Frühlingsgefühle in Wien

by Worteweberin Annika

„Wenn es Früh­ling wird in Wien“ setzt als zwei­ter Teil Petra Hart­liebs Reihe um Marie, das Kin­der­mäd­chen im Hause Arthur Schnitz­lers, fort. Worte­we­be­rin Annika hat sich mit dem Schmö­ker einen gemüt­li­chen Lese­abend gemacht.

Inzwi­schen ist der Win­ter vor­bei, doch die Liebe zwi­schen der Prot­ago­nis­tin Marie und dem Buch­händ­ler Oskar hat Bestand. Auch wenn sich nur sel­ten Gele­gen­hei­ten bie­ten, dass die bei­den ein­an­der sehen, las­sen Aus­flüge in den Zoo und ins Thea­ter die Gefühle der bei­den den­noch aufblühen:

„Oskar stellte sich immer wie­der ihr Gesicht vor: die roten Wan­gen, die Locken, die stän­dig aus der Haar­spange spran­gen, die glän­zen­den Augen. Mein Gott, er war bis über beide Ohren ver­liebt. Anders konnte man wohl nicht erklä­ren, dass Marie sein ers­ter Gedanke beim Auf­wa­chen und sein letz­ter beim Ein­schla­fen war.“

Im aus dem ers­ten Band „Win­ter in Wien“ bekann­ten, but­ter­wei­chen Ton erzählt Petra Hart­lieb von Lie­bes­glück und ‑schmerz vor der Kulisse des Wiens der 1910er Jahre. Für etwas Span­nung sor­gen eine plötz­lich auf­tau­chende Neben­buh­le­rin um Oskars Gunst, ein Dienst­mäd­chen in ande­ren Umstän­den und der dra­ma­ti­sche Unter­gang der Tita­nic. Das Happy End ist trotz­dem nie­mals ernst­haft in Gefahr. Damit ist „Wenn es Früh­ling wird in Wien“ ein schö­ner Schmö­ker für Lese­hung­rige, die den Kopf aus­schal­ten wollen.

„Als er damals als klei­ner Bub die Buch­sta­ben gelernt hatte, war nichts Gedruck­tes mehr vor ihm sicher gewe­sen. Er konnte sich noch daran erin­nern, als er plötz­lich ver­stan­den hatte, dass diese sechs­und­zwan­zig klei­nen Zei­chen einem eine ganze Welt eröff­ne­ten. Sechs­und­zwan­zig Zei­chen, um im Kopf ein­mal um die Erde, ins Mit­tel­al­ter oder auf den Mond zu reisen.“

Ein schö­nes Extra ist auch in die­sem Roman wie­der der biblio­phile Hin­ter­grund der Geschichte durch die Figur Arthur Schnitz­ler und die Buch­hand­lung, in der Oskar arbei­tet. Im Nach­wort erfährt man, dass diese die glei­che ist, die Autorin Petra Hart­lieb heute in Wien führt und im Best­sel­ler „Meine wun­der­volle Buch­hand­lung“ beschreibt.

Wenn es Früh­ling wird in Wien. Petra Hart­lieb. Dumont. 2017.

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