nur als halb­wegs gelun­gen, und doch hat es sich über zwei­hun­dert Jahre im Thea­ter behauptet.

In „Cla­vigo“ wird die Lächer­lich­keit mensch­li­chen Ver­hal­tens vor Augen geführt. Abrupte Wen­dun­gen im fünf­ten Akt wir­ken wie eine Par­odie: Cla­vi­gos plötz­li­che Reue, Beaum­ar­chais ver­zeiht ihm, nach­dem er ihn ermo­det hat... Das Stück scheint unaus­ge­reift, skiz­zen­haft und lässt viele Fra­gen offen. Figu­ren, die weder gut noch böse sind und in ihrer Ein­stel­lung und Mei­nung zwie­späl­tig, erschei­nen glaub­wür­dig und mensch­lich. Etwas, was sich grund­le­gend von der dama­li­gen Lite­ra­tur unter­schei­det und „Cla­vigo“ zu einem moder­nen Thea­ter­stück macht.

Eine Rezen­sion zu Goe­thes „Wert­her“ fin­det ihr übri­gens in der 6. Aus­gabe des BÜCHERSTADT KURIERS.

Alexa

Fotos © Lan­des­bühne Nie­der­sach­sen Nord

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