„Die Hölle ist finster.“

by Zeichensetzerin Alexa

Shake­speares „Mac­beth“ wurde bereits mehr­fach ver­filmt. 2015 erschien die letzte Film­ad­ap­tion, unter der Regie von Jus­tin Kur­zel und mit Michael Fass­ben­der und Marion Cotil­lard in den Haupt­rol­len. Eine bild- und sprach­ge­wal­tige Umset­zung, fin­det Zei­chen­set­ze­rin Alexa.

Der Tod ist all­ge­gen­wär­tig und in der Tra­gö­die „Mac­beth“ ver­folgt er die Prot­ago­nis­ten vom Anfang bis zum Ende. Gleich das erste Bild, das sich den Zuschau­en­den bie­tet, zeigt ein totes Kind: Es liegt auf einem Altar von Pflan­zen, Ästen und Zwei­gen, ein­ge­hüllt in helle Stoffe, auf der Brust berüh­ren sich die klei­nen Hände und fried­lich erscheint der Gesichts­aus­druck – als würde es nur schla­fen und jeden Augen­blick erwa­chen. Leise neh­men die Eltern Abschied, der Schmerz über den Ver­lust ist ihnen ins Gesicht geschrie­ben. Dass das Leid damit noch kein Ende hat, wer­den sie erst noch im Laufe der Zeit erfah­ren müssen.

Die Schre­ckens­herr­schaft

Ange­trie­ben von einer Pro­phe­zei­ung, wel­che Mac­beth (Michael Fass­ben­der) von den drei Hexen über­bracht wird, und sei­ner Frau Lady Mac­beth (Marion Cotil­lard) tötet er den König. Nicht als Mör­der ent­larvt, wird Mac­beth zum König ernannt, wor­auf seine Schre­ckens­herr­schaft beginnt. Aus Angst und Ver­fol­gungs­wahn lässt er sei­nen bes­ten Freund Ban­quo töten. Es fol­gen wei­tere Morde und Schre­ckens­ta­ten und je mehr er die­sen ver­fällt, desto öfter suchen ihn die Dämo­nen heim. Sein psy­chi­scher Zustand ver­schlech­tert sich schließ­lich der­art, dass Lady Mac­beths Ver­zweif­lung über­hand­nimmt und sie kei­nen Aus­weg mehr sieht als den Tod. „Dein Auf­wand ver­dirbt alles“, sagt sie immer wie­der. Und: „Die Hölle ist fins­ter.“ In einer ver­las­se­nen Kir­che begeg­net sie ihrem toten Kind und folgt anschlie­ßend den drei Hexen. Wie­der­ho­lend sagt sie: „Zu Bett.“

Mac­beth fin­det seine Frau tot im Bett vor, er hebt sie her­aus und erin­nert sich an ver­gan­gene Zei­ten. Dies ist der Schlüs­sel­punkt: Als er begreift, dass seine Frau tot ist, wird er sich all sei­ner Hand­lun­gen bewusst. Doch ein Zurück gibt es nicht.

Film­thea­ter im Shakespeare-Stil

Die 2015 erschie­nene Film­ad­ap­tion unter der Regie von Jus­tin Kur­zel ver­eint anspruchs­volle Film-Ästhe­tik und Sprech­text im Shake­speare-Stil. Das Drama erhält auf diese Weise auf sprach­li­cher Ebene einen Authen­ti­zi­täts­cha­rak­ter, der die Ver­bin­dung zur lite­ra­ri­schen Vor­lage unter­streicht und mit den fil­mi­schen Mit­teln harmoniert.

So fin­den sich Sze­nen, in denen das Thea­tra­li­sche beson­ders zur Gel­tung kommt: Nah­auf­nah­men der Prot­ago­nis­ten, wie sie einen län­ge­ren Mono­log hal­ten oder einen aus­schwei­fen­den Dia­log füh­ren. Ein sol­cher Mono­log tritt bei­spiels­weise in Erschei­nung, als Lady Mac­beth in der ver­las­se­nen Kir­che vor ihrem Kind sitzt. Dass da jemand vor ihr ist, ist lange nicht ersicht­lich, da die Kamera auf ihr Gesicht fokus­siert ist. Lady Mac­beth spricht zu jeman­dem. Erst wirkt es, als wür­den die Worte ihrem Mann gel­ten, dann jedoch wer­den sie immer ver­wor­re­ner und wie­der­ho­len sich. Hier wird der Ursprung des Dra­mas in Ver­bin­dung mit der Thea­ter­auf­füh­rung deut­lich. Die Schau­spie­le­rin spricht in ihrer Rolle zu einem Publi­kum hin und betont ihre Worte gewählt und in gespielt über­trie­be­ner Weise.

Ästhe­tisch anspruchs­volle Umsetzung

Eine wei­tere Beson­der­heit die­ses Films ist die Ästhe­tik: Die Far­ben Blau, Orange und Rot neh­men eine domi­nie­rende Rolle im Sze­nen­bild ein. Sze­nen, die sich drau­ßen abspie­len, wer­den oft­mals bläu­lich und neb­lig dar­ge­stellt, sodass eine kalte und düs­tere Atmo­sphäre ent­steht. Inner­halb von Räu­men und Zel­ten kom­men die oran­gen Töne durch bei­spiels­weise Ker­zen­schein ins Bild – hier fällt das Spiel von Licht und Schat­ten beson­ders auf: Denn auch wenn sich die Prot­ago­nis­ten hin­ter ver­schlos­se­nen Türen befin­den, so schei­nen sie nie ganz sicher zu sein. Dunkle Gedan­ken und Schat­ten der Ver­gan­gen­heit sind stets prä­sent und durch diese fil­mi­sche Dar­stel­lung vor allem inner­halb der Räume spürbar.

Die Farbe Rot fun­giert als Signal­farbe. Sie taucht am Ende ver­stärkt auf, als es zum Kampf zwi­schen Mac­beth und Mal­colm, dem Sohn des Königs, kommt.

„Mac­beth“ ist in vie­ler­lei Hin­sicht sehens­wert: Es wird nicht nur der Anspruch ver­folgt, einen Klas­si­ker in ähn­lich anspruchs­vol­ler Weise zu adap­tie­ren, son­dern auch die Mit­tel des Medi­ums Film sinn­voll ein­zu­set­zen. Den Zuschau­en­den wer­den stim­mungs­volle, bild­ge­wal­tige Sze­nen gebo­ten, die ihre Wir­kung durch Far­ben, Kame­ra­per­spek­ti­ven und Bewe­gungs­ab­läufe in Zeit­lupe ent­fal­ten – all dies beglei­tet von dra­ma­ti­schem Text im Stile Shakespeares.

Mac­beth. Regie: Jus­tin Kur­zel. Dreh­buch: Jacob Koskoff, Michael Less­lie, Todd Louiso. Buch­vor­lage: Mac­beth (Wil­liam Shake­speare). Dar­stel­ler: Michael Fass­ben­der, Marion Cotil­lard, Jack Rey­nor u.a. GB. 2015. Wei­tere Infor­ma­tio­nen unter: www​.stu​dio​ca​nal​.de/​d​v​d​/​m​a​c​b​eth / www​.art​haus​.de/​m​a​c​b​eth

Screen­shots: Zei­chen­set­ze­rin Alexa

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