Ein Sommermärchen am Ende der Welt

by Bücherstadt Kurier

Man nehme eine kleine Mit­tel­meer­in­sel, eine sizi­lia­ni­sche Hoch­zeit, beste Freun­din­nen, zwi­schen denen ein unschö­nes Geheim­nis steht, einen etwas skur­ri­len Spie­le­ent­wick­ler und einen Mann, der sich von sei­nem ehe­ma­li­gen Mit­be­woh­ner betro­gen fühlt. Dazu eine Por­tion Humor, etwas Roman­tik und sprit­zige Dia­loge – fer­tig ist Richard Macken­rodts locker-leichte Som­mer­ko­mö­die „Die kleine Insel am Ende der Welt“.

Die Erzäh­lung rankt sich um eine anste­hende Hoch­zeit auf der abge­le­ge­nen Mit­tel­meer­in­sel Linosa. Lisa, erfolg­rei­che Unter­neh­me­rin, macht sich auf den Weg dort­hin, denn die Braut ist nie­mand ande­res als ihre beste Freun­din und Geschäfts­part­ne­rin Chiara. Doch Lisa kann sich so gar nicht auf die bevor­ste­hende Hoch­zeit freuen, hat sie doch schwer mit dem gro­ßen Geheim­nis zu kämp­fen, das sie vor ihrer bes­ten Freun­din hat. Sie muss Chiara end­lich die Wahr­heit sagen – doch hat sie dazu noch das Recht? Ein Geständ­nis würde nicht nur die Bezie­hung der bei­den Frauen für immer verändern.
Lisas innere Zer­ris­sen­heit ist das zen­trale Thema der Geschichte. Doch sie ist nicht die ein­zige, die sich mit solch schwie­ri­gen Ent­schei­dun­gen quält. Auch Phil­lip Schwarz, Grün­der und Fir­men­chef der Spie­le­firma „Nero Black Enter­pri­ses“, will sich end­lich der Wahr­heit stel­len und begibt sich auf den Weg nach Linosa. Und auch der Ver­lie­rer Bernd hat noch seine ganz eigene Rech­nung offen.

Die ein­zel­nen Hand­lungs­stränge wech­seln sich schnell ab und wer­den erst nach und nach zum gro­ßen Show­down auf der beschau­li­chen Insel zusam­men­ge­führt. Lei­der ist der Weg dort­hin ziem­lich vor­her­seh­bar. Zwar gibt sich der Autor alle Mühe, die Span­nung auf­recht zu erhal­ten, aber dem Leser ist bereits nach weni­gen Sei­ten klar, mit wel­chem Geheim­nis Lisa hadert, was Phil­lip Schwarz auf der Insel möchte und wel­che Moti­va­tion hin­ter Bernd Moers Han­deln steckt.
Viel­leicht ist dies vom Autor ja sogar gewollt? Immer­hin bedient er sich recht offen­sicht­li­cher Kli­schees der roman­ti­schen Drama-Komö­die. Dem­entspre­chend blei­ben die Figu­ren in ihrem Han­deln äußerst vor­her­seh­bar und auch die Auf­lö­sung bie­tet keine große Über­ra­schung. Posi­tiv her­vor­zu­he­ben sind aller­dings die auf­lo­ckern­den Stil­ele­mente, wie bei­spiels­weise eine ver­än­derte Schrift­art, wenn Lisa ihren sehr aus­schwei­fen­den Tag­träu­men nach­hängt. Sie geben dem Werk eine gewisse eigene Note zurück.

Alles in allem ist „Die kleine Insel am Ende der Welt“ ein kurz­wei­li­ges Buch, das sich prak­tisch in einem Rutsch durch­le­sen lässt. Es erfin­det das Rad nicht neu, bedient sich gän­gi­ger Kli­schees und ver­führt den Leser kei­nes­falls zu tief­grün­di­gen Gedan­ken. Zum som­mer­li­chen Schmö­kern am Strand ist es aber gut geeig­net und lässt den Leser viel­leicht sogar mit einem Schmun­zeln zurück.

Annette

Die kleine Insel am Ende der Welt, Richard Mackenrodt
Edi­tion Takuba, 2015

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