Der Brief des Zauberers

by Bücherstadt Kurier

Der Schrift­stel­ler Tho­mas Mann (1875−1955) gönnte sich mit sei­ner Fami­lie zu Zei­ten Hit­lers Macht­er­grei­fung nach lan­gen Rei­sen Erho­lung außer­halb Deutsch­lands. 1933 blie­ben seine Werke bei der Bücher­ver­bren­nung zwar ver­schont, den­noch wird ihm eine Heim­kehr abge­ra­ten, wes­halb er sich bald im Schwei­zer Exil wie­der­fin­det – mit einem Bruch­teil sei­ner Habe.

„Man fühlt sich unbe­deu­tend und nich­tig, wenn man sich die Erde zwi­schen all den ande­ren Gestir­nen vor­stellt. Ein klit­ze­klei­nes Sand­korn, nicht mehr. Und ein Men­schen­le­ben ist nicht ein­mal ein Blin­zeln in der Gewal­tig­keit des Weltalls.“

Zwei Jahre sind ver­gan­gen, ihn traf noch nicht das Schick­sal der ande­ren Exi­lan­ten, die in Deutsch­land nicht mehr ver­öf­fent­li­chen dür­fen. Doch nun möchte auch er Stel­lung neh­men – die­ses Buch han­delt nicht von Tho­mas Mann als Autor, son­dern er als Mensch mit Ängs­ten und inne­ren Zer­würf­nis­sen tritt in den Vor­der­grund. Drei Tage ringt Mann mit der Ent­schei­dung den „Kor­rodi-Brief“ zu veröffentlichen.

„Wo ich bin, ist Deutschland.“

Britta Böh­ler legt ein gut recher­chier­tes Debut vor, wel­ches uns Bud­den­brooks’ Autor aus ein­fühl­sa­mer Per­spek­tive betrach­ten lässt. So inter­es­sant die Geschichte auch ist, so banal ist der Schreib­stil. Ob eine bewusste Ver­ein­fa­chung erzielt wurde oder Roman mit Sach­buch ver­wech­selt wurde, bleibt offen. Die Lek­türe liest sich schnell, Kennt­nisse über Manns Werk sind dabei nicht von­nö­ten; viel­mehr eig­net es sich als blu­mige Ergän­zung zu des­sen Bio­gra­phie. Trotz der viel­ver­spre­chen­den Idee bleibt die Lek­türe unbefriedigend.

Nicole
urwort​.com

Der Brief des Zau­be­rers, Britta Böh­ler, Auf­bau Ver­lag, 2014

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1 comment

Teamzuwachs: Nicole « BÜCHERSTADT KURIER 9. Mai 2014 - 9:49

[…] her­aus, um Rezen­sio­nen an den Buch­pran­ger zu hän­gen. Zwei sind bereits ver­öf­fent­licht: “Der Brief des Zau­be­rers” von Britta Böh­ler und “Vor dem Fest” von Saša Sta­nišić. In Zukunft könnt […]

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