Ein Abenteuerbuch und Augenschmaus

by Zeilenschwimmerin Ronja

Ein Blick und es war um mich gesche­hen. Oder um mein Geld. Je nach­dem. Viel­leicht auch bei­des. Aber was hätte ich ver­passt, wenn ich mir nicht nach­ge­ge­ben hätte! – Zei­len­schwim­me­rin Ronja ist mehr als nur glück­lich über ihren Bücherfund.

Als die Stu­den­tin Jen in der Biblio­thek das Buch „Das Schiff des The­seus“ fin­det und es für den Besit­zer an sei­nen Platz zurück­legt, scheint daran nichts Unge­wöhn­li­ches zu sein. Aus rei­nem Inter­esse beginnt sie die Rand­no­ti­zen von Eric, dem Besit­zer, zu lesen und fügt ihre eige­nen Gedan­ken hinzu. Nach und nach ent­steht über die Noti­zen ein reger Aus­tausch. Gemein­sam ver­su­chen Eric und Jen her­aus­zu­fin­den, wer der mys­te­riöse Autor V. M. Straka war. Sie mer­ken schnell, dass irgend­je­mand ver­sucht, sie daran zu hin­dern. Doch das ist nicht das ein­zige Pro­blem, das ihre Freund­schaft auf die Probe stellt: Auch Eric und Jen haben ihre Geheimnisse.

Es gibt Bücher, die von außen etwas her machen, inhalt­lich aber eher in die hin­tere Regal­reihe gehö­ren. Ebenso exis­tie­ren Werke, bei denen es genau anders herum ist. Und dann sind da natür­lich jene, wo bei­des für die Katz ist. Einige wenige Bücher jedoch sehen nicht nur schmuck aus, sie machen auch Freude beim Lesen. „S. – Das Schiff des The­seus“ gehört zur letz­te­ren Gruppe.

Der Preis des Buches mag einige abschre­cken, aber ich möchte hier auf­zäh­len, warum sich ein Kauf den­noch lohnt, denn es ist schon lange her, dass ich ein so auf­wen­dig gestal­te­tes Buch in den Hän­den gehal­ten habe.

Das Schiff des Theseus1.) Rein äußer­lich, mit Schu­ber und Sie­gel erweckt es gleich den Ein­druck, dass es hier wirk­lich um ein Geheim­nis geht.

2.) Das Buch. Ja, das Buch. Es ist neu und doch alt, es ist ein Buch aus unse­rer Welt und doch stammt es aus der erzähl­ten Welt. Auf­ge­macht wie ein Biblio­theks­buch, etwas dre­ckig, mit ver­gilb­ten Sei­ten und Biblio­theks­stem­peln darin, hält man nicht das Buch von J. J. Abrams und Doug Dorst in den Hän­den, son­dern das Werk des Autors V. M. Straka, eine Aus­gabe von 1949, in der Jen und Eric ihre zahl­rei­chen Kom­men­tare hin­ter­las­sen haben.

3.) Das Zusatz­ma­te­rial. Zwi­schen den Sei­ten lie­gen Briefe, Post­kar­ten, Zei­tungs­ar­ti­kel und andere Bei­ga­ben, die Jen und Eric wäh­rend ihrer For­schun­gen zusam­men­ge­tra­gen haben.

Auf den mehr als 500 Sei­ten fin­den sich eigent­lich gleich zwei Geschich­ten. Zum einen „Das Schiff des The­seus“, das letzte Werk von V. M. Straka, und die Geschichte von Jen und Eric, die sich in meh­re­ren Zeit­ebe­nen in den Rand­no­ti­zen und dem Zusatz­ma­te­rial ent­spinnt. Das macht das Buch natür­lich etwas schwe­rer zu lesen, weil man gleich zwi­schen meh­re­ren Ebe­nen hin und her springt. Wie das ganze lesen? Zuerst den Grund­text ein­mal kom­plett lesen und dann die Kom­men­tare, oder kapi­tel- viel­leicht sogar sei­ten- oder abschnitts­weise vor­ge­hen? Es gibt keine ideale Lese­tech­nik für solch ein Buch.

Bemer­kens­wert ist aller­dings, dass, obwohl zwei Geschich­ten und meh­rere Zeit­ebe­nen zu ver­ar­bei­ten sind, es den­noch ver­ständ­lich bleibt. Sicher, an einem Abend ist das Buch nicht zu lesen, für „S. – Das Schiff des The­seus“ braucht man schon etwas mehr Zeit. Aber hin­ter dem schein­ba­ren Chaos steckt genug Ord­nung, um fol­gen zu kön­nen (z.B. die unter­schied­li­chen Schrift­far­ben in den Noti­zen, wel­che zum einen Jen und Eric und zum ande­ren die Zeit­ebe­nen von­ein­an­der abset­zen). Dazu las­sen sich sowohl der Grund­text als auch die Rand­no­ti­zen wun­der­bar lesen, obwohl (oder viel­leicht auch gerade weil) sie sich im Stil so sehr unter­schei­den. Auch Jen und Eric sind in ihren Kom­men­ta­ren immer gut von­ein­an­der zu tren­nen, nicht nur durch die ver­schie­de­nen Handschriften.

„S. – Das Schiff des The­seus“ ist eine Lese-Her­aus­for­de­rung, ein Aben­teu­er­buch für Bücher­freunde und ein Augen­schmaus im Regal zugleich.

S. – Das Schiff des The­seus. J. J. Abrams & Doug Dorst. Über­set­zung: Tobias Schnett­ler & Bert Schrö­der. Kie­pen­heuer & Witsch. 2015.

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0 comment

literatwo 10. Januar 2016 - 19:24

Es ist mehr als gran­dios und ich habe heute dazu meine Gefühle „Stra­ka­ni­sche The­seus Lese­ge­fühle“ ver­öf­fent­licht und stelle ein­fach mal den Link her – viel­leicht habt ihr Lust euch auf die Gefühls­ebene zu bege­ben und viel­leicht ist diese Ebene der letzte Knacks zum Buchkauf.

Es ist gran­dios – ich wage es zu behaupten.

http://​lite​ratwo​.de/​s​t​r​a​k​a​n​i​s​c​h​e​-​t​h​e​s​e​u​s​-​l​e​s​e​g​e​f​u​e​h​le/

Liebe Grüße – Bini

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Zeilenschwimmerin Ronja 10. Januar 2016 - 20:59

Deine Lese­ge­fühle zu die­sem Buch kann ich sehr gut ver­ste­hen! Ich bin noch immer ver­sucht, mir eine Biblio­thek zu suchen und ein Buch mit Kom­men­ta­ren zu hin­ter­las­sen, in der Hoff­nung, dass jemand antwortet. 😉

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Buchstaplerin Maike 13. Januar 2016 - 11:07

Ich glaube, ich muss auch end­lich mal auf die­ses Buch spa­ren... ich bekomme immer ein wenig Herz­flatt­tern, wenn ich es in der Buch­hand­lung lie­gen sehe...

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