„Er hat der Katze das Fett abgekauft!“

by Bücherstadt Kurier

Es gibt das Sprich­wort „Er hat der Katze das Fett abge­kauft!“. Woher es stammt und was es bedeu­tet, erzählt das Mär­chen „Spie­gel, das Kätz­chen“. Es ist eine der bekann­tes­ten Novel­len (zuerst erschie­nen 1856) des Schwei­zer Dich­ters Gott­fried Kel­ler und wird hier in einer gekürz­ten Ver­sion von Doris Lecher kind­ge­recht nach­er­zählt. - Von Bücher­gärt­ne­rin Tanja

Nach dem Tod des Frau­chens wird ein klei­ner Kater namens Spie­gel ver­nach­läs­sigt und lei­det Hun­ger. Um nicht vor Hun­ger zu ster­ben, geht er einen schlim­men Ver­trag mit dem Hexen­meis­ter Pin­eiß ein: Pin­eiß, der zu sei­ner Hexe­rei das Fett von Kat­zen braucht, ver­pflich­tet sich, Spie­gel zu füt­tern. Als Gegen­leis­tung muss Spie­gel sich schlach­ten las­sen, sobald er fett genug ist. Pin­eiß berei­tet ihm die leckers­ten Spei­sen zu und als Spie­gel end­lich wie­der was auf den Rip­pen hat, wird ihm bewusst, wor­auf er sich da ein­ge­las­sen hat. Er ver­sucht, sich irgend­wie aus den Klauen des Hexen­meis­ters zu befreien…
Jede Seite besteht zu einem Drit­tel aus Text und zu zwei Drit­teln aus einer pas­sen­den Illus­tra­tion. Die Bil­der im Buch sind sehr beein­dru­ckend und ein­zig­ar­tig. Sie wir­ken etwas alter­tüm­lich und furcht­ein­flö­ßend, spie­geln aber die Stim­mung der Geschichte sehr gut wie­der. Doris Lecher hat sich hier für einen soge­nann­ten Kup­fer­druck ent­schie­den. So beschreibt sie den auf­wen­di­gen künst­le­ri­schen Vor­gang in der „Neuen Zür­cher Zei­tung“:

„Zuerst habe ich eine Maquette mit Blei­stift-Skiz­zen erstellt. Beim Tief­druck muss die Vor­zeich­nung spie­gel­bild­lich ange­fer­tigt wer­den, das ist vor allem bei Schrif­ten ein Pro­blem. Die Linien des Ent­wurfs über­trage ich auf die Kup­fer­platte, die ich mit Asphalt­lack über­zo­gen habe. Mit einer Nadel lege ich die Linien frei, dann kommt die Platte ins Säu­rebad. [...] Den fer­ti­gen Druck kolo­riere ich mit Aqua­rell­far­ben. [...] Mit Ätzen erhält man fei­nere Linien, als man zeich­nen könnte. Gekratzte Kalt­na­del-Linien sind dage­gen ein wenig fus­se­lig. Durch diese Unwäg­bar­kei­ten erhält das Fell eine pel­zige Struk­tur – das sind Effekte, wie man sie mit Tusche und Aqua­rell nicht hinbekommt.“

„Spie­gel, das Kätz­chen“ ist ein wun­der­bar kunst­voll illus­trier­tes, fan­ta­sie- und humor­vol­les Buch für Kin­der und Erwach­sene. Nicht nur für Fans des deut­schen Rea­lis­mus sehr empfehlenswert.

Spie­gel, das Kätz­chen; Doris Lecher
nach der gleich­na­mi­gen Novelle von Gott­fried Keller
Nord­Süd-Ver­lag, 2015, ab 6 Jah­ren; Lese­probe

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr