Die Angst, nicht mehr zu wissen, wer man ist „Der Außenseiter“

by Geschichtenzeichnerin Celina

Es gibt eine Viel­zahl an Geschich­ten von H.P. Love­craft, die als Comic adap­tiert wur­den. Dar­un­ter die Kurz­ge­schichte „Der Außen­sei­ter“, die in den Comics „Vom Jen­seits und andere Erzäh­lun­gen“ (2013) und „The Temple“ (2008) zu fin­den ist. – Von Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina

Der Außen­sei­ter ist ein Cha­rak­ter, der von sich erzählt, wie er allein in einem Schloss in völ­li­ger Dun­kel­heit haust. Aller­dings weiß der Prot­ago­nist nicht mehr, wer er ist oder wie er hier­her­ge­kom­men ist. Er kann zwar lesen, aber nicht mehr spre­chen. Der Außen­sei­ter sehnt sich nach Licht, nach dem ‚Nach-Drau­ßen-Gehen‘ und nach Gesell­schaft. So macht er sich auf den Weg und beginnt zunächst, den Turm zu erklimmen.

„Vom Jen­seits und andere Erzählungen“

In der Ver­sion von Erik Kriek ist die Geschichte „Der Außen­sei­ter“ ver­kürzt dar­ge­stellt. So gut wie alle Comi­c­ad­ap­tio­nen fas­sen die Geschich­ten von Love­craft zusam­men, aber in die­ser Fas­sung, die nur sechs Sei­ten lang ist, wird der wesent­li­che Inhalt beson­ders kurz, dafür jedoch prä­gnant auf­ge­zeigt. Wie in der ori­gi­na­len Kurz­ge­schichte wird der Prot­ago­nist bis zum Ende nicht beschrie­ben. Im Comic wird die Wen­dung der Geschichte auf der letz­ten Seite prä­sen­tiert. Aller­dings fehlt somit auch, was Love­craft in sei­ner Geschichte über den Plot Twist hin­aus erzählt.

Alle Illus­tra­tio­nen von Erik Kriek sind in Schwarz-Weiß und die Figu­ren sowie Umge­bun­gen wir­ken ver­ein­facht und sind den­noch detail­liert dar­ge­stellt. Kriek setzt gelun­gene Schat­ten und Grau­töne ein, sodass auch die Düs­ter­nis der Geschichte ent­spre­chend wie­der­ge­ge­ben wird. Ebenso benutzt er Weiß für Licht­ef­fekte, die sich mar­kant hervorheben.

„The Temple“

In Hernán Rodrí­guez aus­schließ­lich in eng­li­scher Spra­che erschie­ne­ner Comi­c­ad­ap­tion ist die Kurz­ge­schichte nicht so stark ver­kürzt, sodass inhalt­lich vie­les bei­be­hal­ten wurde. Anders als bei Kriek ist der Prot­ago­nist zu sehen, wie er sich wahr­schein­lich selbst sieht oder denkt, dass er aus­sieht. Auch hier wird am Ende die voll­stän­dige Auf­lö­sung gebo­ten, aller­dings vor­her in Details schon angedeutet.

Die illus­tra­to­ri­sche Meis­ter­leis­tung von Rodrí­guez liegt darin, eine unglaub­li­che und beein­dru­ckende Atmo­sphäre zu schaf­fen. Seine Kulis­sen sind ähn­lich abs­trak­ter Gemälde gehal­ten. Beson­ders die Farb­ver­läufe und ‑über­gänge im Hin­ter­grund erschei­nen wie mit Aqua­rell­far­ben umge­setzt. Ebenso wird die Düs­ter­nis in seine Bil­der mit­ein­be­zo­gen, indem auch hier mar­kante Schat­ten gesetzt sind. Der Zei­chen­stil von Rodrí­guez ist abs­trak­ter und den­noch sind Umge­bun­gen sowie Emo­tio­nen und Hand­lun­gen der Figur nach­voll­zieh­bar. Seine Adap­tion ver­bild­licht den Gru­sel­fak­tor der Geschichte und gibt dabei in einer Viel­zahl von Panels eine kalte Stim­mung durch den Ein­satz von vie­len Grün- und Blau­tö­nen wieder.

Beide Adap­tio­nen und ebenso die ande­ren lovecraft‘schen Kurz­ge­schich­ten in den Comics „Vom Jen­seits und andere Erzäh­lun­gen“ und „The Temple“ sind emp­feh­lens­wert und auf ihre jewei­lige Art der Umset­zung beson­ders gelungen.

Vom Jen­seits und andere Erzäh­lun­gen. H. P. Love­craft. Bear­bei­tung und Illus­tra­tion: Erik Kriek. Avant. 2013.

The Temple. H. P. Love­craft. Bear­bei­tung und Illus­tra­tion: Hernán Rodrí­guez. Emma­nuel Proust Edi­ti­ons. 2008.

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr