Eine Süßspeise fürs Bücherregal

by Bücherstadt Kurier

Kirschblüten und rote BohnenEssen kann große Aus­wir­kun­gen auf unsere Gesund­heit und unser Leben haben. So geht es auch den Figu­ren in „Kirsch­blü­ten und rote Boh­nen“, einem Roman des japa­ni­schen Autors Durian Suke­gawa. Für Zei­len­schwim­me­rin Ronja steht fest, dass die­ses Buch bei den Süß­spei­sen im Regal ein­sor­tiert wer­den muss.

Sen­taro berei­tet schon seit meh­re­ren Jah­ren Dora­yaki – eine japa­ni­sche Süß­speise – nach dem­sel­ben ein­fa­chen Rezept zu: ange­lie­ferte Fer­tig­mi­schung für die Soße aus roten Boh­nen (genannt An) erwär­men, Teig backen, fer­tig. Eigent­lich hat er auch nicht vor, etwas daran zu ändern, wes­halb er die hart­nä­ckige ältere Frau Tokue Yoshii auch mehr­fach abweist, die immer wie­der nach Arbeit fragt. Bis sie ihm schließ­lich eine Dose selbst­ge­mach­tes An mit­bringt, das weit bes­ser schmeckt, als die Fer­tig­soße. Trotz eini­ger Beden­ken stellt Sen­taro Tokue ein, um zu ler­nen, wie rich­ti­ges An zube­rei­tet wird.

Natür­lich bleibt es nicht dabei. Tokue lässt Sen­taro auch an ihrer Lebens­er­fah­rung teil­ha­ben. Aller­dings auf eine so ruhige und zurück­hal­tende Art, dass nie­mals der Ein­druck ent­steht, sie sei bes­ser­wis­se­risch. All­ge­mein ent­wi­ckelt sich die Geschichte so gleich­mä­ßig und sanft, dass es gar nicht auf­fällt, wie tief man als Lesende/r schon hin­ein gezo­gen wurde.
Feh­ler und Tra­gö­dien der Cha­rak­tere wer­den so respekt­voll und glaub­haft geschil­dert, dass es wirk­lich ans Herz geht. Ohne jedoch über­mä­ßig kit­schig oder tra­gisch zu sein. Durian Suke­gawa erzählt in einer ein­fa­chen aber schö­nen Spra­che nicht nur von Ein­zel­schick­sa­len, son­dern auch von den Aus­wir­kun­gen eines Geset­zes und der Aus­gren­zung einer gan­zen Gruppe. Für andere Bücher die­ser Dicke (nur etwas mehr als 200 Sei­ten) wäre das zu viel. Doch in „Kirsch­blü­ten und rote Boh­nen“ ver­bin­det sich alles zu einem Ganzen.

Die­ser Roman hin­ter­lässt trotz sei­ner erns­ten The­men keine innere Unruhe. Statt­des­sen wirkt seine ein­fühl­same und stille Art eher beru­hi­gend. „Kirsch­blü­ten und rote Boh­nen“ beher­bergt eine ange­nehme Mischung aus Ernst und Gefühl.

Kirsch­blü­ten und rote Boh­nen. Durian Suke­gawa. Über­set­zung: Ursula Gräfe. DuMont Buch­ver­lag. 2016.

Übri­gens: „Kirsch­blü­ten und rote Boh­nen“ wurde auch schon ver­filmt und lief im Dezem­ber 2015 in den deut­schen Kinos an (als DVD erhält­lich ab 3. Juni 2016).

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr