Die wunderschöne, märchenhafte Welt von Silence

by Bücherstädterin Daniela

In der 23. Aus­gabe des Bücher­stadt Kuriers ver­riet Creator Marco Hül­len uns bereits viel über die Ent­ste­hung von „Silence“. Sätz­chen­bä­cke­rin Daniela ist in die magi­sche Welt von „Silence“ abge­taucht und schließt die­ses Aben­teuer mit gemisch­ten Gefüh­len ab.

Die Welt ist im Krieg. Als ein Luft­schlag auf ihre Stadt fällt, ver­schan­zen sich Noah und seine kleine Schwes­ter Renie im Bun­ker. Doch dann trifft die Bombe auch sie. Noah erwacht in einer phan­tas­ti­schen Welt, in der er zuvor bereits ein­mal war: Silence. Eine bunte, mär­chen­hafte Welt, die zwi­schen Tod und Leben liegt. Doch die Welt wird von soge­nann­ten Suchern der fal­schen Köni­gin heim­ge­sucht. Dunk­len Wesen, die nur eine Auf­gabe haben: Zu suchen und dafür alle, denen sie begeg­nen, auch zu einem dunk­len Wesen zu machen. Zusam­men mit einer Rebel­len­gruppe müs­sen Noah und Renie den Thron­saal der fal­schen Köni­gin fin­den, um Silence zu retten.

„Silence“ wurde lange Zeit unter dem Titel „The Whis­pe­red World 2“ ent­wi­ckelt, legte aber kurz vor sei­ner Ver­öf­fent­li­chung den Titel ab. Zwar beginnt „Silence“ dort, wo „The Whis­pe­red World“ auf­ge­hört hat, schafft es aber inner­halb der ers­ten zehn Minu­ten, die Geschichte inter­ak­tiv zu erzäh­len, sodass der Bezug zum ers­ten Teil klar wird. Schnell wird deut­lich, dass „Silence“ seine eigene Geschichte hat, für die eine Kennt­nis des ers­ten Teils nicht unbe­dingt nötig ist.

Game­play zum Entdecken

Obwohl „Silence“ ein Adven­ture ist, gibt es kein Inven­tar. Bei den Rät­seln müs­sen wir das ver­wen­den, was wir in unse­rer Umge­bung fin­den. Das funk­tio­niert gut und sorgt dafür, dass die Rät­sel nie zu ver­zwickt wer­den. Manch­mal fühlt es sich jedoch irgend­wie falsch an, ein Rät­sel inner­halb von zwei Anläu­fen gelöst zu haben. Dabei geht Span­nung ver­lo­ren, die das Spiel viel­leicht gebraucht hätte. Auch sind die Mög­lich­kei­ten durch die weni­gen Orte, die wir besu­chen, begrenzt, und manch­mal gibt es zu wenige Objekte, die uns in die Irre füh­ren könnten.

Die Rät­sel fügen sich jedoch gut in das Set­ting ein. Wir ent­de­cken durch sie die Welt immer ein Stück­chen mehr und inter­agie­ren mit ihr. Hin und wie­der gibt das Spiel uns auch Ent­schei­dungs­mög­lich­kei­ten, die aber wenig Ein­fluss auf die eigent­li­che Hand­lung zu haben schei­nen. Sie erhö­hen jedoch den Wie­der­spiel­wert und ver­mit­teln das Gefühl, aktiv die Geschichte mit­ge­stal­ten zu können.

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Wun­der­schöne Bilder

„Silence“ besticht von der ers­ten Sekunde an durch seine Optik. Begin­nend bei der Stadt im Schnee­sturm bis hin zur phan­tas­ti­schen Welt von „Silence“. Über­all schwingt das mär­chen­haft aber gleich­zei­tig ruhig-melan­cho­li­sche Set­ting mit. Die Cha­rak­tere pas­sen trotz drei­di­men­sio­na­lem Design optisch wun­der­bar in die­ses Set­ting und fügen sich naht­los ein. Silence ist eine Welt, die wir ent­de­cken wol­len. Eigent­lich trau­rig, dass die Welt gleich­zei­tig so ver­las­sen ist. Man möchte viel mehr dar­über erfah­ren! Lei­der ver­passt das Spiel es, die­sen bom­bas­ti­schen Land­schaf­ten Leben durch die Geschichte ein­zu­hau­chen, sodass es sich am Ende anfühlt, als wären die Orte nur leb­lose Zeich­nun­gen eines Märchenbuchs.

Blasse Neben­cha­rak­tere

Auf unse­rer Reise durch Silence begeg­nen wir nicht vie­len Bewoh­nern. Jedoch tref­fen wir auf einige alte Bekannte, die so indi­vi­du­ell sind, dass wir sie, auch ohne sie aus Teil 1 zu ken­nen, schnell ins Herz schlie­ßen. Bei­nahe wün­sche ich mir, dass ich den ers­ten Teil gespielt hätte, um die Nost­al­gie zu ver­ste­hen, die über­all anklingt. Jedoch wer­den uns auch zwei Cha­rak­tere an die Seite gestellt, die zwar so gene­risch gestal­tet sind, dass wir sie schnell ein­schät­zen kön­nen, es aber nicht schaf­fen, irgend­eine Bezie­hung zu ihnen auf­zu­bauen. Beson­ders anfäng­li­che Anspie­lun­gen auf eine Lie­bes­be­zie­hung zwi­schen Noah und Kyra schei­nen in einer sol­chen Geschichte so fehl am Platz, dass man über­haupt nicht dazu kommt, eine Sym­pa­thie für Kyra zu entwickeln.

Viel­leicht liegt es an der deut­schen Syn­chro­ni­sa­tion, auch wenn diese gut umge­setzt ist. Die eng­li­sche Syn­chro­ni­sa­tion scheint etwas mehr Gefühl zu ver­mit­teln. Da ich diese jedoch erst nach Ende des Spiels ange­spielt habe, könnte dies den Ein­druck stark ver­fälscht haben. Das Haupt­pro­blem ist jedoch die Spiel­zeit. Mit Noah und Renie ver­brin­gen wir gerade so viel Zeit, dass wir sie ken­nen und lie­ben ler­nen kön­nen. Die ande­ren Cha­rak­tere kom­men jedoch so wenig vor, dass wir nicht die Gele­gen­heit bekom­men, sie ken­nen­zu­ler­nen. Ein Groß­teil ihrer Zeit lau­fen sie zudem nur mit, wie Sta­tis­ten, wes­halb jeg­li­che Wende in der Geschichte keine Emo­tio­nen hervorruft.

Zu kurze Spielzeit

Die kurze Spiel­zeit von knapp fünf Stun­den wirkt sich aller­dings nicht nur auf die Neben­cha­rak­tere aus, son­dern auf die gesamte Erzäh­lung. Das Spiel wech­selt immer wie­der zwi­schen den Haupt­cha­rak­te­ren, Noah und Renie, was bei­den ins­ge­samt weni­ger Zeit gibt, sich zu ent­fal­ten. Gerade als wir sie nach den fünf Stun­den in unser Herz geschlos­sen haben und mit bei­den gefühlt gerade ein­mal drei Rät­sel gelöst, lei­tet das Spiel schon das Ende ein. Zunächst wollte ich über­haupt nicht glau­ben, dass das jetzt das Ende sein soll, doch spä­tes­tens der Abspann bestä­tigte dies. Zu gerne hätte ich mehr gehabt. Mehr von Silence, mehr von den Cha­rak­te­ren, mehr Hand­lung, mehr zu ent­de­cken. Doch das Spiel ver­wehrt uns dies mit einem über­has­te­ten Ende und viel zu viel ver­schenk­ter Zeit inner­halb des Spiels. Das Spiel zieht uns in seine Welt, gibt uns Hin­weise und setzt uns ohne jeg­li­che Ant­wort dann wie­der vor die Tür.

Bei­nahe scheint es, als hätte das Spiel end­lich fer­tig­ge­stellt wer­den müs­sen, sodass die Geschichte über­has­tet erzählt wird, zu viele Stränge lie­gen blei­ben und Mög­lich­kei­ten für Neben­hand­lun­gen voll­kom­men unbe­ach­tet gelas­sen wer­den. Am Ende wünschte ich mir, dass das Spiel noch 10 oder 20 Stun­den län­ger gedau­ert hätte. Ich erwi­sche mich dabei, wie ich das Spiel neu­starte, um nach Silence zurück­zu­keh­ren. Doch ein erneu­tes Spie­len gibt mir nicht die Hand­lungs- und Cha­rak­ter­ent­fal­tung, die das Spiel ver­gisst einzubringen.

Gemischte Gefühle

So lässt mich „Silence“ unbe­frie­digt zurück, da es zu viel Poten­tial ver­schenkt hat, wel­ches durch­aus mög­lich gewe­sen wäre: mit mehr Zeit für seine Hand­lung, sein Set­ting und seine Cha­rak­tere. Die lie­be­volle Gestal­tung und die mär­chen­haft-melan­cho­li­sche Atmo­sphäre kön­nen das lei­der nicht voll­stän­dig gut machen. Nach „Silence“ habe ich gemischte Gefühle. Es hat mich fas­zi­niert, aber ebenso enttäuscht.

Eine Bespre­chung zum Spiel „The Whis­pe­red World“ fin­det ihr in der 18. Aus­gabe des Bücher­stadt Kuriers. Mehr über „Silence“ könnt ihr hier erfah­ren: www​.daeda​lic​.de/​d​e​/​g​a​m​e​/​S​i​l​e​nce 

Silence. Deada­lic Enter­tain­ment. Modern Adven­ture. 2016. PC, MAC, Xbox One, PS4. 1 Spie­ler. ~ 5 Stunden

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1 comment

Marco Hüllen im Interview – Bücherstadt Kurier 13. Februar 2017 - 15:01

[…] Da­nie­la hat das Ad­ven­tu­re ge­spielt. Wie sie es fand, könnt ihr hier le­sen. Mehr In­for­ma­tio­nen über das Spiel fin­det ihr außerdem […]

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