Eine schwarze Witwe mit Gewissen

by Buchstaplerin Maike

Nata­sha Roma­nova ist mehr als eine sexy Neben­fi­gur in den Aven­gers-Fil­men. Mar­vels Solo-Serie um die Eli­te­kämp­fe­rin „Black Widow“ ist nun bei Panini erschie­nen. Im Sam­mel­band „Schuld und Sühne“ von Nathan Edmond­son und Phil Noto kämpft sie abseits der Aven­gers für SHIELD, um die Schuld ihrer Ver­gan­gen­heit wie­der­gut­zu­ma­chen. - Von Buch­stap­le­rin Maike

New York und über­all: Als KGB-Kil­le­rin hat sie große Schuld auf sich gela­den, als Agen­tin für SHIELD wurde sie reha­bi­li­tiert. Nata­sha Roma­nova führt rund um die Welt alle Auf­träge aus, um ihre Schuld zu beglei­chen – wann das sein wird, kann sie nicht sagen. Im Kampf gegen die Bösen spio­niert, schießt und trickst sie, aber unfehl­bar ist sie nicht. Nicht alles ist so ein­fach, wie es scheint, vor allem, wenn Nata­sha sich ablen­ken lässt. Denn wer sind ihre Ver­trau­ten? Ihr Anwalt Isaiah oder ihr Boss Direk­to­rin Hill? Ihre Nach­bar­schaft in New York und die streu­nende Katze, die bei Nata­sha Zuflucht sucht? Kann sich die Schwarze Witwe ein Zuhause über­haupt erlau­ben? Über ihren Ein­sät­zen begin­nen sich Wol­ken zusam­men­zu­brauen und gefähr­li­che Geg­ner zu for­mie­ren, als es heißt: „Chaos“ fällt wie Regen...

„Nie­mand kennt meine wahre Geschichte.“

Die neu­este Inkar­na­tion von Black Widow, die Edmond­son und Noto prä­sen­tie­ren, ist weni­ger eine sexy Femme Fatale und mehr eine dunkle Anti­hel­din, die gleich­zei­tig sehr ver­schlos­sen und sehr mensch­lich daher­kommt. Ohne klas­si­sche Super­kräfte bleibt ihr nur ihre Ver­gan­gen­heit als Last und Antrieb glei­cher­ma­ßen, wobei schnell klar wird, dass die SHIELD-Auf­träge schnell als Sisy­phos-Arbeit daher­kom­men. Denn wäh­rend Nata­sha ihre Schuld und ihre dunkle Natur reflek­tiert, schei­tert sie immer wie­der, egal wie lis­tig und ent­schlos­sen ihre Metho­den sind. Die ein­zel­nen Epi­so­den sind cle­ver gestrickte Aben­teuer, die mit dem Genre des Agent­thril­lers spie­len. Ver­strickt und vol­ler Bluffs und dop­pel­ter Böden wird mit den Erwar­tun­gen der Lesen­den gespielt.

„Zuhause ist, wo der Schmerz ist.“

Beson­ders der Zei­chen­stil von Phil Noto trägt die Atmo­sphäre der Geschichte und cha­rak­te­ri­siert die Anti­hel­din zusätz­lich. Die Far­ben kom­men ver­wa­schen und trüb daher, schei­nen bis­wei­len inein­an­der zu ver­schmel­zen und ver­wi­schen Kon­traste. Dazu trägt auch der Ver­zicht auf die für Comics ver­meint­lich typi­schen schwar­zen Kon­tu­ren bei. Skiz­zen­hafte Umrisse und dyna­mi­sche, grobe Colo­ra­tion herr­schen vor, was den Panels etwas sehr Hand­ge­mach­tes und Leben­di­ges ver­leiht und trotz­dem viel erns­ter wirkt. Das Zin­no­ber­rot von Natashas Haa­ren – fast schon ein Mar­ken­zei­chen – leuch­tet nicht nur vom Kopf der Geheim­agen­tin, son­dern spie­gelt sich in der Dar­stel­lung von Blut und bedroh­li­chen Sze­nen. Es ist ein Signal­rot, das im Kon­trast zu Natashas lee­ren Augen steht und den Look des Comics komplettiert.

Alles in allem ist „Black Widow: Schuld und Sühne“ ein düs­te­rer, pes­si­mis­ti­scher Auf­takt zu einer viel­ver­spre­chen­den Serie. Action und Explo­sio­nen kom­men nicht zu kurz, und trotz­dem wird eine viel­schich­tige, ambi­va­lente Prot­ago­nis­tin prä­sen­tiert, der man nur allzu gern einen Aus­weg aus ihrer Melan­cho­lie wünscht.

Black Widow: Schuld und Sühne. Nathan Edmond­son. Zeich­nun­gen: Phil Noto. Über­set­zung: Caro­lin Hidalgo. Panini. 2015.

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0 comment

Bücherstadt Kurier 17. Juni 2015 - 21:56

Dan­ke­schön!
Ich bin eher ein Comic-Neu­ling und nähere mich den Titeln daher immer ein biss­chen aus ande­rer Rich­tung an, vor allem auch aus künst­le­ri­scher Perspektive.
Ich bin gespannt, was Black Widow noch alles erle­ben wird.
Maike

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z-wie-klugscheisser 17. Juni 2015 - 22:11

Sehr gut! Sezier das Zeug ruhig in seine ästhe­ti­schen Bestandteile 😉

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