Der Mord ist angerichtet

by Zeilenschwimmerin Ronja

Die Nero-Wolfe-Kri­mis von Rex Stout sind Klas­si­ker und erschei­nen nun in neuer Über­set­zung bei Klett-Cotta. Zei­len­schwim­me­rin Ronja hat sich mit der Neu­auf­lage von „Zu viele Köche“ an den Tisch gesetzt. 

Nero Wolfe hasst es, zu rei­sen. Dass er sich den­noch auf das Aben­teuer begibt, mit einem Nacht­zug zu rei­sen, ist nur durch eines gerecht­fer­tigt: Eine Ein­la­dung, als Ehren­gast beim Tref­fen der welt­bes­ten Köche teil­zu­neh­men. Doch kaum ist Wolfe mit sei­nem Sekre­tär, Archie Good­win, im Hotel ange­kom­men, bah­nen sich schon erste Pro­bleme an. Zu viele Köche kön­nen mehr ver­der­ben als nur den Brei …

Obwohl der (stark) über­ge­wich­tige Pri­vat­de­tek­tiv Nero Wolfe – wie gesagt – ein ech­ter Krimi-Klas­si­ker ist, waren die Romane des US-Ame­ri­ka­ners Rex Stout in den letz­ten Jahr­zehn­ten auf Deutsch nur noch anti­qua­risch erhält­lich. Umso erfreu­li­cher ist es, dass die Neu­auf­lage von Klett-Cotta nicht nur optisch (und hap­tisch) anspre­chend ist, son­dern den Text auch durch eine Neu­über­set­zung aktua­li­siert. Wäh­rend mir ein ande­rer Stout-Krimi in einer 80er-Jahre-Taschen­buch­aus­gabe zwar gut, aber etwas stör­risch und alt­ba­cken erschien, liest sich die Neu­über­set­zung wirk­lich gut, ohne dabei den Charme der Zeit zu verlieren.

„Zu viele Köche“ – erst­mals erschie­nen 1938 – ist dabei aller­dings nicht immer poli­tisch kor­rekt und auch nicht frei von ras­sis­ti­schen Res­sen­ti­ments, auch wenn sich diese in Gren­zen hal­ten. Beson­ders her­vor­zu­he­ben ist dabei, dass dies im aus­führ­li­chen Nach­wort von Tobias Goh­lis auf­ge­grif­fen wird. Darin fin­den sich viele Infor­ma­tio­nen zum Autor (und sei­ner – erfreu­li­cher Weise posi­ti­ven – Ein­stel­lung gegen­über der afro­ame­ri­ka­ni­schen Bevöl­ke­rung), zu sei­nem Werk und zur Geschichte selbst. Außer­dem gibt es einen kur­zen Anhang, in dem Doku­mente aus dem Rex-Stout-Archiv abge­druckt sind: etwa ein Rezept, das bei einer Ver­an­stal­tung zur Erst­ver­öf­fent­li­chung des Romans ser­viert wurde.

Nero Wolfe ist ein wun­der­bar ver­schro­be­ner Cha­rak­ter, der aus der Ich-Erzäh­ler-Per­spek­tive sei­nes Sekre­tärs und stän­di­gen Beglei­ters Archie Good­win den­noch auch sehr mensch­lich und nicht sel­ten komisch wirkt. Die Auf­lö­sung des Kri­mis selbst ist für mich aller­dings etwas ent­täu­schend, da dort Infor­ma­tio­nen zum Ein­satz kom­men, die den Leser*innen vor­ent­hal­ten wur­den. Auf diese Weise ist ein fai­res Mit­rät­seln nicht mög­lich, zumal der letzt­end­li­che Mör­der zuvor kei­ner­lei Anzei­chen von (emo­tio­na­ler) Invol­viert­heit gezeigt hat.

Den­noch ist „Zu viele Köche“ ein unter­halt­sa­mer Krimi, der mit vie­len Ver­wick­lun­gen auf­war­tet und ein atmo­sphä­ri­sches Bild der Zeit zeich­net. End­lich gibt es eine schöne Aus­gabe von Nero-Wolfe-Krimis!

Zu viele Köche. Rex Stout. Aus dem ame­ri­ka­ni­schen Eng­lisch von Simone Salit­ter & Gun­ter Blank. Klett-Cotta. 2017.

Ein Bei­trag zum Spe­cial #lit­fut­ter. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

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