Immer wie­der wer­den Klas­si­ker neu auf­ge­legt. Beson­dere Schman­kerl hat nun der Cop­pen­rath Ver­lag her­aus­ge­bracht. Neben „Peter Pan“ und dem im Som­mer erschei­nen­den „Das Dschun­gel­buch“ wurde auch „Die Schöne und das Biest“ als Hard­co­ver mit inter­ak­ti­ven Extras neu gestal­tet. Satz­hü­te­rin Pia hat sich das Schmuck­stück näher angesehen.

Ver­lage, die Klas­si­ker neu auf­le­gen wol­len, dürf­ten sich vorab die Frage „Warum sollte jemand genau diese Ver­sion kau­fen?“ stel­len. Wenn die Geschichte nicht auf­re­gend neu über­setzt wurde oder das Buch nicht nur noch anti­qua­risch zu bekom­men ist, bleibt nur die Gestal­tung des Buches. Die in die­sem Jahr ver­öf­fent­lichte Neu­auf­lage von „Die Schöne und das Biest“ beant­wor­tet die Frage nach dem Warum schon auf den ers­ten Blick.

„Der Anblick, der sich ihr bot, ver­zau­berte sie – nie hatte sie etwas Wun­der­vol­le­res gese­hen.“ (S. 47)

Schon der erste Blick auf das Hard­co­ver mit gepräg­ter Lei­nen­struk­tur macht Lust, auch das Innere zu ent­de­cken. Leser kön­nen sich auf jede ein­zelne Seite freuen. Auf fes­tem Papier bie­tet das Buch roman­ti­sche Schrif­ten, lie­be­volle Zeich­nun­gen und zudem neun inter­ak­tive Ele­mente, die in die inzwi­schen über 250 Jahre alten Geschichte um eine schöne junge Frau und ein furcht­ein­flö­ßen­des Biest einen fri­schen Wind wehen las­sen. Die Illus­tra­tio­nen kom­men von der Lon­do­ner Design­künst­le­rin Mina­Lima, die auch schon das eine oder andere Werk aus der „Harry Potter“-Welt (zum Bei­spiel „Fan­tastic Beasts and where to find them – art prints and sta­tio­nery“) gestaltete.

Die Kapi­tel begin­nen jeweils mit einer edel illus­trier­ten Dop­pel­seite und haben unter­schied­li­che, dem Kapi­tel ange­passte Zeich­nun­gen rund um die Sei­ten­zah­len. Im rest­li­chen Text fin­den sich immer wie­der kleine Bild­chen, die mal Text­stel­len ver­an­schau­li­chen und mal ein­fach nur schmü­cken. Neun Ele­mente for­dern die Leser auf, selbst die Geheim­nisse des Schlos­ses zu ent­de­cken: zum Bei­spiel Schie­ber, die Ver­ste­cke offen­ba­ren und Klapp-Fens­ter, die Wel­ten öff­nen. Die Gestal­tung ist lie­be­voll und detail­reich, mehr als nette Zusätze darf man hier jedoch nicht erwar­ten. Alles zusam­men machen das Buch jedoch zu einem rich­ti­gen Augenschmaus!

„Alle atmen­den Wesen im Palast stan­den still und ver­wan­del­ten sich in Sta­tuen.“ (S.129)

„Es ist eines der roman­tischs­ten Mär­chen aller Zei­ten.“ heißt es in der Beschrei­bung auf der Ver­lags­seite und das mag für man­che Leser durch­aus stim­men. Aus der Sicht einer Frau aus dem 21. Jahr­hun­dert ist dies jedoch stark anzu­zwei­feln – kein Wun­der, han­delt es sich schließ­lich um ein fran­zö­si­sches Volks­mär­chen von 1740. Die Über­set­zung bleibt leicht alter­tüm­lich und es fällt einem nicht schwer, sich in einer frü­he­ren Zeit zu wäh­nen. Doch dies reicht nicht immer aus, um von den kli­schee­haf­ten (Frauen-)Figuren oder der oft­mals merk­wür­dig anmu­ten­den Geschichte abzulenken.

Nicht zu ver­wech­seln ist die ori­gi­nale Geschichte mit dem Zei­chen­trick­film von Walt Dis­ney von 1991. Diese Adap­tion birgt viele, teils sehr mar­kante Abwei­chun­gen. Alle, die nur diese Ver­sion ken­nen, dürf­ten sich über die ori­gi­nale Geschichte wun­dern – und auch freuen, bie­tet sie schließ­lich sehr viel mehr Details um die (Vor-)Geschichte der Schö­nen und des Biests. Wer die ursprüng­li­che Geschichte also noch nicht kennt, sollte sich diese hüb­sche Auf­lage zule­gen. Ein Blick­fang im Bücher­re­gal ist das Buch allemal.

Kin­dern dürfte es beson­ders gut gefal­len, die vie­len klei­nen Dinge im Buch zu entdecken!

Die Schöne und das Biest. Gabri­elle-Suzanne Bar­bot de Ville­neuve. Cop­pen­rath Ver­lag. Über­set­ze­rin: Sonja Häuß­ler. Erst­ver­öf­fent­li­chung 1740. Neu­auf­lage 2017.

Illus­tra­tion: Buch­stap­le­rin Maike

Ein Bei­trag zum Pro­jekt #lit­kin­der. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

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4 comments

Arndt Stroscher 3. Juni 2017 - 17:23

Ich denke, dass es nicht nur eine Frage der Gestal­tung ist, die dazu ver­lei­tet, diese Bücher zu ver­le­gen. Es ist aus mei­ner Sicht die ewige Frage, was wir von den Ursprün­gen der weich­ge­spül­ten Jugend­buch­klas­si­ker von heute noch wissen.

Walt Dis­ney hat den Extrakt die­ser Klas­si­ker zum All­ge­mein­gut gemacht.

Der Cop­pen­rath Ver­lag zeigt mit Peter Pan, Die Schöne und das Biest und schon bald mit dem Dschun­gel­buch, wie weit die­ser Extrakt von dem ent­fernt ist, was unsere Kin­der heute von die­sen Geschich­ten ken­nen, die eigent­lich nie als Kin­der- oder Jugend­bü­cher gedacht waren..

Ver­glei­che... siehe hier...

Die Schöne und das Biest...

https://​astro​li​brium​.wor​d​press​.com/​2​0​1​7​/​0​4​/​1​8​/​d​i​e​-​s​c​h​o​e​n​e​-​u​n​d​-​d​a​s​-​b​i​e​s​t​-​e​i​n​-​k​l​a​s​s​i​k​e​r​-​i​m​-​n​e​u​e​n​-​b​a​l​l​k​l​e​id/

Peter Pan:

https://​astro​li​brium​.wor​d​press​.com/​2​0​1​7​/​0​3​/​0​3​/​p​e​t​e​r​-​p​a​n​-​u​n​d​-​d​i​e​-​v​e​r​l​o​r​e​n​e​n​-​j​u​n​g​s​-​a​u​f​-​n​a​c​h​-​n​i​m​m​e​r​l​a​nd/

Dschun­gel­buch liegt mir schon vor... und dann geht‚s weiter...

Grüße aus der lite­ra­ri­schen Sternwarte...

Arndt

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Satzhüterin Pia 4. Juni 2017 - 14:08

Lie­ber Arndt,

vie­len Dank für dei­nen Kom­men­tar und die Links zu dei­nen Tex­ten! Deine Über­le­gun­gen zu den neu auf­ge­leg­ten Klas­si­kern sind sehr inter­es­sant – und wich­tig. In dei­nem Text zu „Die Schöne und das Biest“ hat mich beson­ders die Pas­sage mit den Über­le­gun­gen zur Zukunft ins Grü­beln gebracht – was bleibt von dem, was wir als Ori­gi­nal ken­nen? Wir soll­ten uns alle mehr mit Ori­gi­na­len beschäf­ti­gen und die Neu­auf­la­gen hin­ter­fra­gen – oft dürfte es über­ra­schen, mal auf die eine, mal auf die andere Art 🙂 Und dann gerne mit so hüb­schen Aus­ga­ben, wie die­sen hier, hehe 🙂

Liebe Grüße
Pia

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Arndt Stroscher 6. Juni 2017 - 17:37

Liebe Pia,

gerade bei der Schö­nen und dem Biest war meine Erfah­rung zu den unter­schied­li­chen Ver­sio­nen erhel­lend. Mit Toch­ter (17) im neuen Dis­ney Film und dann ver­schwand mein Cop­pen­rath Buch in ihrem Zim­mer. Dann der Aus­ruf... „Das ist eine ganz andere Geschichte, aber sie gefällt mir so gut, weil viel mehr drin ist.“ 

Nun pla­nen wir gerade die­ses Erleb­nis beim Dschun­gel­buch zu wiederholen. 

Und ja, es ist ein tol­les Gefühl, einem aktu­el­len Buch zuzu­trauen, spä­ter ein­mal ein Klas­si­ker zu wer­den... wie auch immer die­ser dann aus­se­hen wird. Danke für den inspi­rie­ren­den Austausch...

Arndt

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Arndt Stroscher 19. Juni 2017 - 20:04

Wie vers­ro­chen... „Das Dschun­gel­buch“ schließt die Reihe der Klas­si­ker bei Cop­pen­rath ab. Mein per­sön­li­ches Highlight:

https://​astro​li​brium​.wor​d​press​.com/​2​0​1​7​/​0​6​/​1​9​/​d​a​s​-​d​s​c​h​u​n​g​e​l​b​u​c​h​-​v​o​n​-​r​u​d​y​a​r​d​-​k​i​p​l​i​ng/

Herz­li­che Grüße aus der lite­ra­ri­schen Sternwarte...

Arndt

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