Cottage-Küche

by Worteweberin Annika

Ein Leben auf dem Land ist genau das, was viele Städ­ter sich heut­zu­tage wün­schen. Marte Marie Fors­berg hat sich getraut und ist in ein eng­li­sches Cot­tage gezo­gen. Worte­we­be­rin Annika ist ihr im Koch­buch „Marte kocht“ dort­hin gefolgt.

Hals über Kopf ver­liebt sich Marte Marie Fors­berg in ein klei­nes Cot­tage im eng­li­schen Wiltshire und träumt von einem Neu­start: weni­ger Arbeit im Aus­land, zu sich selbst fin­den, Gar­ten und Hund. Ins­be­son­dere das Kochen aber ist es, das Marte in ihrem neuen Leben ankom­men lässt und sie ver­än­dert. Was im Laufe eines Jah­res auf Mar­tes Cot­tage-Herd brut­zelt und brät, ver­rät sie in zahl­rei­chen Rezep­ten, die ein­ge­bet­tet sind in ihre per­sön­li­che Geschichte.

Regio­nale Jahreszeitenküche

Für jede Jah­res­zeit stellt die Autorin Vor­spei­sen und Bei­la­gen, Haupt­ge­richte, Des­serts, Getränke und Mar­me­la­den vor. Außer­dem wid­met die Wahleng­län­de­rin ein Kapi­tel dem bri­ti­schen After­noon Tea. Für ihre Rezepte ver­wen­det die Autorin fri­sche Zuta­ten aus ihrem Gar­ten, aus der Natur und vom Markt. Sie sam­melt Holun­der­blü­ten und Bär­lauch, die man auch an deut­schen Wegesrän­den fin­den kann. Ver­wen­dung fin­den aber auch einige unge­wöhn­li­che Zuta­ten, die man nor­ma­ler­weise nicht im Koch­topf erwar­tet. Zum Bei­spiel berei­tet Marte im Früh­ling eine Suppe aus Brenn­nes­seln und fügt ihrem Kanin­chen-Ein­topf Schne­cken hinzu.

Doch keine Angst, die meis­ten Gerichte in die­sem Koch­buch sind nicht so aben­teu­er­lich – es gibt auch Rezepte für Fleisch­bäll­chen, Pizza oder Zuc­chi­ni­nu­deln mit Pesto. Wenn man ein schnel­les Essen für den All­tag sucht, kann man hier also fün­dig wer­den, doch unter den Haupt­ge­rich­ten fin­den sich eben­falls auf­wän­dige Bra­ten. Hier wären Anga­ben zur Zube­rei­tungs­zeit hilf­reich gewe­sen, die man sich aber aus dem Erklär­text erschlie­ßen kann.

Soul­food aus Eng­land und Norwegen

Mit Marte kann man sich sicher­lich wun­der­bar durchs ganze Jahr kochen – die Rezepte für die kalte Jah­res­zeit, die ich bis jetzt pro­biert habe, waren über­zeu­gend. Der Nudel­auf­lauf zum Bei­spiel, der an die typi­schen Käse­mak­ka­roni aus den USA ange­lehnt ist, über­zeugt durch eine Senf­note und herr­lich voll­mun­di­gen Geschmack. Jetzt freue ich mich schon dar­auf, dass es Früh­ling wird, und das nächste Kapi­tel auf­ge­schla­gen wer­den kann.

Die Autorin hat schon in vie­len Län­dern gelebt und so fin­den sich Ein­flüsse aus Ita­lien, den USA, ihrer neuen Hei­mat Eng­land und ihres Geburts­lan­des Nor­we­gen. Ins­be­son­dere sind es nor­we­gi­sche Rezepte der Mut­ter, die Marte Marie Fors­berg auf­ge­peppt oder abge­wan­delt hat. So ist das Koch­buch eine schöne Lie­bes­er­klä­rung an die Fami­lie Fors­berg. Auch in den erzäh­len­den Tex­ten geht es immer wie­der darum, wie Fami­lie unter­stüt­zen kann und Mar­tes Mama sie mit Rezept­ideen auf­bauen konnte, wenn sie in ihrem neuen Leben unsi­cher war. Denn durch die lan­gen Texte ist „Marte kocht“ mehr als nur eine Rezept­samm­lung – dar­auf deu­tet ja auch schon der Unter­ti­tel „Rezepte und Geschich­ten aus mei­nem Cot­tage“ hin.

Koch­buch-Emp­feh­lung

Beson­ders prak­tisch sind die Hin­weise dazu, wel­che Rezepte man am bes­ten kom­bi­nie­ren kann. Außer­dem mun­tert Marte Marie Fors­berg die Lese­rin­nen und Leser dazu auf, die Rezepte selbst abzu­wan­deln, an vor­han­dene Zuta­ten oder den eige­nen Geschmack anzu­pas­sen. Bei Gebäck und Ein­ge­mach­tem ist zudem ange­ge­ben, wie lange und wie es auf­be­wahrt wer­den kann.

Marte Marie Fors­berg kocht nicht nur lei­den­schaft­lich, sie ist auch Foto­gra­fin. Kein Wun­der, dass „Marte kocht“ mit vie­len stim­mungs­vol­len Bil­dern der Gerichte und der eng­li­schen Land­schaft auf­war­ten kann. Die Auf­ma­chung des gesam­ten Buches ist skan­di­na­visch-schlicht und so macht es viel Spaß (und Hun­ger), sich durch die Jah­res­zei­ten zu blättern.

„Marte kocht“ ist nicht nur ein Koch­buch mit zahl­rei­chen lecke­ren und teils unge­wöhn­li­chen Rezep­ten. Es ist auch ein Mut­ma­cher, der dazu auf­ruft, sei­nen eige­nen Weg zu gehen. Und wenn man die Bil­der betrach­tet, ist es auch noch wie eine kleine Reise nach England.

Marte kocht. Rezepte und Geschich­ten aus mei­nem Cot­tage. Über­set­zung: Anne­gret Hunke-Worm­sen und Cau­dia Theis-Pas­s­aro. Kne­se­beck. 2019.

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