Eine Frau

by Zeichensetzerin Alexa

„Meine Her­ren“, sagte ich. „Ich habe weder Zeit noch Lust auf bila­te­rale Gesprä­che. Wir haben die Bude voll, und da hauen ein paar Typen aus­tra­li­schen Wein weg, als ob es Cola wär.“ (S. 8)

Cover © Luch­ter­hand Lite­ra­tur­ver­lag

Laura ist eine dis­zi­pli­nierte Frau um die sech­zig und Besit­ze­rin eines Gour­met­re­stau­rants mit klei­nem Hotel an der hol­län­di­schen Küste. Sie hat alles im Griff, gestal­tet ihr Leben mit so viel Selbst­be­wusst­sein, dass man glaubt, sie hätte alles erdenk­li­che in ihrem Leben gemeis­tert. Doch ihre Ver­gan­gen­heit erzählt etwas anderes…

Als Laura Syl­via ken­nen­lernte, erlebte sie eine Ach­ter­bahn­fahrt von Ereig­nis­sen und Emo­tio­nen. Sie liebte sie wie sonst kei­nen Men­schen zuvor. Umso schmerz­li­cher war es zu sehen, wie Syl­via sich mit ihrem Exmann Alfred ein­ließ. Als die­ser erfuhr, dass Syl­via sich Laura zuliebe von ihm schwän­gern las­sen hatte, um ihn gleich dar­auf zu ver­las­sen, brachte er sie um und mit ihr das unge­bo­rene Kind. Der Ver­lust war uner­träg­lich. Lau­ras Leben ergab kei­nen Sinn mehr und sie spielte immer wie­der mit dem Gedan­ken an Selbstmord.

Die Tiefe.
Der Tod.
Ich glaube nicht, daß ich mein Leben been­den wollte. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeu­tete: mein Tod. So weit reich­ten meine Gedan­ken nicht. Ich wollte nur, daß es auf­hörte. Ich wollte, daß es nicht mehr wehtat.

Es?
Das Leben.
Alles.
Ich.
(S. 31, 32)

Laura gab alles auf und machte sich auf eine Reise, auf eine Suche nach sich selbst, und lan­dete auf einer Wein­plan­tage in Aus­tra­lien, wo sie einige Jahre blieb und arbei­tete. Die Zeit ver­ging, aber der Schmerz war immer noch da. Syl­via ging ihr nicht aus dem Kopf, auch dann nicht, als Laura die Chance auf eine neue Liebe hatte: Janine. Eine Chance, die sie nicht ergrif­fen hatte…

Nun ist Laura um die sech­zig, viele Jahre waren seit­dem ver­gan­gen. Und auch wenn der Schmerz immer noch irgendwo in ihrem Inne­ren lau­ert, so hat sie gelernt, damit umzu­ge­hen. Sie weiß, dass sie Chan­cen im Leben ver­passt hat, und erkennt: Es ist nie zu spät zum Leben!

„Eine Frau“ von Mar­cel Möring ist eine Novelle über den Ver­lust eines gelieb­ten Men­schen, über Trauer und Schmerz und des­sen Ver­ar­bei­tung. Eine Geschichte, die einen gefan­gen nimmt, nach­denk­lich stimmt und zeigt, wie wert­voll das Leben ist.

Autoren­por­trait

Mar­cel Möring, gebo­ren 1957 in Enschede, gilt als einer der bedeu­tends­ten zeit­ge­nös­si­schen Lite­ra­ten der Nie­der­lande. Für sei­nen ers­ten Roman „Men­del“ erhielt er 1991 den wich­tigs­ten Debüt­preis des Lan­des, den Geert­jan-Lub­ber­hui­zen-Preis, und wei­tere Romane wur­den mit dem AKO-Lite­ra­tur­preis, der Gol­de­nen Eule und dem Flä­mi­schen Lite­ra­tur­preis aus­ge­zeich­net. Sein Roman „Der näch­tige Ort“ wurde 2007 mit dem Fer­di­nand-Bor­de­wijk-Preis zum bes­ten nie­der­län­di­schen Roman des Jah­res gekürt. Möring lebt mit sei­ner Fami­lie in Rotterdam.

Alexa

Titel: Eine Frau, Ori­gi­nal­ti­tel: Een Vrouw
Autor: Mar­cel Möring
Ver­lag: Luch­ter­hand Literaturverlag
Erschei­nungs­jahr: 2009
Aus dem Nie­der­län­di­schen von Helga van Beuningen

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