Der Preis der Freiheit

by Bücherstadt Kurier

Geschich­ten­pflü­ckerin RebeccaDer Automobilclub von Kairo emp­fiehlt: „Der Auto­mo­bil­club von Kairo“ von Alaa al-Aswani. Über wach­sende Kon­flikte, Auf­stände, soziale Schich­ten und viel Liebe zum Detail.

Die Geschichte beginnt mit dem ägyp­ti­schen Schrift­stel­ler Alaa al-Aswani, der auf dem Weg nach Kairo ist, um in sei­nem Feri­en­haus sei­nen Roman zu Ende zu schrei­ben. Abends ste­hen plötz­lich zwei alt­mo­disch, im Stile der 40er Jahre geklei­dete Ägyp­ter aus sei­nem Roman „Der Auto­mo­bil­club von Kairo“ vor ihm. Kamil und Saliha Hamam woll­ten Alaa noch einige Details zu ihrem Leben geben. Doch die zwei Besu­cher sind genauso schnell wie­der ver­schwun­den, wie sie erschie­nen sind. Jedoch nicht ohne dem Autor etwas zu hin­ter­las­sen: Dem Roman fehl­ten noch Emo­tio­nen und Gedan­ken, die der Schrift­stel­ler unbe­dingt noch hin­zu­fü­gen sollte.

Es folgt ein Blick in die Ver­gan­gen­heit, in die Zeit eines Man­nes namens Carls Benz und sei­ner Frau Ber­tha und die Geschichte um den ers­ten Wagen, der selbst­stän­dig fährt und das ohne Hilfe eines Pfer­des. Carl Benz musste all die fie­sen Belei­di­gun­gen und bos­haf­ten Fra­gen zu sei­nem Gefährt ertra­gen, nach­dem es die erste Fahrt nicht über­stan­den hat. Seine Frau Ber­tha, immer an sei­ner Seite, fasste eines Tages einen Ent­schluss und fuhr mit ihren zwei Söh­nen von Mann­heim nach Pforz­heim. Damit wurde sie zur ers­ten Auto­fah­re­rin und ebnete den Weg für den Benz Motorwagen.

Wach­sende Kon­flikte und Aufstände

Es ist Ende der 1940er Jahre, der bri­ti­schen Kolo­ni­al­zeit und der Herr­schaft König Faruks. Im eli­tä­ren und extra­va­gan­ten Auto­mo­bil­club von Kairo gehen die Män­ner ein und aus. Zu den Stamm­gäs­ten zäh­len Mon­ar­chen, Paschas, Diplo­ma­ten sowie der König selbst. Der ägyp­ti­sche Mon­arch lässt sich erle­sene Spei­sen und Getränke brin­gen, spielt immer bei den Poker­spie­len mit und sucht sich die schöns­ten Frauen für die Nacht.
Den Rei­chen in die­sem Club immer zu Diens­ten: ein Heer aus unter­pri­vi­le­gier­ten Bediens­te­ten, zu denen Die­ner, Kell­ner und Köche gehö­ren. Diese zahl­rei­chen Ange­stell­ten wer­den schi­ka­niert, gefol­tert und gede­mü­tigt. Zudem über­le­ben sie nur durch Trink­gel­der, die sie zum gro­ßen Teil an ihren Chef abge­ben müs­sen. Aber im gan­zen Land zei­gen sich Unru­hen und Pro­teste. Die Kon­flikte wer­den grö­ßer, immer mehr Auf­stände begin­nen und die Zer­ris­sen­heit eines gan­zen Lan­des steht bevor.

Über soziale Schich­ten hinweg

Der Autor beschreibt in sei­nem Buch eine mehr­schich­tige Geschichte um den Auto­mo­bil­club von Kairo Ende der 1940er Jahre. Ein Über­le­bens­kampf der ärme­ren Schich­ten und die sich lang­sam ent­wi­ckelnde Eman­zi­pa­tion der Frauen spie­len dabei eben­falls eine Rolle. Drum­herum und quer durch den Roman krei­sen fas­zi­nie­rende Per­so­nen, jede davon viel­schich­tig und mit Liebe zum Detail beschrie­ben. Alaa al-Aswani schreibt berüh­rend leben­dig und über viele soziale Schich­ten hin­weg. Den Frauen in sei­nem Roman schenkt er beson­dere Auf­merk­sam­keit. Er schafft es, sich in ihre Rolle hin­ein­zu­ver­set­zen und aus ihrer Sicht zu schrei­ben sowie auf­zu­zei­gen, wie viel sie bewir­ken können.

Fas­zi­nie­rende, lite­ra­ri­sche Umsetzung

Bei einer Lesung wäh­rend der Messe „Buch Wien“ 2015 hatte ich das Glück, die­ses Buch sowie den Autor und sei­nen Über­setz­ter ken­nen­zu­ler­nen. Alaa Al-Aswani und Hart­mut Fähndrich erzähl­ten von ihrer Arbeit an dem Roman. Es fas­zi­nierte mich, mit welch einer Liebe und Zunei­gung der Autor über sein Buch sowie über jede ein­zelne sei­ner Figu­ren sprach. Alaa al-Aswani erzählte zudem, dass er die­sen Roman über einen Zeit­raum von 6 Jah­ren schrieb, wie es ihm beim Schrei­ben erging und wie er oft­mals selbst nicht wusste, was als nächs­tes pas­sie­ren würde.

Die­ses Buch kann ich jedem emp­feh­len, der gerne ein­mal in die 40er Jahre von Ägyp­ten und somit auch in die Stim­mung vor der Revo­lu­tion Ägyp­tens ein­tau­chen möchte.

Der Auto­mo­bil­club von Kairo. Alaa al-Aswani. Über­set­zer: Hart­mut Fähndrich. Fischer. 2015.

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