Für kleine Rebellinnen und solche, die es werden wollen

by Buchstaplerin Maike

Ein Last-Minute-Geschenk für alle Mäd­chen, die sich nicht unter­krie­gen las­sen? Buch­stap­le­rin Maike fin­det, „Good Night Sto­ries for Rebel Girls“ ist ein Schmuck­stück und Inspi­ra­tion im Bücher­re­gal aller Altersgruppen.

Das Kon­zept die­ses Buchs ist ein­fach, aber wir­kungs­voll. Auf jeder Dop­pel­seite stel­len die Autorin­nen eine berühmte Frau der Ver­gan­gen­heit oder Gegen­wart vor. Der Auf­bau ist immer gleich und lädt zum Blät­tern und Ent­de­cken ein: Links befin­det sich immer der Text: Name und Beruf der jewei­li­gen Frau mar­kie­ren Über­schrift und Unter­ti­tel, dann erzäh­len Favilli und Cavallo ihre Geschichte in bewähr­ter „Es war einmal“-Manier. Es folgt ein ein­gän­gi­ges Zitat der Per­sön­lich­keit und ihre Lebens­da­ten. Auf der rech­ten Seite ist stets die dazu­ge­hö­rige Illustration.

Dadurch, dass die Autorin­nen mit 60 Künst­le­rin­nen aus aller Welt zusam­men­ar­bei­ten, sind die Por­traits in unter­schied­li­chen Sti­len gehal­ten, aber immer erkennt man die Liebe zum Detail. Stim­mung und Cha­rak­ter der Por­trai­tier­ten wer­den wun­der­bar ein­ge­fan­gen – die Rock­mu­si­ke­rin vol­ler Ener­gie, die Pira­tin wild ent­schlos­sen und die Wis­sen­schaft­le­rin neu­gie­rig. Oft sind die Motive für sich genom­men so schön, dass man sie am liebs­ten als Post­kar­ten oder Wand­bil­der auf­stel­len will, statt sie zwi­schen Buch­sei­ten zu verstecken.

Wer ist dabei?

Aber ver­ste­cken müs­sen sich auch nicht die 100 vor­ge­stell­ten Frauen, deren Lebens­ge­schich­ten inspi­rie­ren, Mut machen und moti­vie­ren. Favilli und Cavallo ver­su­chen sich an einem Rund­um­schlag, der Geschichte und Gegen­wart, berühmt und wei­test­ge­hend unbe­kannt, mäch­tig und aus armen Ver­hält­nis­sen umfasst. Der gemein­same Nen­ner: dass sich die Frauen erfolg­reich gegen alle Wid­rig­kei­ten durch­set­zen konn­ten. Über Wis­sen­schaft­le­rin­nen wie Ada Love­lace oder Marie Curie, Poli­ti­ke­rin­nen wie Angela Mer­kel oder Mar­ga­ret That­cher bis hin zu allen mög­li­chen Musi­ke­rin­nen, Künst­le­rin­nen, Köni­gin­nen, Sport­le­rin­nen und Frei­heits­kämp­fe­rin­nen wer­den genug The­men­ge­biete abge­deckt, sodass jedes Mäd­chen ihre Lieb­lings­hel­din fin­det. So dür­fen auch Malala oder Man­wal al-Sharif nicht feh­len. Posi­tiv auch: dass nicht über­wie­gend euro­päi­sche und nord­ame­ri­ka­ni­sche Frauen vor­ge­stellt wer­den, son­dern Per­sön­lich­kei­ten rund um den Glo­bus Ein­zug in die Samm­lung finden.

Für wen ist das was?

In Erman­ge­lung klei­ner Mäd­chen, denen ich das Buch vor­le­sen konnte, habe ich mir beim Lesen die Frage gestellt: Wie würde das Buch mei­nem 7‑jährigen Ich gefal­len? Die kur­zen Texte eig­nen sich her­vor­ra­gend als (Vor-)Lesegeschichten vor dem Ein­schla­fen, aller­dings dürf­ten man­che dar­ge­stell­ten Schick­sale zu Nach­fra­gen oder wenigs­tens sehr aben­teu­er­li­chen Träu­men füh­ren. Letz­te­res ist natür­lich nicht immer schlecht. Meine Favo­ri­tin? Wenn ich mich da bloß ent­schei­den könnte...

Mein erwach­se­nes Ich geht mit etwas mehr Vor­be­halt an die Texte. In ihrer kind­lich-redu­zier­ten Form gehen sicher­lich manch­mal pro­ble­ma­ti­sche Details unter, die für einen dif­fe­ren­zier­ten Umgang mit den Lebens­ge­schich­ten not­wen­dig sind. Doch das führt für kleine Lese­rin­nen zu weit: Zu wis­sen, dass andere Mäd­chen und Frauen sich gegen ihre Umwelt auf­ge­lehnt haben, um ihre Träume zu ver­wirk­li­chen, ist als Quint­essenz oft­mals genug.

PS: Wer glaubt, der Titel würde bewusst Men­schen aus­schlie­ßen, irrt. Natür­lich fin­den auch rebel­li­sche Jungs in die­sem Buch Vor­bil­der – und soll­ten unbe­dingt diese rea­len Aben­teu­er­ge­schich­ten lesen. Doch der Titel ist nicht ohne Grund gewählt: Expli­zit ste­hen Mäd­chen als Ziel­gruppe im Vor­der­grund, die 100 Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gu­ren ver­schie­dens­ter Art fin­den. Mit­tel­punkt statt mitgemeint.

Good Night Sto­ries for Rebel Girls: 100 Außer­ge­wöhn­li­che Frauen. Elena Favilli und Fran­ce­sca Cavallo. Über­set­zung: Bir­gitt Koll­mann. Illus­tra­tio­nen: T.S. Abe u.v.m. Han­ser. 2017.

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