Eine neunmalkluge Elfjährige auf Spurensuche!

by Bücherstadt Kurier

Auf dem beim beschau­li­chen eng­li­schen Ort Bishop’s Lacey gele­ge­nen Anwe­sen Bucks­haw herrscht im Jahr 1950 der übli­che Kriegs­zu­stand: Die elf­jäh­rige Fla­via de Luce hat wie­der alle Hände voll zu tun, sich gegen ihre älte­ren Schwes­tern zu behaup­ten! Bücher­horte­rin Clau­dia hat sie auf ihrem Weg begleitet.

Gerade haben Ophe­lia und Daphne die arme Fla­via gefes­selt und gekne­belt in einen Schrank gesperrt und set­zen auch sonst alles daran, Fla­via eins aus­zu­wi­schen. Aber Fla­via wäre nicht Fla­via Sabina de Luce, wenn sie sich das gefal­len las­sen würde! Ihre aus­ge­zeich­ne­ten Che­mie-Kennt­nisse und das wun­der­bare Labor, das sie von ihrem Groß­on­kel Tar­quin de Luce geerbt hat – viel­mehr hat sie es unge­nutzt im Ost­flü­gel des Anwe­sens gefun­den und für sich bean­sprucht – sind ihr dabei von gro­ßem Nut­zen. So wird schon ein­mal die schöne Per­len­kette der sieb­zehn­jäh­ri­gen Ophe­lia für ein Expe­ri­ment zweck­ent­frem­det und über zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten, die Schwes­tern für ihre Unta­ten zu ver­gif­ten, sinniert.

Beson­ders schwer im Magen lie­gen Fla­via die zahl­rei­chen Ver­su­che, ihr weiß­zu­ma­chen, sie sei nicht das leib­li­che Kind ihrer seit zehn Jah­ren ver­schol­le­nen Mut­ter Har­riet. Nicht sel­ten hagelt es infolge Tadel vom Vater, der seit Har­riets Ver­schwin­den zurück­ge­zo­gen und wie für seine Brief­mar­ken­samm­lung lebt. So auch an jenem Mor­gen, als sie auf der Tür­schwelle einen toten Vogel fin­den, der ihren als uner­schro­cken gel­ten­den Vater in Angst und Schre­cken ver­setzt: Es han­delt sich um eine Zwerg­schnepfe, die auf ihrem Schna­bel eine Brief­marke auf­ge­spießt trägt.

Die­ser Fund ist nur der Auf­takt zu einer Reihe selt­sa­mer Ereig­nisse auf Bucks­haw. Noch am sel­ben Abend belauscht Fla­via ein Gespräch zwi­schen ihrem Vater und einem Unbe­kann­ten, bei dem von Mord und Schande die Rede ist. Dar­über noch grü­belnd, stakst Fla­via am frü­hen Mor­gen noch vor Son­nen­auf­gang durchs Gur­ken­beet und stol­pert uner­war­tet über einen Frem­den, der vor ihren Augen sein Leben aus­haucht, das Wort „Vale“ auf den Lippen.

Wer ist der Tote? Woher kam der tote Vogel und was hat die Brief­marke zu bedeu­ten? Und kann es sein, dass ihr Vater ein Mör­der ist? Fla­via nimmt die Ermitt­lun­gen auf...

Aus­ge­zeich­nete Kri­mi­un­ter­hal­tung im wahrs­ten Sinne des Wortes

„Mord im Gur­ken­beet“, unter dem Ori­gi­nal­ti­tel „The Sweet­ness at the Bot­tom of the Pie“ beim bri­ti­schen Ver­lag Orion erst­mals 2009 erschie­nen, ist nur der erste von bis­her sie­ben Bän­den der „Fla­via de Luce“-Reihe aus der Feder von Alan Brad­ley. Der Roman wurde mehr­fach und sogar schon auf­grund nur eines Kapi­tels noch vor Voll­endung des Romans mit dem renom­mier­tes­ten Kri­mi­preis der Welt, dem Dag­ger Award ausgezeichnet.

Der Band ist nicht grund­los aus­ge­zeich­net wor­den: Brad­ley lie­fert eine äußerst span­nende Geschichte um Mord und Tot­schlag ab, die sich von ande­ren ihres Gen­res erfri­schend abhebt. Fla­via ist die wohl unge­wöhn­lichste kleine Detek­ti­vin, von der man seit Lan­gem gele­sen hat! Frech, gewitzt und für ihr Alter unheim­lich schlau ermit­telt Fla­via anhand ihrer Beob­ach­tun­gen und schlägt den Erwach­se­nen so man­ches Schnipp­chen, wobei sie sich ein ums andere Mal in Gefahr bringt. Trotz­dem bleibt sie dabei immer noch eine Elf­jäh­rige, die zwar sämt­li­che Gift­mi­schun­gen und che­mi­sche Ver­bin­dun­gen im Schlaf her­be­ten kann, aber doch noch nicht so ganz ver­steht, wie die Welt der Erwach­se­nen eigent­lich funktioniert.

Brad­ley lässt Fla­via die Geschichte aus ihrer Sicht erzäh­len, und schafft damit nicht nur einen über­zeu­gen­den Span­nungs­auf­bau. Er webt schon fast neben­säch­lich auch ein Bild der Lebens­um­stände im länd­li­chen Eng­land der Nach­kriegs­zeit mit in die Geschichte ein. Zahl­rei­che lie­bens­wür­dige und teils schrul­lige Cha­rak­tere run­den die Geschichte ab und ver­dich­ten Fla­vias Welt, auch der Humor kommt nicht zu kurz. Und wer noch etwas über Che­mie und Gifte ler­nen möchte, kann hier auch noch ein paar Infor­ma­tio­nen mitnehmen.

„Fla­via de Luce – Mord im Gur­ken­beet“ ist ein unter­halt­sa­mes Lese­ver­gnü­gen für Krimi-Fans und sol­che, die etwas unge­wöhn­li­che Geschich­ten mögen.

Fla­via de Luce – Mord im Gur­ken­beet. Alan Brad­ley. Über­set­zung: Gerald Jung, Katha­rina Orgaß. Blan­va­let. 2009.

Wei­tere Rezen­sio­nen zur Reihe:

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7 comments

Eine junge Detektivin und zwei Todesfälle 18. Juni 2016 - 13:14

[…] Fla­via de Luce – Mord ist kein Kin­der­spiel. Alan Brad­ley. Über­set­zer: Ge­rald Jung, Ka­tha­rina Or­gaß. Blan­va­let. 2011. / Band 1: Mord im Gurkenbeet […]

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Unheimliche Geschehnisse auf Buckshaw 26. Juni 2016 - 22:58

[…] Eine neun­mal­kluge Elf­jäh­rige auf Spurensuche! […]

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Flavia wird Hollywood-Star! – Bücherstadt Kurier 7. Juli 2016 - 21:24

[…] Eine neun­mal­kluge Elf­jäh­rige auf Spurensuche! […]

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Mord in der Kirche! – Bücherstadt Kurier 12. Juli 2016 - 20:51

[…] Eine neun­mal­kluge Elf­jäh­rige auf Spurensuche! […]

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Keine toten Vögel - Bücherstadt Kurier 2. August 2016 - 19:04

[…] Eine neun­mal­kluge Elf­jäh­rige auf Spurensuche! […]

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Flavia räumt in Miss Bodycotes Mädchenschule ordentlich auf 11. August 2016 - 21:18

[…] Eine neun­mal­kluge Elf­jäh­rige auf Spurensuche! […]

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Wunderbar flaviaesk – Bücherstadt Kurier 17. Februar 2019 - 13:37

[…] Band 1: Mord im Gurkenbeet […]

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