Ein Roman mit Empfehlungsschreiben

by Bücherstadt Kurier

Wer sagt, dass es ewig dau­ern muss, einen Roman zu schrei­ben? 30 Tage kön­nen durch­aus genü­gen. Das wis­sen nicht nur die Teil­neh­mer des Natio­nal Novel Wri­ting Month. Auch die zwölf­ein­halb­jäh­rige Aris­to­te­les Thi­bo­deau schreibt einen Monat lang. Zei­len­schwim­me­rin Ronja hat mitgelesen.

Eine Therapie für AristotelesExpo­si­tion

Rezen­si­ons­ex­em­plare haben, bevor sie zu sol­chen wer­den, auf irgend­eine Art und Weise die Auf­merk­sam­keit der Redak­tion oder Per­son erregt, die es rezen­sie­ren wird. Des­halb war ich ver­ständ­li­cher Weise über­rascht, in mei­nem Exem­plar von „Eine The­ra­pie für Aris­to­te­les“, das ich ja ohne­hin lesen wollte (und auch musste), ein Emp­feh­lungs­schrei­ben für eben­die­ses Buch vor­zu­fin­den. Ist das nicht über­flüs­si­ger Aufwand?

Stei­gende Handlung

Besag­tes Buch wird erzählt von Aris­to­te­les, genannt Aris. Sie lebt mit ihrer Mut­ter Diane und ihrem jün­ge­ren Bru­der Max in Kanuga, USA. Aris, die ihrer Mut­ter hilft, wo sie nur kann, beschließt, dass es so chao­tisch wie momen­tan nicht wei­ter­ge­hen kann. Der Plan: In 30 Tagen ein Buch schrei­ben, das zum einen als The­ra­pie für sie selbst die­nen und gleich­zei­tig ein Best­sel­ler wer­den soll, um der Fami­lie die Geld­sor­gen zu neh­men. Neben­bei will Aris auch end­lich den rich­ti­gen Freund für ihre Mut­ter fin­den. Sie hat da auch schon jeman­den ins Auge gefasst: Penn, hand­werk­lich begab­ter Fami­li­en­freund und „PMB“ (Posi­tive männ­li­che Bezugs­per­son) für Aris und Max. Zu dumm, dass Penn von lang­fris­ti­gen Bezie­hun­gen und Berüh­run­gen ande­rer Men­schen nicht son­der­lich viel hält.

Höhe­punkt

Auch wenn es erst so klin­gen mag, „Eine The­ra­pie für Aris­to­te­les“ ist nicht die schon oft beschrie­bene und ver­filmte Geschichte eines Kin­des, das sei­nem allein­er­zie­hen­den Eltern­teil einen Part­ner sucht. Der Roman ist gefühl­voll, aber nicht kit­schig. Komisch, aber keine Komö­die. Nach­denk­lich und teil­weise trau­rig, aber keine Tra­gö­die. Er ist ange­nehm unvorhersehbar.
Es ist beein­dru­ckend, wie Mela­nie Sum­ner es schafft, bei all den erns­ten und auch wit­zi­gen Gescheh­nis­sen die Spra­che ihres Romans so wir­ken zu las­sen, als erzähle tat­säch­lich ein Mäd­chen und keine Erwach­sene, ohne dass es zu ein­fach oder platt wird.

Fal­lende Handlung

Alle, die sich noch an die Deutsch­stunde erin­nern kön­nen, in der der typi­sche Auf­bau eines Romans durch­ge­nom­men wurde, wer­den zusätz­li­chen Spaß haben. Statt Kapi­teln oder Tei­len, gibt es Expo­si­tion, stei­gende Hand­lung, Höhe­punkt etc. (Ich war so frei, diese Idee hier eben­falls anzu­wen­den.) Aris­to­te­les bemüht sich, alles auf ihrem Weg zum Best­sel­ler rich­tig zu machen und gibt einige Tipps zum Schrei­ben eines Romans aus ihrem Rat­ge­ber „Romane schrei­ben in 30 Tagen“ an ihre Lese­rIn­nen weiter.

Dénoue­ment

Was soll ich noch groß sagen? Aris­to­te­les und auch Mela­nie Sum­ner haben alles rich­tig gemacht. Ent­stan­den ist ein herz­er­wär­men­der Roman, der jedes eigent­lich über­flüs­sige Emp­feh­lungs­schrei­ben rechtfertigt.

Eine The­ra­pie für Aris­to­te­les. Mela­nie Sum­ner. Über­set­zung: Eva Kem­per. DuMont Buch­ver­lag. 2016.

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