Extravagante Engländerinnen: Das Leben englischer Aristokratinnen

by Zeichensetzerin Alexa

Luise Berg-Ehlers wid­met sich in ihrem Buch „Extra­va­gante Eng­län­de­rin­nen“ dem Leben eng­li­scher Aris­to­kra­tin­nen. Sie por­trai­tiert Frauen, die zu ihrer Zeit ver­sucht haben, den gesell­schaft­li­chen Nor­men zu ent­flie­hen, sich von ihren Geschlechts­ge­nos­sin­nen zu unter­schei­den und die eige­nen Inter­es­sen durch­zu­set­zen. – Von Zei­chen­set­ze­rin Alexa

In ihrer Ein­lei­tung schreibt die Autorin, dass der Ein­fluss die­ser Frauen in Kul­tur und Gesell­schaft wie­der­zu­fin­den ist. Dabei han­delt es sich nicht nur um Köni­gin­nen wie Eli­sa­beth I. und Eleo­nore von Aqui­ta­nien, son­dern auch um Frauen, die erst dadurch ade­lig gewor­den sind, „dass ent­we­der ihr Vater, ihr Mann oder sie selbst in den Adels­stand erho­ben wurden“.

Fotos und Illus­tra­tio­nen, mal klein, mal über eine Dop­pel­seite ver­teilt, schmü­cken den Text und geben einen klei­nen Ein­blick in die dama­lige Zeit. So fin­det sich im ers­ten Kapi­tel ein gro­ßes, sepia­far­bi­ges Foto von Köni­gin Vic­to­ria umge­ben von Mit­glie­dern der könig­li­chen Fami­lie aus dem Jahre 1898. Im zwei­ten Kapi­tel wer­den Gär­ten der Ade­li­gen gezeigt. Beschrie­ben wird hier die Lei­den­schaft zur Gärt­ne­rei, als eine Art Zufluchts­ort, ein Laby­rinth, als Aus­gleich zum gesell­schaft­li­chen Leben. Viele Gär­ten, die im 17. und 18. Jahr­hun­dert ent­stan­den sind, exis­tie­ren noch heute und fin­den bei Bota­ni­kern ein gro­ßes Maß an Beachtung.

Das wohl inter­es­san­teste Kapi­tel in die­sem Buch befasst sich mit der Lite­ra­tur und beschreibt Schrift­stel­le­rin­nen, die sich mit ihren Wer­ken poli­tisch, gesell­schafts­kri­tisch und jour­na­lis­tisch ein­set­zen. Zu die­sen gehö­ren vier der sechs Mit­ford-Schwes­tern, die unter­schied­li­cher nicht hät­ten sein kön­nen. Wäh­rend Diana ihren Mann wegen des Faschis­ten­füh­rers Oswald Mos­ley ver­ließ, konnte sich Unity als eine enge Freun­din Hit­lers bezeich­nen. Jes­sica klei­dete sich mit den Sym­bo­len Ham­mer und Sichel und floh mit einem Nef­fen Chur­chills, um in Spa­nien im Bür­ger­krieg zu kämpfen.

Nancy steckte all ihre Ener­gie ins Schrei­ben von Büchern, mit denen sie für den Unter­halt sor­gen konnte, weil ihr Ehe­mann arbeits­los war. Doch so ver­schie­den die Schwes­tern auch sein moch­ten, es ver­band sie die Liebe zum Schrei­ben. Jes­sica wan­derte bspw. in die USA aus, setzte sich für die Bür­ger­rechts­be­we­gung ein und machte eine Kar­riere als Jour­na­lis­tin. Nancy schrieb Romane wie „Wigs on the Green“ (Land­par­tie mit drei Damen) und „The Pur­suit of Love“ (Eng­li­sche Liebschaften).

Neben den Mit­ford-Schwes­tern, wer­den u.a. auch Vir­gi­nia Wolf und Jane Aus­ten vor­ge­stellt. Dabei geben Bil­der und Zitate einen Ein­blick in das Leben der Schrift­stel­le­rin­nen. Vir­gi­nia Wolf, die bekannt ist für ihre Werke „The Voyage Out“ (Die Fahrt hin­aus) und „A Room of One’s Own“ (Ein Zim­mer für sich allein), ist auf einer Litho­gra­fie von Edgar Hol­lo­way zu sehen. Ein Zitat von ihr lau­tet: „Um die Wahr­heit zu sagen, zu schrei­ben ist das wahre Ver­gnü­gen, gele­sen zu wer­den ist nur Nebensache.“

Auf einem Foto sieht man das Ess­zim­mer in Chaw­ton Cot­tage mit dem Mobi­liar von Jane Aus­ten. Diese erhielt für ihre Werke den Sta­tus einer Klas­si­ke­rin, nicht zuletzt wegen ihrer anschau­li­chen Beschrei­bun­gen des Land­le­bens mit den Gesell­schaf­ten, Din­ner Par­tys, Parks und Gär­ten. In ihren Roma­nen „Ver­stand und Gefühl“ und „Stolz und Vor­ur­teil“ fin­det man Kri­tik an ihren Geschlechts­ge­nos­sin­nen. Dar­über hin­aus zei­gen sie, dass Bälle und andere Ver­gnü­gun­gen ein Hei­rats­markt sind. In „Stolz und Vor­ur­teil“ schreibt sie: „Es ist eine all­ge­mein aner­kannte Wahr­heit, dass ein allein­ste­hen­der Mann, der ein beträcht­li­ches Ver­mö­gen besitzt, einer Frau bedarf.“ Da Jane Aus­ten kein Ver­mö­gen besaß, war sie auf dem Hei­rats­markt eher unbe­deu­tend. Aus­ge­macht hat es ihr jedoch nichts, denn viel wich­ti­ger waren ihr ihre Romane.

„Extra­va­gante Eng­län­de­rin­nen“ ent­führt uns anschau­lich, bunt und sach­lich-nüch­tern in eine andere Zeit und gibt einen Über­blick über die Taten eng­li­scher Aris­to­kra­tin­nen. Optisch und inhalt­lich ist das Buch inter­es­sant gestal­tet und lässt keine Fra­gen offen.

Extra­va­gante Eng­län­de­rin­nen. Luise Berg-Ehlers. Eli­sa­beth Sand­mann Ver­lag. 2014.

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