Eine Kindheit auf dem Friedhof

by Buchstaplerin Maike

Lange hat man dar­auf war­ten müs­sen, doch end­lich ist eine zwei­bän­dige Adap­tion als Gra­phic Novel des Kin­der­buch-Best­sel­lers von Neil Gai­man aus dem Jahr 2008 erschie­nen. Schau­rig-schön bebil­dert erzählt diese Fas­sung die Kind­heit des klei­nen Nobo­dys auf dem Fried­hof neu.

Ein rät­sel­haf­ter Mann namens Jack (The Man Jack) tötet die Fami­lie eines klei­nen Jun­gen. Nur durch Zufall kann die­ser ent­kom­men und sich auf einem nahe­ge­le­ge­nen Fried­hof ver­ste­cken. Doch er ist nicht allein: die Bewoh­ner des Fried­hofs, fast alle­samt Geis­ter, beschie­ßen das Kind zu beschüt­zen und gemein­sam auf­zu­zie­hen. Mit­hilfe sei­nes Men­tors Silas lernt Nobody Owens, wie das Wai­sen­kind getauft wor­den ist, die abge­schot­tete Welt zwi­schen den Toten ken­nen. Doch je älter Nobody wird, desto grö­ßer wird seine Aben­teu­er­lust und der Drang, seine Gren­zen aus­zu­tes­ten. So schleicht er sich etwa in ein Jahr­tau­sende altes Hügel­grab, wird von Ghu­len ent­führt oder besteht Aben­teuer in der Men­schen­stadt. Bald wird jedoch klar, dass ihm The Man Jack noch immer auf den Ver­sen ist...

Die Gra­phic Novel Adap­tion folgt der Hand­lung ziem­lich genau, doch es ist für den Leser nicht not­wen­dig, das „echte“ Buch vor­her schon zu ken­nen. Auf­wän­dig und mit Liebe zum Detail gezeich­net, kann man schnell in Nobo­dys mor­bide Welt ein­tau­chen. Jedes Kapi­tel ist von einem ande­ren Illus­tra­tor zum Leben erweckt wor­den, sodass jeweils eine leicht unter­schied­li­che Atmo­sphäre ent­steht. Lei­der ist der Zei­chen­stil teil­weise so anders, dass kurz­zei­tig der Lese­fluss gehemmt wird, doch nach weni­gen Sei­ten hat man sich daran gewöhnt. Ohne­hin kann fast jedes Kapi­tel als abge­schlos­sene Geschichte gele­sen wer­den, sodass man sich die Lek­türe über meh­rere neb­lige Herbst­tage ver­tei­len kann.
Da durch die Zeich­nun­gen die Mör­der und Mos­ter teils sehr plas­tisch dar­ge­stellt sind, anstatt wie im Roman „nur“ in der Fan­ta­sie ent­ste­hen, ist die Gra­phic Novel eher älte­ren Kin­dern und natür­lich Erwach­se­nen aller Art ans Herz zu legen. Wer nach den bei­den Bän­den der Gra­phic Novel noch nicht genug hat, kann sich auch schon auf die nächste Adap­tion des Kin­der­buchs für Groß und Klein freuen: Das eng­lisch­spra­chige Hör­spiel ist im Sep­tem­ber erschienen.

Maike

The Gra­vey­ard Book – Volume 1; Neil Gai­man (Autor); P. Craig Rus­sell (Adap­tion); Kevin Nolan, P. Craig Rus­sell, Tony Har­ris, Scott Hamp­ton, Galen Show­man, Jill Thomp­son, Ste­phen B. Scott (Illus­tra­tio­nen); Har­per, 2014

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2 comments

amethyststurm 1. November 2014 - 18:32

Hat dies auf ame­thyst­sturm reb­loggt und kommentierte:
Hal­lo­ween ist gerade vor­bei, doch für Schau­er­ge­schich­ten ist es nie zu spät, oder? Vor allem, wenn sie vom Meis­ter per­sön­lich, von Neil­hims­elf kommen...

Reply
Zur letzten Ruhe – Ein literarischer Friedhofsrundgang (Teil I) 25. Oktober 2017 - 18:01

[…] Neil Gai­man: The Gra­vey­ard Book (dt. Das Gra­vey­ard Buch). Über­setzt von Rein­hard Tif­fert. Are­na Ver­lag. 2011. Re­zen­si­on zur eng­li­schen Gra­phic Novel. […]

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