Dirigent der Wörter: Antoine Laurain auf Lesereise

by Bücherstadt Kurier

Antoine Laurain 1

Ein fran­zö­si­scher Autor auf Lese­reise in Deutsch­land: Antoine Lau­rain machte sich hier­zu­lande mit sei­nem Roman „Liebe mit zwei Unbe­kann­ten“ einen Namen. Jetzt war er mit sei­nem auf Deutsch neu erschie­ne­nen Roman „Der Hut des Prä­si­den­ten“ in eini­gen Nie­der­las­sun­gen des insti­tut fran­çais unter­wegs, zum Bei­spiel in Frank­furt und Düs­sel­dorf. Worte­we­be­rin Annika war in Bre­men dabei.

Ein Hut auf Irr­we­gen durch die fran­zö­si­sche Gesell­schaft der 80er Jahre, das ist kurz gefasst die Geschichte des Romans „Der Hut des Prä­si­den­ten“, aus dem Lau­rain einige Aus­schnitte prä­sen­tierte. Alles beginnt damit, dass der fran­zö­si­sche Prä­si­dent Fran­çois Mit­te­rand eines Abends im Restau­rant sei­nen schwar­zen Hut lie­gen lässt und sein Tisch­nach­bar sich nicht lange bit­ten lässt, bis er sich die prä­si­den­ti­elle Kopf­be­de­ckung zu eigen macht. Wäh­rend diese von Kopf zu Kopf wei­ter wan­dert, ent­fal­tet sie bei jedem ihrer Trä­ger eine beson­dere Kraft, scheint es.

Lau­rain liest ges­ten­reich und melo­disch, wie ein Diri­gent der Wör­ter, der mit ein­zel­nen Bewe­gun­gen der Hand die Sätze auf ihren Platz ver­weist. So, wie Antoine Lau­rain vor­liest, bekommt man gleich Lust, das Buch in einem Stück zu Ende zu lesen. Da er selbst kein Deutsch spricht, liest er auf Fran­zö­sisch die ers­ten Kapi­tel des Romans – wer mag, kann die deut­sche Über­set­zung par­al­lel mit­le­sen. Dies ist sicher­lich eine koor­di­na­to­ri­sche Her­aus­for­de­rung, aber die meis­ten im insti­tut fran­çais kom­men zum Glück auch ohne Über­set­zung ganz gut mit.

Im Anschluss dür­fen in der klei­nen, fast fami­liä­ren Runde, Fra­gen gestellt wer­den. Wie er auf die Idee gekom­men sei? „Parce-que je suis bon,“ erklärt Lau­rain. „Weil ich gut bin.“ Dann packt er aber doch noch die rich­tige Geschichte aus: Im Café ver­gaß er eines Tages selbst sei­nen Hut, und trotz der Pla­kate, die er auf­hängte, um ihn wie­der­zu­fin­den, kam der Hut nie wie­der zu ihm zurück. Natür­lich begann er sich Gedan­ken zu machen, was aus dem Hut gewor­den sein könnte. Trotz­dem ist die Geschichte frei erfun­den, erklärt er. Aber sie hätte so pas­sie­ren können.
Nicht wenige Leser hät­ten zum Bei­spiel direkt das (erfun­dene) Lokal wie­der­erkannt, in dem Mit­te­rand in der Geschichte sei­nen Hut lie­gen lässt. Sie erin­ner­ten sich daran, ihn selbst dort getrof­fen zu haben. Lau­rain erzählt außer­dem von einem Freund, der tat­säch­lich in Besitz von Mit­ter­ands Hut gekom­men sei. Ein Bild des Hutes ziere nun das Titel­bild der fran­zö­si­schen Aus­gabe des Romans. Und auch im rich­ti­gen Leben habe der Hut wohl Glück gebracht, so Lau­rain, immer­hin sei sein Buch ein Best­sel­ler geworden.

Liebe aus der Handtasche

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1 comment

Ein Spaziergang durchs Frankreich der 80er Jahre 9. Juli 2016 - 13:20

[…] Di­ri­gent der Wör­ter: An­toine Lau­rain auf Lesereise […]

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