Da muss man durch – Klassiker in der Schule

by Bücherstadt Kurier

„Wenn wir das Buch im Unter­richt durch­neh­men wür­den, dann hät­ten Sie danach kei­nen Spaß mehr an die­sem Buch“, hat der Leh­rer von Sätz­chen­bä­cke­rin Daniela gesagt, als die Schü­ler ihn frag­ten, ob sie nicht auch moderne Klas­si­ker im Unter­richt lesen könn­ten. Wahr­schein­lich hatte er Recht. Man­che Bücher sollte man ein­fach nur zur Unter­hal­tung lesen, anstatt sie aus­ein­an­der zu neh­men. Aber das heißt nicht, dass die Schule alle Bücher ruiniert.

(Kein) Spaß am Lesen

An viele Bücher erin­nere ich mich kaum noch, gerade aus der Unter- und Mit­tel­stufe, weil sie mich über­haupt nicht inter­es­sier­ten und es eine Qual war, sie lesen zu müs­sen. Natür­lich muss in der Schule über Lite­ra­tur gere­det, mit Tex­ten gear­bei­tet und dis­ku­tiert wer­den. Ein Buch wird auch nicht immer jedem gefal­len. Aber weder haben die Bücher mich the­ma­tisch ange­spro­chen, noch hat es in irgend­ei­ner Form Spaß gemacht, sie zu lesen – wenn ich sie denn gele­sen habe. So bli­cke ich auf einen Berg von Büchern zurück, die ich nicht oder nur zum Teil gele­sen habe, aber deren Inhalte kenne, weil wir dar­über bis zum Abwin­ken dis­ku­tiert haben. Die Hälfte hätte ich mir wirk­lich spa­ren können.

kruemel-klassiker-in-der-schule_maikeWoran liegt das? Zum einen daran, dass es Bücher mit The­men waren, die mich nicht anspra­chen und auch heute nicht anspre­chen wür­den. Das waren Bücher mit ellen­lan­gen Beschrei­bun­gen, wie man sich eine Hütte auf einer ein­sa­men Insel baut oder über eine jüdi­sche Fami­lie, der ein Mord in die Schuhe gescho­ben wurde. Diese Bücher sorg­ten schnell dafür, dass ich auch zu Hause keine Lust zum Lesen hatte.

Ein ers­ter Höhepunkt

Es gibt ein Buch, das mir in posi­ti­ver Erin­ne­rung geblie­ben ist: „Ich knall euch ab!“ von Mor­ton Rhue, das ich in der Ach­ten gele­sen habe. Hier­bei geht es um einige Außen­sei­ter an einer ame­ri­ka­ni­schen High School, die einen Amok­lauf pla­nen und durch­füh­ren. Das war ein Thema, das mich irgend­wie ansprach, da es auch in den Medien dis­ku­tiert wurde und damit nicht so weit weg war, wie alle ande­ren Lektüren.

Anstren­gend!

Alle ande­ren Bücher waren immer anstren­gend zu lesen. Ich bin unge­wöhn­li­chen Tex­ten nicht abge­neigt, aber ein „Michael Kohl­haas“ lässt sich ein­fach nur sehr schlep­pend lesen, wenn man keine Kapi­tel setzt, geschweige denn Absätze. Gerade des­halb war ich immer froh über jeden Text, der sich flüs­sig lesen ließ.
Als in der Ober­stufe die Bücher dann deut­lich mehr wur­den, reichte aber auch das flüs­sige Lesen nicht mehr, wenn der Text von der Hand­lung her sehr anstren­gend war. Beson­ders die gesell­schafts­kri­ti­schen Texte nerv­ten, da sie mir meis­tens zu auf­ge­setzt waren. Da war mehr als ein Buch, das ver­suchte kri­tisch zu sein, indem es mit schlech­ten Bei­spie­len um sich warf. Ein Text, der von vor­ne­her­ein schrie „Ich bin so kri­tisch!“, war schnell bei mir unten durch.
Mein Pro­blem war damit immer, dass ich es lesen musste, auch wenn es mir über­haupt nicht gefiel und dass mein gan­zer Kurs der Leh­re­rin nach­re­dete, dass sie es auch gut fänden.

Nicht alles ist schlecht

Damit möchte ich nicht sagen, dass alle Bücher, die ich in der Schule lesen musste, schlecht waren. Die schlech­ten – beson­ders aus mei­ner Ober­stufe – haben sich lei­der nur hart in mei­nem Kopf fest­ge­brannt. Aber bei dem einen oder ande­ren Buch bin ich sehr froh, dass wir es im Unter­richt bespro­chen haben. Diese Bücher hat­ten meis­tens eine span­nende Hand­lung und die The­men, die sie behan­del­ten, waren gut ein­ge­floch­ten. Ohne die Schule hätte ich mich nie mit ihnen beschäftigt.
Genauso habe ich für Refe­rate Klas­si­ker sogar frei­wil­lig gele­sen und dadurch, dass ich sie mir aus­su­chen durfte und damit frei war, sie zu lesen, haben sie mir wirk­lich Spaß gemacht.

Viele Bücher

Ins­ge­samt bin ich aber froh, dass ich in der Schule lesen musste. Ich war immer – und bin es heute lei­der oft noch – jemand, der nicht viel liest. Den­noch kann ich auf viele Bücher und damit Geschich­ten zurück­bli­cken, die ich nun kenne, und auch wenn ich an viele mit Schau­dern zurück­denke, so gab es für mich auch immer wie­der die Bücher, die ich kei­nes­wegs bereue gele­sen zu haben und an deren Geschich­ten ich mich bis heute gerne erinnere.

Illus­tra­tion: Buch­stap­le­rin Maike

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