Flach, aber actiongeladen

by Bücherstadt Kurier

„Königs­schwur“, der erste Teil der Königs-Romane von Joe Aber­crom­bie, zeigt einen Hel­den mit Feh­lern in einer Welt, in der harte Zei­ten herr­schen. Wör­ter­schmied Diungo hat sich das Werk mal genauer angesehen.

Ein König stirbt, sowie sein für die Nach­folge ange­dach­ter Erst­ge­bo­re­ner. So kommt es uner­war­tet, dass der Junge Yarvi auf den Schwar­zen Thron gesetzt wer­den soll. Ein schlauer jun­ger Mann, der seit sei­ner Geburt mit dem Makel der Göt­ter bestraft ist: Eine defor­mierte Hand, wodurch er, in den Augen der rauen Wikin­ger ähn­li­chen Welt von Joe Aber­crom­bie, nie­mals ein gan­zer Mann sein könnte. Denn nur wer den Schild hoch genug hal­ten kann und das schwere Schwert stark genug schwingt, gilt in die­sen har­ten Zei­ten als brauchbar.
So ist es kaum ver­wun­der­lich, dass er sich nicht lange auf dem Thron hal­ten kann, denn sein eige­ner Onkel ver­rät ihn beim ers­ten Raub­zug. Vor­her wer­den große Reden geschwun­gen und Schwüre geleis­tet, die in dem knapp 350 Sei­ten umfas­sen­den Werk natür­lich erfüllt wer­den müssen.
Doch es kommt anders und er ent­geht dem Atten­tat sei­nes Onkels und sei­ner Gefolgs­leute, gerät statt­des­sen aber in Gefan­gen­schaft des Fein­des, ohne dass die­ser weiß, wer er eigent­lich ist. Ein Stahl­hals­band und einen Skla­ven­markt – sowie einen Men­schen­han­del – spä­ter, ist unser Prinz auf einer Galeere an eine Bank geket­tet und muss mit sei­ner einen Hand rudern.

Gewohnt flüs­sig liest sich Joe Aber­crom­bies Schrift und ver­mit­telt ebenso ein gutes Gefühl für die raue Welt und das Wesen, wel­ches jeden ein­zel­nen Mann in die­ser dar­ge­stell­ten Welt erfüllt. Lei­der schafft er nicht den Absprung von sei­ner Geschichte hin­ein in ein Epos, das nicht nur durch Bru­ta­li­tät glän­zen sollte, son­dern auch durch Geschick und Können.
Die Über­ra­schun­gen sind nicht der übli­che Ver­lauf einer Geschichte, der teil­weise doch ein biss­chen absurd wirkt. Auch die Cha­rak­ter­ent­wick­lun­gen und Sicht­wei­sen wech­seln schnell von Freund und Feind. Schade, dass er nicht die glei­che Sorg­falt an die Cha­rak­tere gelegt hat wie in den Auf­bau sei­ner stim­mi­gen Welt.

Der 2. Teil „Königs­jä­ger“ ist im August erschienen.


Königs­schwur, Joe Abercrombie, 

Kirs­ten Bor­chardt (Über­set­ze­rin), Heyne, 2015

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