Ein Dschinni zum Verlieben

by Geschichtenerzähler Adrian

Mit „Disney’s Alad­din“ ent­führte uns der Mer­chan­dise-Gigant 1992 in die ori­en­ta­li­sche Stadt Agra­bah und in eine Welt vol­ler Magie, flie­gen­der Tep­pi­che, in der die Freun­din einem immer treu bleibt; egal wie oft sie belo­gen oder hin­ter­gan­gen wird. Und natür­lich mit Dschinni und dem Affen Abu! Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian und Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina haben sich durch das Auf und Ab die­ser Dis­ney-Tri­lo­gie gewühlt.

„Disney’s Alad­din“ erzählt die Geschichte des namens­ge­ben­den, ver­wais­ten und ver­arm­ten Stra­ßen­jun­gen Alad­din, der sei­nen Lebens­un­ter­halt mit Steh­len ver­dient. Doch Alad­din träumt von einem Leben im Palast. Wie­derum träumt Prin­zes­sin Jas­min davon, dem Leben im Palast zu ent­kom­men und somit auch den stän­di­gen Hei­rats­an­trä­gen, wel­che ihr Vater für sie arrangiert.

Durch einen Zufall tref­fen Jas­min und Alad­din auf­ein­an­der und freun­den sich an. Aber auch der böse Groß­we­sir Dschafar hat es auf den Stra­ßen­jun­gen abge­se­hen, denn er sieht in Alad­din eine Chance, die sagen­um­wo­bene Wun­der­lampe aus der Schatz­höhle zu holen. Jedoch behält Alad­din durch die Hilfe sei­nes Affen Abu die Lampe und befreit den darin ein­ge­schlos­se­nen Dschinni, im Ori­gi­nal gespro­chen von Comedy-Legende Robin Wil­liams. Mit den drei Wün­schen, die er nun frei hat, sieht er die Chance, das Herz von Jas­min für sich zu gewin­nen. Doch Dschafar will wei­ter­hin die Lampe in sei­nen Besitz bringen.

Das Böse kehrt zurück; oder: Wie man eine Fort­set­zung verhunzt

Der zweite Teil, „Dschafars Rück­kehr“, setzt direkt dort an, wo der erste geen­det hat, und ist so extrem mies – Geschichte und Zeich­nun­gen –, dass er einen ziem­li­chen Bruch in die magi­sche Welt von Agra­bah schlägt. Dschafars geld­gie­ri­ger Papa­gei und Part­ner Jago will nach der Nie­der­lage des Groß­we­sirs wie­der im Palast leben und sich nun den „Guten“ – also Alad­din und Jas­min plus Anhäng­sel – anschlie­ßen. Dabei steht er natür­lich vor der Ver­trau­ens­frage, denn schließ­lich war er in der Ver­gan­gen­heit kein Hei­li­ger. So muss Jago bewei­sen, dass er sei­nem ehe­ma­li­gen Part­ner Dschafar abge­schwo­ren hat, indem er dabei hilft, ihn end­gül­tig zu ver­nich­ten. Die­ser hat sich näm­lich mit­hilfe des Ban­di­ten­füh­rers El Fatal, der cha­rak­ter­lich mehr stroh­dumme Mario­nette als ein nor­ma­ler Mensch ist, aus sei­nem Gefäng­nis befreit und will nun sei­nen Platz im Palast zurück.

Drei Hoch­zei­ten und ein Vaterkomplex

Im drit­ten Teil, „Alad­din und der König der Diebe“, wol­len Alad­din und Jas­min end­lich hei­ra­ten. Aller­dings wird die Zere­mo­nie durch den Über­fall der 40 Räu­ber gesprengt und es kommt zu einer kom­plet­ten Ver­wüs­tung. Grund scheint ein Zep­ter zu sein, wel­ches der König der Diebe haben will. Aller­dings schei­tert die­ser und die Ein­dring­linge flie­hen. Als sich das Zep­ter als Ora­kel her­aus­stellt, erfährt Alad­din, dass sein Vater noch lebt und bei den 40 Räu­bern ist.

Zu sei­ner Über­ra­schung fin­det er her­aus, dass sein Vater gar nicht wie ver­mu­tet ein Gefan­ge­ner der Räu­ber ist, son­dern der Anfüh­rer. Trotz allem will Alad­din sei­nen Vater zurück nach Agra­bah holen, was jedoch eini­ger Über­win­dun­gen bedarf.

Träume, Gier und Familie

Der erste Teil von „Alad­din“ spielt wun­der­bar mit dem Thema Wün­schen und damit sind nicht nur jene gemeint, wel­che ein Dschinni erfül­len kann. Sowohl Alad­din als auch Jas­min träu­men von einem Leben außer­halb ihrer jet­zi­gen Umstände und erhof­fen sich dadurch eine Ver­bes­se­rung, was der jeweils andere nicht ver­ste­hen kann. Es heißt nicht umsonst, dass man eine Weile in den Schu­hen des ande­ren gehen soll, um zu wis­sen, wie die­ser sich fühlt.

Im zwei­ten Film wünscht sich Jago eben­falls eine Ver­bes­se­rung sei­ner Lebens­si­tua­tion, jedoch stützt er diese auf Gier nach Reich­tü­mern und Macht. Auch wenn er eine klar sicht­bare Cha­rak­ter­ent­wick­lung durch­macht und sich schließ­lich sei­nen Wunsch erfül­len kann, bleibt das ganze recht ober­fläch­lich. Es ist kaum mög­lich, sich in die Figur von Jago hin­ein­zu­ver­set­zen. Zudem bleibt die Moral ziem­lich auf der Stre­cke. Natür­lich hilft Jago Alad­din und den ande­ren, Dschafar zu besie­gen, zieht zurück in den Palast und erfüllt sich sei­nen Traum vom Schatz, doch es gibt keine Fol­gen für ihn und seine Gier. Schon im ers­ten Film basierte sein Cha­rak­ter auf stän­di­ger Gier und Macht­hun­ger und das ändert sich in kei­nem Teil. Und obwohl diese Eigen­schaf­ten stän­dig zu Pro­ble­men füh­ren, kommt Jago immer damit durch.

Die Prot­ago­nis­ten des ers­ten Teils, Alad­din und Jas­min, tre­ten hier klar in den Hin­ter­grund und ihre Rol­len wer­den für Jagos Cha­rak­ter­ent­wick­lung zu „sup­por­ting cha­rac­ters“ – unter­stüt­zende Neben­fi­gu­ren – herabgestuft

Im Abschluss der Tri­lo­gie dreht sich alles um den Wunsch nach einer Fami­lie. Nicht nur die lang­ersehnte Hoch­zeit mit sei­ner gro­ßen Liebe Jas­min, son­dern ebenso die Erin­ne­rung an den Ver­lust sei­nes Vaters Cas­sim beschäf­ti­gen Alad­din hier. Als er sei­nen Vater dann end­lich fin­det, ist Aladdins Bestre­ben groß, ihn zurück in seine Welt zu holen und als sei­nen Vater erneut zu eta­blie­ren. Die erste Bitte von Alad­din an sei­nen Vater nach des­sen Rück­kehr nach Agra­bah ist, dass Cas­sim an sei­ner Hoch­zeit mit Jas­min teil­neh­men soll. Doch Cas­sim hat andere Pläne und ist hin­ter einem gro­ßen Schatz her, der ihm noch mehr Reich­tum brin­gen soll. Je mehr Alad­din die­sen Wunsch jedoch erzwingt, desto gefähr­de­ter ist nicht nur die erneute Nähe zu sei­nem Vater, son­dern auch die Hoch­zeit mit Jasmin.

Alles ein­stei­gen! Es war­tet eine qua­li­ta­tive Berg- und Talfahrt

Wie von Dis­ney zu erwar­ten, ist der erste Teil vom sel­ben qua­li­ta­ti­ven Stan­dard wie die rest­li­chen Klas­si­ker – „Ari­elle“, „Mulan“, „Die Schöne und das Biest“ etc. – und war­tet mit ebenso viel Liebe zu Details auf. Der Film und seine Zeich­nun­gen sind gut geal­tert und selbst der klar com­pu­ter­ani­mierte Ein­gang zur Schatz­höhle, ist aus heu­ti­ger Sicht immer noch respek­ta­bel. Obwohl Dis­ney dem Thema sei­ner roman­ti­schen Komö­dien treu bleibt, ver­pa­cken sie es in solch einem ange­nehm anzu­schau­en­den und fan­tas­ti­schen Gewand, dass die Zuschauer nicht das Gefühl haben, etwas Alt­be­kann­tes zu sehen.

Wäh­rend der erste Teil mit sei­nen Ani­ma­tio­nen eine wun­der­voll magi­sche Welt erzeu­gen kann, ist der zweite mehr ein Schat­ten des­sen, was der erste erschafft. Die Cha­rak­tere sehen lai­en­haft gezeich­net aus und die Bewe­gun­gen sind alles andere als flüs­sig. Er gleicht sehr einem cash-grab – Geld aus dem Erfolg des ers­ten Teils schla­gen wol­len – und nicht mehr dem ver­zau­bern­den Stan­dard, wel­cher Dis­ney mit sei­nen Zei­chen­trick­fil­men so erfolg­reich gemacht hat. Kein Wun­der, dass die­ser Teil nicht in den Kinos, son­dern Direct-to-Video erschien. So kehrt im zwei­ten Teil zwar Böse­wicht Dschafar wie­der zurück, jedoch hält sich hier Robin Wil­liams als Dschinni von dem Film fern und über­nimmt erst im drit­ten Teil wie­der seine iko­ni­sche Sprechrolle.

Aus den Feh­lern des zwei­ten Teils scheint Dis­ney gelernt zu haben und so war­tet „Alad­din und der König der Diebe“ mit einer ebenso anspre­chen­den und dem Erfolg des ers­ten Teils ent­spre­chen­den zeich­ne­ri­schen Qua­li­tät auf. Neben der Ani­ma­tion reicht auch die Vater-und-Sohn-Geschichte an die Qua­li­tät des ers­ten heran und bie­tet einen berüh­ren­den und stim­mungs­vol­len Abschluss der Reihe.

Musik

Musik­tech­nisch über­zeugt „Alad­din“ mit wun­der­ba­ren Ohr­wür­mern, die einem schein­bar ewig im Kopf blei­ben wer­den. Man nehme als Bei­spiel etwa das Intro „Ara­bi­sche Nächte“. Die Lie­der bie­ten eine ange­nehme Abwechs­lung zwi­schen ernst und gefühl­voll sowie lus­tig – letz­te­res vor allem von Dschinni. Zusam­men mit der gran­dio­sen, pas­send unter­ma­len­den Bebil­de­rung der gesun­ge­nen Lie­der schafft es Dis­ney nicht nur in „Alad­din“, son­dern all­ge­mein in sei­nen Fil­men, die Zuschauer abzu­ho­len und in seine Wel­ten zu ent­füh­ren. Auch in dem nicht gut gelun­ge­nen zwei­ten Teil gibt es ein, viel­leicht zwei Lie­der, die cat­chen, jedoch sei hier gesagt, dass die deut­sche Stimme von Jago wirk­lich nicht für Gesang geeig­net ist und mehr für einen Schauer sorgt als für ein fröh­li­ches Mitsingen.

Sind aller guten Dinge wirk­lich drei?

Wäh­rend der erste Teil wohl ein zeit­lo­ser Klas­si­ker blei­ben wird, ist das große Manko der Tri­lo­gie, dass man den zwei­ten gese­hen haben sollte, um hier und dort Neu­po­si­tio­nie­run­gen von ein­zel­nen Cha­rak­te­ren im drit­ten Teil nach­voll­zie­hen zu kön­nen. Emp­feh­lens­wert ist es, sich die Zusam­men­fas­sung der Hand­lung ein­fach bei Wiki­pe­dia durch­zu­le­sen. Dies sollte kom­plett aus­rei­chen, um den drit­ten Teil ohne Fra­ge­zei­chen erle­ben zu kön­nen. Ers­ter und drit­ter Teil dür­fen jedoch in kei­nem gut geord­ne­ten DVD-/Blu-ray-Regal fehlen.

Dis­ney spen­diert „Alad­din“ noch die­ses Jahr (im Mai) eine Real­ver­fil­mung – unter ande­ren mit Will Smith als Dschinni – in der Art von „Das Dschun­gel­buch“ oder „Die Schöne und das Biest“. Im Jahr 1986, bevor Dis­ney seine „Aladdin“-Filme her­aus­brachte, gab es den Real­film „Ala­din“ mit Bud Spen­cer in der Rolle des Dschinni.

  • Alad­din. Regie und Dreh­buch: John Mus­ker, Ron Cle­ments. Mit: Robin Wil­liams, Scott Wein­ger, Linda Lar­kin u.a. Walt Dis­ney Stu­dios. 1992. FSK 0.
  • Dschafars Rück­kehr. Regie: Toby Shel­ton, Tad Stones. Dreh­buch: Tad Stones, Mark McCorkle. Mit: Scott Wein­ger, Linda Lar­kin, Dan Cas­tel­la­neta u.a. Walt Dis­ney Stu­dios. 1994. FSK 0.
  • Alad­din und der König der Diebe. Regie: Tad Stones. Dreh­buch: Mark McCorkle, Robert Schoo­ley. Mit: Rob­bin Wil­liams, Scott Wein­ger, Linda Lar­kin u.a. Walt Dis­ney Stu­dios. 1996. FSK 0.

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