Ein amerikanischer Held in russischen Fängen

by Bücherstadt Kurier

Die Mar­vel-Super­hel­den bekom­men mehr Auf­merk­sam­keit denn je. Filme, Comics, Bücher, Mer­chan­dise. Doch auch Hel­den brau­chen Side­kicks. Sol­che wie Bucky Bar­nes, der beste Freund von Cap­tain Ame­rica, der Bucky nach dem letz­ten gro­ßen Ein­satz ver­lo­ren glaubte. Bei Mar­vel geht aller­dings nie­mand ver­lo­ren. Bücher­bän­di­ge­rin Eli­sa­beth hat die Geschichte des Win­ter Sol­di­ers wie­der aufgetaut.

Bucky Bar­nes ist tot. Oder bes­ser: Er wird tot geglaubt. Wäh­rend Cap­tain Ame­rica nach einem miss­glück­ten Ein­satz in die Kühl­truhe gesteckt wird, wird Bucky von den Rus­sen auf­ge­ga­belt. Von nun an ist er rus­sisch. Zumin­dest ist es sein Gehirn, weil er mani­pu­liert wurde. Mit einem künst­li­chen Arm ver­se­hen ist er der Win­ter Sol­dier, ein berüch­tig­ter und emo­ti­ons­lo­ser Sol­dat, für Spe­zi­al­auf­träge und Him­mel­fahrts­kom­man­dos ein­ge­setzt. Und er ist nicht der Einzige…

Soweit die Vor­ge­schichte und der Wer­de­gang von James Buchanan „Bucky“ Bar­nes. Nun holt ihn die Ver­gan­gen­heit wie­der ein. Zusam­men mit sei­ner Ver­trau­ten Nata­sha Roma­nov – Black Widow – kämpft er nun wie­der auf der rich­ti­gen Seite und gegen die Bedro­hung, die er nur allzu gut selbst kennt. Denn er ist nicht der Ein­zige, der in den gehei­men rus­si­schen Labors zum Super-Sol­da­ten aus­ge­bil­det wurde. Dabei hatte auch der Win­ter Sol­dier selbst seine Fin­ger im Spiel. Nun, da er weiß, wel­che Gefahr droht, setzt er alles daran, diese zu ver­hin­dern. Doch er gerät erneut in Gefan­gen­schaft und es bedarf eini­ger Super­hel­den-Freunde, ange­führt von Cap­tain Ame­rica, der sei­nen Freund nie­mals im Stich las­sen würde, um alles wie­der ins Lot zu rücken. Wenn da nicht auch noch Black Widow in fal­sche Hände gera­ten wäre…

Cha­rak­tere mit viel Tiefe

Im Mega­band „Win­ter Sol­dier – Der längste Win­ter“ wer­den 14 Aus­ga­ben der US-Comics in einem Band zusam­men­ge­fasst. Erzählt wird die Geschichte von James Buchanan Bar­nes, dem Win­ter Sol­dier, der gegen Schlä­fer-Agen­ten ankämp­fen muss, die er selbst aus­ge­bil­det hat. Er weiß um die Gehirn­wä­sche, der er unter­zo­gen wor­den war, aber auch um die Gräu­el­ta­ten, die er damals began­gen hatte. Zusam­men mit Black Widow, eben­falls eine ehe­ma­lige KGB-Agen­tin, die durch ihr gemein­sa­mes Schick­sal eng an Bucky Bar­nes gebun­den ist, setzt er alles daran, seine Feh­ler von frü­her wie­der gerade zu biegen.

Black Widow und der Win­ter Sol­dier ver­bin­det eine gemein­same Ver­gan­gen­heit. Durch die gegen­sei­tige Bewun­de­rung und das Ver­ste­hen des jeweils ande­ren durch ihre ähn­li­chen frü­he­ren Erfah­run­gen wird eine inten­sive Emo­tio­na­li­tät inmit­ten all der Action geschaf­fen. Gezeigt wer­den nicht ein­fach Hel­den, die durch ihre Kräfte die Welt ret­ten. Die Cha­rak­tere haben eine Ver­gan­gen­heit, mit der sie leben müs­sen, so schwer es fal­len mag. Sie sind durch­zo­gen von Zwei­feln, von Schuld­ge­füh­len, von Rache. All die Schat­ten­sei­ten, die einen mensch­li­chen Abgrund aus­ma­chen kön­nen, wer­den in ver­schie­dens­ten Facet­ten an die Prot­ago­nis­ten gehef­tet. Sie sind Kil­ler, Kämp­fer und den­noch Lie­bende, so wie Bucky und Nata­sha. Sie wol­len Rache und den­noch ihre Ver­gan­gen­heit zurecht­rü­cken. Ihre Geg­ner sind über­mäch­tig und geben Grund genug, immer wie­der zu ver­zwei­feln. Aber an Auf­ge­ben ist nicht zu den­ken. Die gezeich­ne­ten Cha­rak­tere sind trotz ihrer außer­ge­wöhn­li­chen Kräfte und Fähig­kei­ten nur allzu mensch­lich, wes­we­gen es leicht­fällt, Empa­thie zu emp­fin­den, mit zu fie­bern und um die Prot­ago­nis­ten zu bangen.

Hand­lung und Story

Ed Bru­baker ist ein Meis­ter sei­ner Kunst. Die straffe Hand­lung des Comics lässt den Span­nungs­bo­gen nicht einen Moment lang abflauen. Die Story kommt einem Thril­ler gleich, die auch gleich­zei­tig ver­wor­ren genug ist, um immer wie­der Über­ra­schun­gen zuzu­las­sen. Aller­dings ver­läuft man sich den­noch nicht in den ver­schie­de­nen Strän­gen. Es wird einer kla­ren Linie gefolgt, die immer wie­der Abzwei­gun­gen sucht. Kaum wirkt es so, als könne eine Mis­sion erfolg­reich been­det wer­den, macht eine kleine Wen­dung alles zunichte. Von Anfang an wird die Span­nung auf ein hohes Level geho­ben und bleibt für die gesamte Hand­lung bestehen.

Zeich­nun­gen und Grafik

Der Mega­band besticht durch einen kla­ren und sehr dyna­mi­schen Zei­chen­stil, was die vie­len Kampf- und Action­sze­nen auch ver­lan­gen. An Details wird oft­mals nicht gespart, was das Bild an sich meist aber kei­nes­wegs belas­tet. Das Farb­schema der Sei­ten ist gut abge­stimmt und spie­gelt wie­der, was die Stim­mung der momen­ta­nen Szene aus­drü­cken sollte. Selbst chao­ti­sche Sze­nen sind ebenso dar­ge­stellt – wenn auch manch­mal etwas zu über­la­den, sodass eine Bild­folge nach genaue­rer Betrach­tung ver­langt. Doch zeich­net dies wie­derum die schnelle Abfolge der Hand­lung wider, wäh­rend ruhi­gere Sze­nen weit­aus kla­rer und beru­hig­ter gestal­tet wur­den. Zei­chen­stil und Hand­lung gehen somit Hand in Hand und ver­stär­ken und beein­flus­sen Lese­fluss und Lese­tempo gleichermaßen.

Der erste Mega­band „Win­ter Sol­dier – Der längste Win­ter“ ist ein Muss für jeden Fan und gleich­zei­tig auch ein emp­feh­lens­wer­tes Werk für alle Comic-Fans, die rasante Story-Erzäh­lun­gen und groß­ar­tige Zeich­nung und Gra­fik mögen.

Win­ter Sol­dier – Der längste Win­ter (Mega­band 1). Autor: Ed Bru­baker. Zeich­ner: Butch Guice, Michael Lark. Über­set­zung: Michael Bre­gel. Panini Comics. 2014.

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