Eine Bereicherung für jedes Bücherregal: Irmina

by Zeilenschwimmerin Ronja

Inspi­riert vom Leben ihrer Groß­mutter erzählt Bar­bara Yelin mit „Irmina“ die Geschichte einer Frau wäh­rend des Natio­nal­so­zia­lis­mus ohne dabei in Kli­schees zu ver­fal­len. – Von Zei­len­schwim­me­rin Ronja

Kurz vor dem zwei­ten Welt­krieg reist die junge Irmina von Deutsch­land nach Eng­land, um dort an einer Sekre­tä­rin­nen­schule ihre Aus­bil­dung zu begin­nen. Sie ist wis­sens­durs­tig und aben­teu­er­hung­rig und erkun­det das fremde Land mit Begeis­te­rung. Auf einer Party lernt sie den dun­kel­häu­ti­gen Howard ken­nen, der in Oxford stu­diert. Sie freun­den sich schnell an, vor allem, da sie beide täg­lich Erfah­run­gen mit Aus­gren­zung machen. Howard auf­grund sei­ner Haut­farbe und Irmina da sie Deut­sche ist. Wäh­rend sich die Lage in Deutsch­land zuspitzt, fühlt Irmina sich von Howard, der für seine Abschluss­prü­fun­gen lernt, immer mehr ver­nach­läs­sigt. Als sie schließ­lich auch noch ihre Unter­kunft ver­liert, kehrt sie zu Howards Ent­set­zen nach Deutsch­land zurück…

„Irmina“ ist eine Gra­phic Novel und erzählt die Geschichte der Titel­fi­gur von ihren jun­gen Jah­ren bis ins hohe Alter. Der Leser wird zu Beginn direkt in die Geschichte hin­ein­ge­wor­fen, beglei­tet Irmina manch­mal durch sehr aus­führ­li­che Lebens­ab­schnitte und wird dann wie­derum von zeit­li­chen Schnit­ten über­rascht, die einen fast fil­mi­schen Ein­druck ent­ste­hen las­sen. Gleich­zei­tig ist das Buch in drei große Abschnitte (Lon­don, Ber­lin, Bar­ba­dos) unter­teilt, durch die wie­derum die Roman­haf­tig­keit betont wird.

Ein gro­ßer Plus­punkt ist die Gestal­tung des Buches. Der Hard­co­ver­ein­band liegt trotz der Größe des Buches gut in der Hand und ist schon an sich ein klei­ner Hin­gu­cker. Aber auch der Inhalt stimmt. Die Sei­ten haben eine ange­mes­sene Stärke und die Druck­qua­li­tät ist her­vor­ra­gend, sodass Bar­bara Yelins atmo­sphä­ri­sche Zeich­nun­gen wun­der­bar zur Gel­tung kommen.

Die Bil­der strah­len unglaub­lich viel aus. Die Grund­stim­mung ver­än­dert sich von Abschnitt zu Abschnitt durch unter­schied­li­che Farb­mi­schun­gen. Beson­ders bezeich­nend dabei ist die Her­vor­he­bung der Farbe Blut­rot im zwei­ten Abschnitt, die die stän­dig herr­schende Bedro­hung auch für den Leser spür­bar macht. Unter­stri­chen wird das Ganze noch durch ange­nehm rea­lis­ti­sche und gut les­bare Dia­loge, sodass der Leser immer wei­ter in die Geschichte hin­ein­ge­zo­gen wird.

Bar­bara Yelin behan­delt in ihrer Gra­phic Novel gleich meh­rere ernste The­men. Neben dem zwei­ten Welt­krieg, der Juden­ver­fol­gung und Ras­sis­mus geht es auch um Eman­zi­pa­tion. Trotz­dem schlägt Yelin kei­nen beleh­ren­den Ton an, son­dern prä­sen­tiert auf gefühl­volle Weise ein Leben, das tat­säch­lich so oder so ähn­lich statt­ge­fun­den haben könnte. Das mora­li­sche Urteil bleibt dem Leser überlassen.

„Irmina“ ist eine Berei­che­rung für jedes Bücher­re­gal und bie­tet inhalt­lich als auch künst­le­risch viel zu ent­de­cken, sowohl für Jugend­li­che als auch für Erwachsene.

Irmina. Bar­bara Yelin. Repro­dukt. 2014. Eine Lese­probe fin­det ihr auf der Ver­lags­seite.

Weiterlesen

2 comments

z-wie-klugscheisser 9. April 2015 - 13:45

Ich fand’s gut, wie schlei­chend Yelin die oppur­tu­nis­ti­sche Hal­tung ihrer Prot­ago­nis­tin wech­selt, aber auch irgend­wie schwer nachvollziehbar.

Reply
Buchgeschenk: Irmina | Bücherstadt Kurier 30. April 2015 - 19:52

[…] Unsere Rezen­sion zu “Irmina” fin­det ihr hier. […]

Reply

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr