Danke, Rolf!

by Poesiearchitektin Lena

Wow. Ganz toll. Es ist Sams­tag, die Sonne gibt ihr Bes­tes und ich könnte auf der Fens­ter­bank sit­zen, mei­nen Krimi lesen, einen Kuchen backen oder was auch immer. Statt­des­sen hat mich meine Mut­ter über­re­det, mit ihr Eier zu bema­len. Und ich so: „Im Ernst jetzt? Eier bema­len… bin ich ein Klein­kind? Bin ich eine pro­fes­sio­nelle Eier-Bepins­le­rin? Nein.“ Die Eupho­rie mei­ner Mut­ter ist noch dazu nicht anste­ckend. Die Musik, die uns in Oster­stim­mung brin­gen soll, ver­sagt eben­falls. Was ist über­haupt Oster­mu­sik? Braucht man das? Wie­der nein. Als sie dann „In der Oster­ha­sen­ma­ler­werk­statt“ von Rolf Zuc­k­ow­ski anma­chen will, muss sie mei­nen puber­tä­ren Anfall aus­hal­ten. Zu Recht, finde ich.

Ich soll jetzt oben und unten ein Loch ins Ei ste­chen. Toll. Dank dem Rest mei­nes Wut­aus­bruchs habe ich dabei das erste Ei direkt kaputt gemacht. Das hat nicht dazu geführt, dass sich meine Laune gestei­gert hat. Letzt­end­lich hat es aber funk­tio­niert. Mein nächs­tes Pro­blem sind diese glib­be­ri­gen, stin­ken­den Farbstäb­chen. Wer kommt auf so eine Idee? Glib­ber will man zer­quet­schen und drauf her­um­drü­cken und nicht blöde Eier damit anma­len. Wobei anma­len das fal­sche Wort ist. Man drückt den Stab ans Ei und ver­sucht, so viel wie mög­lich an Farbe in kur­zer Zeit dar­auf zu ver­tei­len, bevor einem das Glib­ber­ding ent­ge­gen­springt und in mei­nem Fall mein T‑Shirt rui­niert. Der Blick mei­ner Mut­ter, sagt: „Ich hab dir ja gesagt, du sollst kein wei­ßes T‑Shirt anzie­hen…“ und macht es nicht bes­ser. Nach einer Stunde mit meh­re­ren Ner­ven­zu­sam­men­brü­chen und bit­ter­bö­sen Bli­cken, die ich ver­schieße, trifft mich der Schlag.

Ich erwi­sche mich dabei, wie ich Oster­lie­der mit­summe, mich hoch­kon­zen­triert den Eiern widme und mich über den Anblick erfreue, wie sie in den Kirsch­blü­ten­äs­ten auf dem Tisch wir­ken. Hof­fent­lich hat Mama das nicht gemerkt!

Als ich ihr einen ver­stoh­le­nen Blick zuwerfe, schaut sie blitz­schnell weg. Ihr amü­sier­tes Grin­sen habe ich aller­dings noch gese­hen. Na gut, ich gebe es ja zu: So schlimm war es jetzt auch nicht. Mama kann sich das Lachen jetzt nicht mehr ver­knei­fen und ich muss eben­falls schmun­zeln. Sie schleicht zum Handy und plötz­lich ertönt in vol­ler Laut­stärke „So malen wir Hasen“. Mein Schmun­zeln erlischt so schnell wie es gekom­men ist.

Danke, Rolf!

Text: Poe­sie­ar­chi­tek­tin Lena
Foto: pixabay​.com

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