Finster-kalte Märchenstunden

by Bücherstadt Kurier

Nach einem Roman über das Erzäh­len von Geschich­ten kommt nun einer rund um alt bekann­tes Volks­gut, das Diana Men­schig neu erzählt. Ihre Ver­sion von „Hän­sel und Gre­tel“ betrach­tet den Mär­chen­stoff aus einer etwas ande­ren Perspektive.

Wenn das Buch dem Ein­band nach an ein düs­te­res Mär­chen erin­nert, beginnt es umso kurio­ser: die erste Stro­phe des Lie­des „Hän­sel und Gre­tel“ und ein Leb­ku­chen­re­zept zum Nach­ba­cken und eine Anwäl­tin, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren wenig mit dem Knus­per­häus­chen ihrer Groß­mutter Mago und der Magie des Schwarz­walds zu tun hatte. Merle Häns­s­ler hat ihre Träume in Ham­burg ver­wirk­licht, doch ruft sie der Tod ihrer Groß­mutter zurück in den Schwarz­wald. Neue und alte Gesich­ter begrü­ßen sie, jedoch nicht alle voll Freude: In ihrem klei­nen Hei­mat­ort galt Mer­les Groß­mutter unter den Dorf­kin­dern als Mär­chenoma – die Erwach­se­nen beäug­ten die ver­meint­li­che Hexe aller­dings skep­tisch. Im alten Mär­chen­haus ihrer Groß­mutter fin­det Merle zudem eine Fami­li­en­ge­schichte rund um den Ursprung der Fami­lie Häns­s­ler, die sich mit auf­fal­len­den Ähn­lich­kei­ten zu einem gewis­sen Mär­chen rund um ein Geschwis­ter­paar, das sich im Wald ver­irrt, aus­zeich­net. Für Merle beginnt eine Reise in die Ver­gan­gen­heit ihrer Familie.

Diana Men­schig schafft es wie in „Hüter der Worte“ zwei Geschich­ten mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen. Die Geschichte rund um Merle Häns­s­ler lässt sich viel Zeit mit ihrer Ent­fal­tung und baut den Roman zu einer span­nen­den Erzäh­lung zwi­schen ver­schwim­men­den Gren­zen von Rea­li­tät und Fik­tion aus. Der zweite Teil der Geschichte ist dafür umso schnel­ler im Erzähl­tempo und reißt etwas zu kurz mit zum gro­ßen Finale und des Rät­sels Lösung, wenn man es so nen­nen mag. Diana Men­schig zeich­net sich durch einen ein­zig­ar­ti­gen Schatz an gran­dio­sen Ideen aus, von denen noch viel zu kom­men ver­spricht. Den­noch hät­ten die­ser Geschichte ein paar Sei­ten mehr gut getan, um den zwei­ten, span­nungs­ge­la­de­nen Teil genauso aus­zu­kos­ten wie den Anfang der Geschichte.

Erika

So fins­ter, so kalt; Diana Men­schig; Droemer Knaur, 2014

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr