Elfen, Geeks und Schnitzeljagd

by Bücherstadt Kurier

Was pas­siert, wenn eine Fan­tasy-Autorin plötz­lich mit ech­ten Elfen die Welt ret­ten muss, zeigt Ann-Kath­rin Kar­schnick in „Ster­nen­pfad“. Das ganze kommt als Nerd-Schnit­zel­jagd durch Ber­lin daher und ver­rennt sich dabei lei­der in Anspie­lun­gen und Klischees.

Ste­fa­nie schreibt erfolg­reich Fan­ta­sy­bü­cher und ist immer auf der Jagd nach neuer Inspi­ra­tion. Ihr Wunsch soll in Erfül­lung gehen: Bei einer Lesung wird sie von einer ech­ten Elfe ent­führt. Nach kur­zer Ver­wir­rung ist klar, dass nur Ste­fa­nie mit ihrem lite­ra­ri­schen Wis­sen zu Elfen der geheim­nis­vol­len Arva­riél und dem miss­mu­ti­gen Stu­den­ten Tobias dabei hel­fen kann, die Elfen­welt vor der Zer­stö­rung durch die Dun­kel­el­fen zu bewah­ren. Das unglei­che Trio rät­selt und kämpft sich durch Ber­lin, nur um recht­zei­tig das Por­tal zwi­schen den Wel­ten zu schlie­ßen und das Unheil abzuwenden.

Wenn Elfen auf Nerds treffen...

Man­che Bücher kom­men auf erstaun­li­chen Umwe­gen zu mir: So habe ich „Ster­nen­pfad“ nach einem Plausch mit der sym­pa­thi­schen Autorin auf der Leip­zi­ger Buch­messe erhal­ten. Und obwohl ich das Genre sehr sel­ten lese, war ich sehr gespannt, ob mich das Buch fes­seln könnte. Wäh­rend der Plot und der Kon­flikt rund um Men­schen, Elfen und Dun­kel­el­fen einen schö­nen Aus­gangs­punkt bie­ten und in sich eine Logik auf­wei­sen, kön­nen weder die Figu­ren noch die Spra­che überzeugen.
Obwohl die Prot­ago­nis­tin, die als wiss­be­gie­ri­ger Stur­kopf ange­legt ist, von allen Figu­ren noch am meis­ten Tiefe besitzt, ist sie nicht die ein­zige, die sich im Gewühl aus Kli­schees und Kom­men­ta­ren ver­liert. Sowohl sie als auch Tobias wer­fen mit Anspie­lun­gen und Zita­ten aus der Pop­kul­tur um sich. Wo die Erwäh­nung von Doc­tor Who, Hell­boy, The Big Bang Theory wohl ange­dacht sind, die Men­schen als sym­pa­thi­sche Nerds zu cha­rak­te­ri­sie­ren, behin­dern sie den Lese­fluss massiv.
Das Poten­zial, spie­le­risch mit Ste­reo­ty­pen über Fan­ta­sy­ro­mane und ‑figu­ren umzu­ge­hen, wird nur aus­ge­nutzt, wenn Ste­fa­nie die Hand­lung ihres eige­nen Aben­teu­ers mit lite­ra­ri­schen Mus­tern abgleicht und iro­ni­siert. Witze zün­den nicht oder wir­ken im Gesche­hen unbe­hol­fen, umso mehr, wenn man beim Lesen nicht weiß, worum genau es geht. Und auch bei den Rät­seln, die einen Groß­teil des Plots aus­ma­chen, wer­den die Lesen­den außen vor gelas­sen. Falls es sich bei dem Roman um eine Par­odie han­deln sollte, wurde das ein­fach nicht deut­lich. Statt­des­sen muss man manch­mal den Kopf schüt­teln über absurde Elfen­rät­sel, die vom Tier­gar­ten über den Alex bis hin zum Bran­den­bur­ger Tor Ber­lins Tou­ris­ten­ziele abklappern.

Fazit: Schade! Die­sem Roman merkt man nicht an, dass die Autorin Gewin­ne­rin des Deut­schen Phan­tas­tik­prei­ses ist. „Ster­nen­pfad“ kann mich lei­der nicht über­zeu­gen, und auch der Humor wird nicht jeden anspre­chen. Wer hohe Fan­tasy-Kunst sucht, wird wei­ter­su­chen müssen.

Maike

Ster­nen­pfad, Ann-Kath­rin Kar­schnick, Ulrich­Bur­ger-Ver­lag, 2015

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