Ein echter „Potter“ oder eine verwunschene Fortsetzung?

by Bücherstadt Kurier

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Am 24. Sep­tem­ber erscheint der achte „Harry Pot­ter“ end­lich auch auf Deutsch. Buch­stap­le­rin Maike und Zei­len­schwim­me­rin Ronja konn­ten nicht so lange war­ten und haben es schon auf Eng­lisch gele­sen. Was sie dar­über den­ken, ver­ra­ten sie in einem spoi­ler­freien Inter­view mit sich selbst.

Was habt ihr gedacht, als her­aus­kam, dass es einen neuen „Pot­ter“ geben wird?

ZR: „Hof­fent­lich rui­niert das nicht alles.“ Natür­lich habe ich mich auch gefreut, schließ­lich steckt das Harry-Pot­ter-Fie­ber selbst nach Jah­ren immer noch in mir drin. Unheil­bar, würde ich sagen. Aber so span­nend es auch ist, mehr über die Figu­ren oder die Welt einer Geschichte zu erfah­ren, weiß ich mitt­ler­weile, dass weni­ger manch­mal mehr ist.

BM: „Frau Row­ling, das wird bes­ser gut!“ Mein elf­jäh­ri­ges Ich, das noch immer auf den Hog­warts-Brief war­tet, war ent­zückt, einer neuen Genera­tion Pot­ter-Figu­ren nach Hog­warts fol­gen zu kön­nen. Mein 25-jäh­ri­ges, kri­ti­sches Ich war da schon skep­ti­scher. In den „alten“ Büchern kann man mit etwas Abstand so viele Schwä­chen erken­nen, und viel­leicht ver­schlimm­bes­sert eine neue Geschichte ja alles?

Was habt ihr erwartet?

ZR: Magie und Witz. Harry Pot­ter, seine Fami­lie und seine Freunde. Aber inhalt­lich hatte ich keine rich­ti­gen Erwar­tun­gen, außer dass es einen neuen Hand­lungs­mit­tel­punkt gibt. Ich habe mich auch aktiv von allen Spe­ku­la­tio­nen fern­ge­hal­ten, um mich wirk­lich über­ra­schen zu lassen.

BM: Die­sel­ben skur­ri­len Schau­plätze und Aben­teuer, wie ich sie schon kenne und liebe. Viel­leicht, dass neue Ecken in Hog­warts erkun­det wer­den und dass alte Kon­flikte mal berei­nigt wer­den. Mehr Magi­schen All­tag, ohne all­täg­lich zu sein.

Wie schnell habt ihr es gelesen?

ZR: Schnell, möchte ich behaup­ten. Tat­säch­lich habe ich es in weni­gen Stun­den fast an einem Stück durchgelesen.

BM: Bei mir war es genauso! Als ich ein­mal ange­fan­gen hatte, konnte ich das Buch nur dann zur Seite legen, wenn mir die Hand­lung den Atem ver­schla­gen hat und ich tief durch­at­men oder her­um­fuch­teln musste.

War es gut zu lesen, obwohl es ein dra­ma­ti­scher Text ist?

ZR: Ja. Das ist kein Pro­blem. Die Dia­loge sind so, wie sie in einem Roman auch wären, und Regie­an­wei­sun­gen gibt es im Ver­hält­nis eher wenige. Aber auch die stö­ren nicht. Sprach­lich ist es sehr ange­nehm und man kann der Geschichte gut folgen.

BM: Es ist ja nichts Neues, ein Drama wie einen Roman zu lesen und sich die Büh­nen­hand­lung vor­zu­stel­len. Mein altes Pro­blem war, dass ich oft die Namen über­le­sen habe und dann durch­ein­an­der war, wer eigent­lich spricht. Schwie­rig­kei­ten, das Kopf­kino anzu­kur­beln, hatte ich jeden­falls nicht!

Ent­spricht es euren Vorstellungen?

ZR: Jein. Ich möchte nicht zu viel ver­ra­ten, um nie­man­den das Lese­ver­gnü­gen zu ver­der­ben. Sicher ist, dass es Witz und Magie hat. Harry kommt vor, Fami­lie und Freunde nur in Tei­len. Über den Inhalt schweige ich mich bes­ser aus.

BM: Schrö­din­gers Ach­ter „Pot­ter“, würde ich sagen! Es ist genauso magisch und ver­dreht, wie „Harry Pot­ter“ sein muss. Und gleich­zei­tig sollte man manch­mal den eige­nen Hel­den nach ihren Aben­teu­ern viel­leicht nicht beim Altern zugu­cken. Und immer­hin hat­ten wir viele Jahre Zeit, uns unse­ren Headca­nons zusam­men­zu­stel­len – dass Frau Row­ling hier und da etwas schreibt, wo wir den­ken „Na aber DAS hätte ich anders gemacht“, ist klar.

Es gibt ja bereits viele Kri­ti­ken, in denen gesagt wird, dies sei kein „ech­ter Pot­ter“, dass sich das Buch mehr liest wie Fan­Fic­tion. Was sagt ihr dazu?

ZR: Es ist nicht voll­kom­men abwe­gig. Nicht von der Schreib­weise her, das auf kei­nen Fall. Bloß gibt es einige inhalt­li­che Punkte, die die­sen Ver­gleich zulassen.

BM: Was ist ein „ech­ter Pot­ter“? Und ist Fan­Fic­tion ein nega­ti­ves Qua­li­täts­merk­mal? Aber ja, es gibt einige „Hoppla, wo kommt das denn her?“-Momente, die auch in Fan­Fic­tion nicht abwe­gig wären.

Wie ist eure abschlie­ßende Mei­nung zu „Harry Pot­ter and the Cur­sed Child“?

ZR: Zwie­späl­tig. Es hat Spaß gemacht, es zu lesen, sich wie­der ein­mal dem Pot­ter-Fie­ber zu erge­ben, denn es gibt vie­les im Buch, was schön, lus­tig oder auch anrüh­rend war. Ande­res wie­derum hin­ter­ließ mich ein wenig ver­wirrt, (nega­tiv) über­rascht und auch ungläu­big. Als Lese­rin und Fan akzep­tiere und respek­tiere ich Row­lings Fort­füh­rung der Geschichte. Aber ob es mir gefällt, ist eine andere Frage.

BM: Es kann für mich nie genug Harry Pot­ter geben, oder bes­ser gesagt, Geschich­ten aus der Magi­schen Welt. Ande­rer­seits machen mich einige Dinge in die­sem Buch unglück­lich oder wütend. Ich kann gut damit leben, diese Fort­füh­rung nur als Vor­schlag zu sehen, wie es mit Harry wei­ter­ge­hen könnte. Und wäre mir ein neuer Roman statt eines Skripts lie­ber gewe­sen (genauso, wie mir in den neuen Kurz­ge­schich­ten-Bän­den echte Kurz­ge­schich­ten lie­ber gewe­sen wären)? Wahr­schein­lich. Viel­leicht ist „The Cur­sed Child“ live auf der Bühne magi­scher – schade, dass es nicht so viele Men­schen sehen kön­nen. Frau Row­ling, wie wäre es mit einer DVD-Fassung?

Habt ihr „The Cur­sed Child“ auch schon ver­schlun­gen oder sogar ein Thea­ter-Ticket ergat­tern kön­nen? Schreibt uns in den Kom­men­ta­ren, wie ihr unsere Inter­view­fra­gen beant­wor­ten würdet.

Harry Pot­ter and the Cur­sed Child. Parts I & II (Spe­cial Rehe­ar­sal Edi­tion Script). J. K. Row­ling, John Tif­fany, Jack Thorne. Little, Brown. 2016. / Harry Pot­ter und das ver­wun­schene Kind. Teil eins und zwei (Spe­cial Rehe­ar­sal Edi­tion Script). J. K. Row­ling, John Tif­fany, Jack Thorne. Aus dem Eng­li­schen von Klaus Fritz. Carl­sen. 2016.

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