Einmal Held im Lieblingsbuch sein

by Zeichensetzerin Alexa

Stellt euch vor, ihr könn­tet in euer Lieb­lings­buch sprin­gen und den Ver­lauf der Geschichte ver­än­dern – wür­det ihr es tun? Prot­ago­nist Owen ergreift die Mög­lich­keit und setzt damit etwas in Bewe­gung, was er so nicht beab­sich­tigt hat. Zei­chen­set­ze­rin Alexa ist mitgesprungen.

Als Owen her­aus­fin­det, dass Bethany in Bücher sprin­gen kann, sieht er seine Chance, den Hel­den in sei­nem Lieb­lings­buch zu ret­ten. Wie könnte er zulas­sen, dass sein Held den Tod fin­det und die Geschichte ohne ihn wei­ter­geht? Was hat sich der Autor nur dabei gedacht?! Anfangs noch skep­tisch, lässt sich Bethany über­zeu­gen, ihn mit ins Buch zu neh­men, nicht ahnend, was Owen vor­hat. Schließ­lich pas­siert aber genau das, wovor sie gewarnt hat: Sie begin­nen, die Geschichte zu ver­än­dern und brin­gen dadurch alles durcheinander.

Erin­nert „Wel­ten­sprin­ger“ zu Beginn noch – etwas zu sehr – an Cor­ne­lia Funkes „Tin­ten­herz“, ent­wi­ckelt sich die Geschichte um Owen und Bethany zu einem eigen­stän­di­gen, span­nen­den Aben­teuer. Die Bau­steine der Geschichte sind bekannt: Es gibt die Guten und die Bösen, (frag­wür­dige) Magie und – bedingt durch das Wel­ten­sprin­gen – jede Menge inter­tex­tu­el­ler Ver­weise. Beson­ders inter­es­sant ist die The­ma­ti­sie­rung der Fik­tion: wie die Figu­ren inner­halb der Geschichte reagie­ren, als sie erfah­ren, dass sie nur erfun­den sind und ein Autor ihren Weg vor­be­stimmt hat. Was ist Fik­tion über­haupt? Und was Rea­li­tät? Kön­nen erfun­dene Figu­ren genauso „real“ sein wie nicht erfun­dene? Und was bedeu­tet es, „erfun­den“ zu sein? So heißt es an einer Stelle, Bethany solle mehr „erfun­den“ sein, weni­ger „real“, damit sie nicht so ver­kopft an die Situa­tion herangeht.

Das Hör­buch wird span­nend und über­zeu­gend gele­sen von Rai­ner Stre­cker, der auch schon die Tin­ten­welt-Tri­lo­gie ein­ge­spro­chen hat. Er ver­steht es, Abschnitte durch Beto­nun­gen her­vor­zu­he­ben, nach­denk­lich erklin­gen zu las­sen und durch Heben und Sen­ken der Stimm­lage auf ange­nehme Weise Anfang und Ende zu ver­deut­li­chen. Die Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rer wer­den auf diese Weise stets mit­ge­nom­men und kön­nen sich von der Stimme bis zum Ende der Geschichte tra­gen lassen.

Es han­delt sich hier­bei um eine gekürzte Lesung von etwa 306 Minu­ten Lauf­zeit, wobei die Kür­zun­gen beim Hören nicht auf­fal­len. „Wel­ten­sprin­ger“ ist damit ein Tipp für alle, die gerne Geschich­ten lesen oder hören, in denen Bücher und deren Wel­ten the­ma­ti­siert wer­den, wie zum Bei­spiel in Cor­ne­lia Funkes „Tintenwelt“-Trilogie und Kai Mey­ers „Die Sei­ten der Welt“.

Wel­ten­sprin­ger. James Riley. Über­set­zung: Gabriele Haefs. Spre­cher: Rai­ner Stre­cker. Hör­buch Ham­burg. 2016.

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