Die Teufelsmauer (Teil 1) #BKmusikalisch

by Bücherstadt Kurier

Ein klei­ner Fuchs tollte durch das unge­mähte Gras, jagte einen Schmet­ter­ling. Immer dich­ter kam er an einen Spalt zwi­schen dem schwar­zen Gestein. Eine Pranke packte das Tier, doch bevor es ein ängst­li­ches Fiep­sen aus­sto­ßen konnte, war es in einem gro­ßen Rachen verschwunden.
Kurze Zeit spä­ter lan­dete sein Schä­del auf der wei­chen Wiese.
***
Jedes Jahr aufs Neue begann die Pil­ger­reise. Nicht nur zum Rock­harz, son­dern auch den Pfad zum Gip­fel­kreuz der Teu­fels­mauer hin­auf. Wie Amei­sen sahen die Metal­ler aus, die in drü­cken­der Hitze den Weg auf sich nah­men. Meist nur, um oben mit Blick auf den Camp­ground wei­ter­zu­sau­fen oder einem der Hob­by­mu­si­ker zu lau­schen, die dort ihre Kunst vor­führ­ten. Es dau­erte noch ein paar Stun­den, bis die erste Band anfan­gen würde, also blieb ihnen noch aus­rei­chend Zeit, diese Tor­tur auf sich zu neh­men. Suse ver­stand nicht, warum die Leute sich das Jahr um Jahr wie­der anta­ten. Sie war vor ein paar Jah­ren mit ihren Mit­cam­pern hoch­ge­wan­dert. Klar, die Aus­sicht war genial, aber ein­mal reichte ihr. Von oben sah man die Rei­hen der par­ken­den Autos und Zelte und das Fes­ti­val­ge­lände auf der einen und die wei­ten Wie­sen auf der ande­ren Seite. Julia und Azra waren erneut dahin unter­wegs, Suse war im Camp zurück­ge­blie­ben. Mit einem Buch in der Hand lüm­melte sie sich unter den Pavil­lon, wäh­rend meh­rere Par­teien um sie herum ver­schie­dene Lie­der spiel­ten, die sich zu einem bun­ten Wirr­warr ver­misch­ten. Doch das störte sie nicht mal, es war nur ein Hin­ter­grund­rau­schen für ihre lite­ra­ri­schen Aben­teuer. Ihr ging es nicht darum, sich zu betrin­ken, wie so vie­len ande­ren, son­dern mehr um die Atmosphäre.

„Klopf, klopf“, riss eine fremde Stimme sie aus dem Lesefluss.
Suse blickte auf. Ges­tern hat­ten Julia und Azra Freund­schaft mit einem Nach­bar­camp geschlos­sen, nun stand einer von ihnen vor ihr. Wenn sie sich jetzt noch an sei­nen Namen erin­nern könnte, wäre das sehr hilfreich.
„Wo sind die ande­ren?“, fragte er.
„Spie­len Ameise“, kom­men­tierte Suse nur und wid­mete sich wie­der ihrem Buch. Sie hatte gerade keine Lust zu inter­agie­ren. Vor allem nicht mit jeman­den, der ihr ges­tern kaum Beach­tung geschenkt hatte und eher an den Lip­pen ihrer Mit­cam­per hing. Zum Glück nicht wörtlich.
„Ameise?“, stutzte der Fremde.
Suse hob ihren Arm und deu­tete in Rich­tung Mauer, wo sich eine lange, schwarze Schlange den Hügel hin­auf­wand. „Ah! Amei­sen! Hab‘ ich nie so gese­hen. Cool!“, kom­men­tierte er begeis­tert. „Aber wenn sie oben ste­hen, wer­den sie zu Bäu­men“, führte er den Gedan­ken wei­ter und deu­tete auf die Ebene, mit der die Fels­wand abschloss.
Unter dem Pavil­lon konnte Suse es nicht sehen, wusste aber, was der andere meinte. Sie erin­nerte sich noch an den schma­len Pfad, der über die natür­li­che Stein­mauer führte. Wenn die Metal­ler oben stan­den und hinab schau­ten, dann sah es aus wie Pap­peln im Wind, die dort ihre Wur­zeln geschla­gen hat­ten. Die bei­den schwie­gen sich einen Moment an, dann wandte er sich mit einem „Bis spä­ter“ ab.
Suse wid­mete sich wie­der ihrem Buch.

Nach eini­gen Kapi­teln kamen ihre Mit­cam­per zurück.
„Boah, Suse, schau dir an, was Julia gefun­den hat!“, ver­kün­dete Azra aufgeregt.
Julia zog einen Fuchs­schä­del aus der Jacken­ta­sche und legte ihn auf den Tisch.
„Cool.“ Vor­sich­tig nahm Suse den Schä­del in die Hand. Ein kal­ter Schauer lief ihr über den Rücken und sie schüt­telte sich.
„Alles gut?“
„Ja, das war grad nur komisch.“
Ohne wei­ter dar­auf ein­zu­ge­hen, stürz­ten die bei­den sich sogleich in einen aus­führ­li­chen Bericht ihrer Erlebnisse.
„Hab ich doch rich­tig gehört“, grüßte der Fremde, als er sich unter die Pavil­lon­de­cke hindurchbückte.
„Tony!“
„Thors­ten“, kor­ri­gierte er.
„Sag ich doch!“, winkte Julia gespielt ab und er setzte sich zu ihr, auf den Rasen.
Kurz dar­auf erzählte sie die Geschichte von vorne und er hing ihr begeis­tert an den Lippen.
Suse hörte der Geschichte zu, bis das Gespräch abdrif­tete, dann wid­mete sie sich nach einem Blick auf die Uhr ihren Mittagsvorbereitungen.

Den Abend hat­ten sie mit Thors­ten und sei­nen Leu­ten vor der Bühne ver­bracht, da sie ähn­li­che Bands sehen woll­ten. Auf dem Rück­weg war Suse zu den Bezahl­klos abge­bo­gen, um einen Moment Ruhe zu haben. Die meis­ten hat­ten das gar nicht bemerkt, doch Thors­ten war­tete drau­ßen auf sie. „Dachte, du magst viel­leicht Gesell­schaft”, kom­men­tierte er sein Han­deln mit einem Schulterzucken.
Suse war es gleich, sie musste ja nicht mit ihm reden, auch wenn er sich als guter Gesprächs­part­ner her­aus­ge­stellt hatte.
Als sie gin­gen, bemerk­ten sie blin­kende Lich­ter auf der Mauer. Nicht wie sonst helle Taschen­lam­pen oder Pyro­tech­nik, son­dern Blau­lich­ter. Jemand war wohl im Suff her­un­ter­ge­fal­len. Ver­damm­ter Gruppenzwang.
***
„Sucht ihn doch, den Ran­da­lie­rer! Ha!“, rief Gon­dorf in die Nacht hinaus.
„Schmeiß ihn raus! Leben­dig! Das kannst du nicht machen!“, for­derte Pel­lar und stieß ihrem Bru­der in die Rippen.
„Warum sollte ich? Er hat unse­ren Fel­sen beschmutzt!“, pro­tes­tierte dieser.
„Weil sie uns sonst nicht in Ruhe las­sen, du Dummkopf?!“
So sehr es ihm auch wider­strebte, so sehr musste Gon­dorf ein­ge­ste­hen, dass seine Schwes­ter Recht hatte. Grum­melnd packte er den bewusst­lo­sen Mann und warf ihn sich über die Schul­ter. Ein paar Schritte von ihrer Höhle ent­fernt, ließ er ihn ein­fach auf den wei­chen Boden fal­len und stakste zurück.
***
Die ande­ren waren erst sehr spät bezie­hungs­weise sehr früh ins Bett gegan­gen, somit hatte Suse ihre Ruhe, als sie auf­stand und würde sie auch noch eine Weile haben. Der Tisch, der noch immer unter dem Pavil­lon stand, war schmut­zig. In einer kleb­ri­gen Lache lag der Schä­del, der ges­tern noch lang und breit her­um­ge­reicht wurde. Behut­sam legte Suse ihn zur Seite. Als sie ihn berührte, spürte sie erneut den Schauer und wusste, dass es etwas mit der Teu­fels­mauer zu tun hatte. Wenn sie wis­sen wollte, was damit los war, würde sie wohl doch noch ein­mal hin­auf­klet­tern müssen.

Gemäch­lich ging sie zu den Bezahl­klos und ließ ihre Gedan­ken schwei­fen. Das Cam­ping­ge­lände lag ruhig vor ihr. Nur hier und da lug­ten Leute ver­schla­fen zu ihr hin­auf. Einige wenige berei­te­ten sich bereits Früh­stück zu. Die meis­ten stan­den jedoch an der Dusche oder am Kaf­fee­wa­gen. Nach­dem Suse ihren Was­ser­ka­nis­ter auf­ge­füllt hatte, warf sie einen Blick hoch zur Mauer. Einige Amei­sen pil­ger­ten bereits. Dahin­ter stieg ein Schwarm Raben auf und wie­der lief ihr ein Schauer über den Rücken. Plat­schend lan­dete der Kanis­ter auf dem durch­ge­tre­te­nen Boden. Irgend­et­was stimmte hier nicht. Suse war nicht zum ers­ten Mal auf die­sem Fes­ti­val, aber dies­mal war etwas anders. Sie schüt­telte sich und beugte sich zum Kanis­ter hinab. Glück gehabt. Nicht kaputt­ge­gan­gen. Sie schöpfte umständ­lich etwas Was­ser dar­aus und warf es sich ins Gesicht, bevor sie sich wie­der auf den Weg machte.
„Hey!“, rief jemand hin­ter ihr, aber Suse ging wei­ter, ohne es zu beach­ten, bis sie es noch ein­mal hörte.
Sie blickte sich um und hin­ter ihr eilte Thors­ten mit einem Hand­tuch um die Hüf­ten und einem über die Schul­tern beklei­det auf sie zu. Unter einem Arm hielt er sein Bade­zeug, in der ande­ren Hand eben­falls einen Kanis­ter. Seine Flip­flops quietsch­ten bei jedem Schritt.
„Mor­gen“, grüßte er sie strah­lend. „Hab ich doch rich­tig gese­hen.“ Er keuchte leicht, als er vor ihr zum Ste­hen kam.
Wie sie ihn so das erste Mal bewusst im Tages­licht sah, fiel ihr auf, dass Thors­ten seine Kör­per­pflege sehr ernst zu neh­men schien, denn weder auf sei­nem Ober­kör­per noch auf sei­nen Bei­nen sah sie irgend­wel­che Haare. Ganz anders ihre eige­nen Beine, die unter den Schlaf­shorts haa­rig her­vor­schau­ten. Er lächelte sie wei­ter­hin an, als er mit einer Bewe­gung vor­schlug weiterzugehen.
„Was ist?“, fragte er nach einem Moment, in dem sie immer wie­der zu ihm hoch gese­hen hatte.
„Ich – ähm – sorry …“, sie sah ver­le­gen zur Seite. „Irgend­et­was ist komisch mit dei­nem Gesicht“, flüs­terte sie ihre Erklärung.
„Oooh, ja natür­lich. Ich ver­gess immer, dass es nicht auf­fällt, wenn Leute nicht drauf ach­ten“, erklärte er wie selbst­ver­ständ­lich. Er stellte sich vor sie und beugte sich zu Suse hinunter.
Fast wäre ihr der Kanis­ter erneut runtergefallen.
„Schau mir in die Augen, Klei­nes.“ Was zu Beginn des Sat­zes ein erns­ter Ton war, endete in einem Lachen, das so hef­tig war, dass er sich krümmte . „Sorry, aber ernst­haft, schau genau hin.“
Suse tat, was er wollte und sah erst nicht, was er von ihr erwar­tete. Dann begriff sie, dass es darum ging, was sie nicht sah. „Du hast keine Wimpern.“
„Und auch sonst keine Haare“, ergänzte er mit einem Nicken.
„Aber wie?“
„Schon mal von Kreis­run­dem Haar­aus­fall gehört?“, fragte Thors­ten wie bei­läu­fig, als er den Weg wie­der aufnahm.
„Das ist das, wo man ne Kreis­glatze bekommt?“
„Gibt’s auch in der Ganz­kör­per­va­ri­ante“, bestä­tigte er mit einem wei­te­ren Nicken.
„Wow. Ich mein‘. Sorry?“
„Ah, schon gut. Hier fällt es wesent­lich weni­ger auf als drau­ßen unter den Mug­geln. Vor allem, wenn ich denen sage, dass ich aus dem tiefs­ten Bran­den­burg stamme.“
Suse sah ihn für einen Moment an, bis es Klick machte. „Die den­ken doch nicht wirklich …?“
„Oooh doch …“, seufzte er und schüt­telte resi­gniert den Kopf. „Dass ich gerne Sprin­ger­stie­fel trage, hilft dem Gan­zen lei­der nicht so wirk­lich. Immer­hin die Tarn­ho­sen-Phase hab ich schnell über­wun­den, auch wenn ich die immer noch toll finde … aber die Dis­kus­sio­nen sind anstren­gend …“
„Das tut mir Leid …“
„Das brauch’ es nicht. So lange es immer noch Leute gibt, die die­ses grot­tige Gedan­ken­gut haben und sich so klei­den, ist das eben so. Alles, was wir tun kön­nen, ist uns ihnen in den Weg zu stellen.“
Suse nickte zustim­mend und die bei­den ver­fie­len ins Schwei­gen. Es war nicht so gequält wie noch am Tag zuvor, aber auch keine ange­nehme Stille.

„Hey, ähm, könn­test du mir nach­her ‘nen Gefal­len tun?“, fragte Thors­ten zöger­lich, als sich ihre Wege trennten.
„Kommt drauf an?“, erwi­derte Suse skeptisch.
„Ich wollt nach­her Ameise spie­len“, er kicherte über die Beschrei­bung und deu­tete mit dem Kanis­ter auf den Wan­der­pfad, „aber von mei­nen Jungs ist noch kei­ner wach, um mir den Rücken ein­zu­cre­men. Wollte die Chance gleich nut­zen, um etwas Bräune mitzunehmen.“
Suse schüt­telte amü­siert den Kopf. Das war so gar nicht, was sie erwar­tet hatte. „Klar. Bring rüber.“
„Super“, bedankte er sich und ging los, bevor er sich doch noch ein­mal umdrehte. „Oh, noch was, stört’s dich, wenn ich mein Früh­stück mitbringe?“
Suse über­legte kurz, aber gerade war Gesell­schaft nicht ver­kehrt, es würde sie etwas vom ungu­ten Gefühl ablen­ken, das sie seit dem Raben­schwarm nicht los­ließ. „Ne, mach ruhig.“
Kurze Zeit spä­ter hatte sie den Schä­del in ihr Zelt gebracht, den Tisch gewischt und ihre Früh­stücks­uten­si­lien zusam­men­ge­sucht. Als sie das Was­ser auf­setzte, kam Thors­ten auch schon mit sei­nem Stuhl. Die Hand­tü­cher hatte er gegen eine knie­lange Hose und ein Mus­kels­hirt getauscht.

„Ihr wart auch schon ein paar Mal hier, oder?“, begann er das Gespräch, wäh­rend er sich einen Toast schmierte.
„Das vierte Mal“, ant­wor­tete Suse und rückte die Fes­ti­val­bänd­chen an ihrem Hand­ge­lenk zurecht.
„Uuuh, mein zwei­tes.” Thors­ten winkte mit sei­nem eige­nen Arm, der noch wesent­lich lee­rer war als Suses. „Ges­tern Abend war das erste Mal, dass ich von der Legende der Teu­fels­mauer gehört hab“, erklärte er ihr auf­ge­regt. „Hab immer gedacht, die nen­nen das nur so wegen Metal und so.“
Suse sah ihn fra­gend an.
„Kennst du sie nicht?“
„Nicht bewusst?“
„Also … es heißt, dass der Teu­fel einen Pakt mit Gott geschlos­sen hat, um den Harz als sein Ter­ri­to­rium zu gewin­nen. Die Abma­chung war, wenn er es schafft, bis zum ers­ten Hah­nen­schrei eine Mauer um das Gebiet zu zie­hen, dann würde es ihm gehö­ren. Aller­dings krähte ein Hahn viel zu früh und in sei­ner Wut zer­trüm­merte der Teu­fel die Mauer, die er bereits gebaut hatte und die Reste kann man heute noch als Teu­fels­mauer sehen. So zumin­dest die Kurzfassung.“
Suses Mund stand offen. Natür­lich. Das erklärte so vie­les! Wenn dies ein sol­cher Ort war, dann hatte sich ver­mut­lich etwas hier ange­sie­delt, das aus die­ser Ener­gie Vor­teile zog. Warum hatte sie da nicht vor­her dran gedacht? Ihre Oma hätte das sicher­lich gewusst. Suse schüt­telte den Kopf.
„Alles in Ord­nung?“, fragte Thors­ten besorgt.
„Ja, is‘ nur … ich kannte die Legende, hab sie irgend­wie nur nie mit dem hier in Ver­bin­dung gebracht. Ich glaub, weil mir irgend­wann mal wer sagte, dass das nur pseu­do­mä­ßig zur Mauer gehört.“
„Wiki sagt das anders.“
„Wiki hat nicht immer Recht.“
„Wickie lügt nur bei den Helmen.“
Suse blickte ihn ver­wirrt an. „War das – war das gerade ein Mara Zitat?“
„Hahaha, sehr gut!“
Die bei­den began­nen eine Dis­kus­sion über die Reihe, die Ver­fil­mung und ehe sie sich ver­sa­hen, hatte Thors­ten You­Tube ange­schal­tet, um das Titel­lied zu hören. Ihr gemein­sa­mes Sin­gen wurde von ihren Camp­nach­barn unter­bro­chen, die gerade auf­stan­den und sich zu ihnen gesellten.

„Es wird Zeit!“, ver­kün­dete Thors­ten schließ­lich und begann, seine Sachen wie­der auf die Sitz­flä­che sei­nes Cam­ping­stuhls zu packen.
„Was hast du vor?“, fragte Kerstin.
„Er will Ameise spie­len“, erklärte Suse.
„Oh, das woll­ten wir mor­gen machen. Da haben wir kaum Bands auf unse­rer Liste …“
„Bei mir ist das heute, mal gucken, wie lange ich das oben aus­halte …“, Thors­ten stellte die Son­nen­creme auf den Tisch.
„Ich brings schnell weg, okay?“
„Okay.“ Suse ver­staute eben­falls ihre Sachen im Zelt. Anstatt ihrer Schlaf­sa­chen und einem Pulli zog sie sich Jeans und ein Fes­ti­vals­hirt an. In ihrem Zelt­ein­gang kniend hielt sie den Fuchs­schä­del in der Hand und haderte mit sich. Nach der Band kam eine Weile nichts für sie und es wäre eine gute Gele­gen­heit, hoch zu gehen. Kur­zer­hand packte sie ihn in ihre Umhängetasche.
„Meine erste Band kommt gleich. Da woll­test du mit, oder Suse?“
„Ja“, bestä­tigte sie und fing an, sich die Stie­fel zuzu­bin­den. Gegen die Sonne band sie sich ein Bandana um.
Auch Thors­ten trug ein Kopf­tuch, als er kurz dar­auf wie­der­kam, ein T‑Shirt im Gür­tel und eine große Was­ser­fla­sche in der Hand. Er kniete sich demons­tra­tiv vor Suse und sie rieb ihm eine gute Schicht Son­nen­creme über sei­nen Rücken und Nacken, wäh­rend er selbst sei­nen Kopf und die Arme ein­cremte. Mit einem noch immer cre­mi­gen Fin­ger stupste er Suse auf die Nase, sodass auch diese sich ein­cre­men musste.

Als alles weg­ge­räumt und alle fer­tig waren, gin­gen sie gemein­sam in Rich­tung Gelände davon, bis Thors­ten abbog. Immer wie­der hatte Suse einen Blick auf die Mauer gewor­fen. Sie musste ein­fach wis­sen, was da oben vor sich ging.
„Warte, ich komm doch mit hoch!“, rief sie ihm hin­ter­her, der sofort ste­hen blieb.
„Aber du woll­test doch die Band sehen?“, fragte Kers­tin verwirrt.
„Ja, ich ähm … Da sind grad so wenig Leute oben, sonst ist immer so voll …“, log sie und die andere akzep­tierte es mit einem Schul­ter­zu­cken. „Viel Spaß!“, rief Suse den bei­den hinterher.
„Euch auch“, erwi­derte diese.
„Darf ich wis­sen, warum du deine Mei­nung geän­dert hast?“, fragte Thors­ten nach einer Weile und half ihr den stei­len Sand­pfad hinauf.
Suse sah ihn an und öff­nete den Mund. Sie hatte sich zwar gerade eine ganze Zeit über Fan­tasy unter­hal­ten, ihre Fähig­kei­ten ver­schwieg sie den­noch Leu­ten. „Ich wollte mir die Mauer noch mal mit neuen Augen angu­cken, jetzt da ich weiß, dass sie wirk­lich Teil der Legende ist“, erklärte sie ver­sucht lässig.
„Na, mein Glück, dass ich dir davon erzählt hab“, grinste er sie an.

Text und Foto: Anne Zandt / Poi­Son­PaiN­ter
Ein Bei­trag zum Spe­cial #BKmu­si­ka­lisch. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

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