Ein Abend mit Johann Wolfgang von Goethe

by Zeichensetzerin Alexa

Bre­men – Am Don­ners­tag­abend haben sich viele Men­schen an der „Glo­cke“ in der Bre­mer Innen­stadt ver­sam­melt, um im Rah­men des Musik­fes­tes einer beson­de­ren Art der Lesung teil­zu­neh­men: „Ein Abend mit Johann Wolf­gang von Goe­the.“ Bücher­städ­ter Alexa und Aaron waren vor Ort.

Im ange­nehm aus­ge­leuch­te­ten Gro­ßen Saal herrscht eine ruhige Atmo­sphäre und das über­wie­gend ältere Publi­kum war­tet gespannt auf den Beginn der Ver­an­stal­tung. Die meis­ten Gäste hal­ten kleine Hefte in den Hän­den, aus denen sie schon einige Infor­ma­tio­nen vor­weg gewin­nen konn­ten: Über Goe­the und seine Werke, die Kom­po­nis­ten, die seine Texte ver­ton­ten, dar­un­ter Franz Schu­bert, Lud­wig van Beet­ho­ven, Edvard Grieg, Hugo Wolf und Franz Liszt.
Kurz nach 20 Uhr wird das Licht über den Rän­gen gedämmt und der „Abend mit Johann Wolf­gang von Goe­the“ beginnt. Drei Her­ren betre­ten von der Seite die Bühne und rezi­tier­ten wie im Gespräch mit­ein­an­der. Gebannt ver­folgt das Publi­kum wie die drei – der Fein­sin­nige, der Ein­neh­mende und der Gewitzte – die Bühne ein­neh­men und Stel­lung bezie­hen: Michael Gees am Kla­vier, Chris­toph Pré­gar­dien (Tenor) davor und Udo Samel (Rezi­ta­tion) an einem klei­nen Tisch dane­ben. Noch kurz las­sen anzüg­li­che Verse aus der Wal­pur­gis­nacht­szene aus Faust I die Ränge auf­la­chen und schon erklingt Franz Schu­berts musi­ka­li­sche Fas­sung von „Hei­den­rös­lein“. Der Tenor erweckt mit sei­ner melo­diö­sen Stimme den Text zum Leben und gibt damit den Auf­takt der Ver­an­stal­tung. Die minu­tiös pas­sende Beglei­tung erweckt den Ein­druck, Pia­nist und Sän­ger hät­ten die­sen Auf­tritt sehr genau geübt. Als das Stück endet, setzt Udo Samel ein, der mit einer uri­gen Stimm­lage aus „Dich­tung und Wahr­heit“ eine Pas­sage über Goe­thes Kind­heit vorliest.

So geht es wei­ter: im Wech­sel wird gesun­gen und gele­sen. Die Abwechs­lung hilft nicht nur den Zuhö­rern auf­merk­sam zu blei­ben, sie reprä­sen­tiert auch den viel­sei­ti­gen Goe­the und die aus­ge­wähl­ten Texte, die zwi­schen roman­tisch und phi­lo­so­phisch chan­gier­ten. Es fällt schnell auf, dass es etwas ande­res ist als Worte zu lesen. Das Trio auf der Bühne lässt die Lyrik leben­dig wer­den und berei­chert sie durch seine Kunst­fer­tig­keit im Lesen, Sin­gen und Musi­zie­ren. Die wert­voll for­mu­lier­ten Gedan­ken wer­den ebenso gekonnt vor­ge­tra­gen, doch in bestimm­ten Momen­ten wirkt es unpas­send, Goe­thes jugend­li­che Worte im erwach­se­nen Ton zu hören. Die Zuhö­rer lau­schen den­noch andäch­tig, was in dem prunk­vol­len Saal eine sakrale Stim­mung erzeugt. Beson­ders fan­tas­tisch sind die zwei Ver­to­nun­gen: Hugo Wolf – gefühl­voll gesun­gen und vir­tuos beglei­tet. Beet­ho­ven – kraft­voll, wit­zig, stark. Trotz der Leich­tig­keit, mit der die Texte ver­mit­telt wer­den, bleibt der teils ernste, teils nach­denk­li­che Cha­rak­ter durch die Lesun­gen von Udo Samel erhalten.

Der Abschluss der Ver­an­stal­tung zögert sich etwas hin­aus, da das laut applau­die­rende Publi­kum die drei Her­ren noch zwei­mal zurück auf die Bühne zu Zuga­ben bewegt. Diese Zuga­ben (bzw. Wie­der­ho­lun­gen) las­sen den Abend mit einem fan­tas­ti­schen Gefühl enden, wel­ches sich in den dezent lächeln­den Gesich­tern der Gäste noch außer­halb des Saals widerspiegelt.

Foto © Bücher­stadt Kurier

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1 comment

Evy Heart 18. September 2014 - 14:39

Der ARti­kel ist sehr gut geschrieben!

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