Einmal Beouf Bovignon à la Hassan, bitte!

by Wortklauberin Erika

Das Blind Date von Wort­klau­be­rin Erika ver­eint in „Madame Mal­l­ory und der Duft von Curry“ fran­zö­si­sche Gour­met-Küche mit dem Duft von Curry. Wie das wohl zusammenpasst?

Fami­lie Kadam hat schon eini­ges hin­ter sich, als die Brem­sen ihres Wagens vor einer fran­zö­si­schen Klein­stadt den Geist auf­ge­ben. Dass Brem­sen ihren Geist auf­ge­ben, muss einen Sinn haben, ein Wink des Schick­sals sein, glaubt Hass­ans Vater (Om Puri), und sieht sich etwas genauer um. Er fin­det ein ver­las­se­nes Restau­rant – genau gegen­über des Miche­lin-gekrön­ten Restau­rants von Madame Mal­l­ory (Hel­len Mir­ren), was die­ser über­haupt nicht gefällt.

Die Fami­lie betrieb ein Restau­rant in Indien, bis Brand­stif­ter es zer­stör­ten. Bei dem Feuer kam auch die Mut­ter von Hassan (Manish Dayal) und sei­nen Geschwis­tern ums Leben. Die Fami­lie ver­ließ Indien mit einem Kof­fer vol­ler Gewürze im Gepäck und dem Wunsch, an einem ande­ren Ort ein neues Leben auf­zu­bauen. Hassan, der älteste Sohn, erfuhr vor dem Tod der Mut­ter eine beson­dere Aus­bil­dung. Er lernte von sei­ner Mut­ter nicht nur das Kochen, son­dern auch das Sehen, (Ab-)Schmecken und (Ver-)Kosten von Spei­sen aller Art. Dies macht er sich auch in der Küche des neuen indi­schen Restau­rants zunutze, sehr zum Miss­fal­len von Madame Mal­l­ory gegenüber.

Miche­lin-Küche vs. indi­sche Hausmannskost

Madame Mal­l­ory hält sehr viel auf ihr Restau­rant und den müh­sam erkoch­ten Miche­lin-Stern. Sie fühlt sich von der aus­län­di­schen Prä­senz gegen­über gestört und belei­digt, wes­halb sie alles unter­nimmt, um Fami­lie Kadam das Leben schwer zu machen. Vater Kadam zahlt es ihr aller­dings in glei­cher Münze heim und so ent­spinnt sich ein amü­san­ter Klein­krieg zwi­schen den bei­den Restau­rant­be­sit­zern, der zum Schmun­zeln verleitet.

Wäh­rend Vater Kadam und Madame Mal­l­ory an einer Tren­nung ihrer bei­den Küchen – der indi­schen und der fran­zö­si­schen – fest­hal­ten, wird Hassan neu­gie­rig auf die Geschmä­cker, Gerü­che und Gerichte Frank­reichs. Gemein­sam mit Mar­gue­rite (Char­lotte Le Bon), ihres Zei­chens Sous Chef im Miche­lin-gekrön­ten Restau­rant von Madame Mal­l­ory, ent­deckt er die kuli­na­ri­schen Fein­hei­ten Frank­reichs und stif­tet in sei­nem Bestre­ben, die andere Kul­tur ken­nen­zu­ler­nen, Frie­den zwi­schen den bei­den Restaurants.

Auch der Vater weiß: Sein Sohn hat ein Talent, das nicht ver­lo­ren­ge­hen soll. Zugleich ist ihm nicht so ganz wohl bei der Sache, dass Hassan seine Füh­ler auch nach der fran­zö­si­schen Küche aus­streckt. Doch Hassan ver­mag es, auch die Tra­di­tio­nen sei­nes Her­kunfts­lan­des gekonnt ein­zu­set­zen und die fran­zö­si­schen Gour­mets zu überraschen.

Die Prise Hei­mat im Geheimrezept

„Madame Mal­l­ory und der Duft von Curry“ spricht ein fun­da­men­ta­les Thema des 21. Jahr­hun­derts an: Wie viel Hei­mat muss erhal­ten blei­ben? Wie viel Frem­des darf man her­ein­las­sen? Über die Meta­pher der Küche wer­den Kul­tu­ren ver­eint. Hassan ver­fei­nert etwa das zwei­hun­dert Jahre alte Rezept des Beouf Bovi­gnon mit etwas indi­schem Gewürz, um neue Geschmacks­no­ten zu erzie­len – zwei­hun­dert Jahre seien immer­hin genug. Die bei­den doch sehr unter­schied­li­chen Kul­tu­ren blei­ben jede auf ihre Weise erhal­ten, wobei nicht wenige Kli­schees bedient wer­den. Zugleich ergän­zen sie sich jedoch wie das indi­sche Gewürz, das Beouf Bovi­gnon à la Hassan, und brin­gen neue, unge­ahnte Geschmä­cker hervor.

Madame Mal­l­ory und der Duft von Curry (engl. The Hund­red-Foot Jour­ney). Regie: Lasse Hall­ström. Dreh­buch: Ste­phen Knight. Dar­stel­ler: Hel­len Mir­ren, Om Puri, Manish Dayal u.a. USA/Arab. Emirate/Indien. 2014. FSK ab 6.

Bil­der: Con­stan­tin Film

Ein Bei­trag zum Spe­cial #lit­fut­ter. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

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1 comment

Ein Schlaraffenland wird lebendig – Bücherstadt Kurier 10. August 2019 - 10:40

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