„Für alle Fans von Game of Thrones“?

by Bücherstadt Kurier

„Der Pfad des Zorns“ ist der erste Roman aus der Reihe „Das Buch und das Schwert“ und gleich­zei­tig das Erst­lings­werk des fran­zö­si­schen Fan­tasy-Autors Antoine Rou­aud. Es erzählt von einem her­un­ter­ge­kom­me­nen Hel­den aus alter Zeit, von Wir­ren und Intri­gen und einer uralten Legende, nach wel­cher das Schick­sal jedes Men­schen schon vor ewi­gen Zei­ten fest­ge­legt wor­den sei.

Dun Cadal Daer­mon hat seine Auf­gabe ver­fehlt. Er war ein Held gewe­sen und zum Schutz des Kai­sers beauf­tragt wor­den. Doch der Kai­ser ist schon lange tot, das Reich gefal­len und ihm bleibt nichts mehr als die gefüll­ten Wein­fäs­ser der neuen Repu­blik. Auch die His­to­ri­ke­rin Viola, die ihn auf­sucht, um ihn nach einem Schwert zu fra­gen, wel­ches seit Genera­tio­nen in der Hand der Kai­ser gewe­sen war und Dun ver­steckt haben sollte, kann den frü­he­ren Hel­den wenig wach­rüt­teln. Nur wider­wil­lig erzählt er ihr die Geschichte sei­ner Ver­gan­gen­heit, in wel­cher er in den Sali­nen-Sümp­fen von einem unschein­ba­ren und namen­lo­sen Jun­gen geret­tet wurde, den er zu sei­nem Knap­pen und spä­ter zu einem fähi­gen und stol­zen Rit­ter aus­ge­bil­det hat.

Die Intri­gen neh­men aller­dings zu und trotz aller Ver­su­che kann er den Sturz des Kai­ser­rei­ches, für des­sen Schutz er kämpft, nicht ver­hin­dern. Nun mischt sich die Gegen­wart ein, die Erzäh­lung wird wei­ter­ge­spon­nen und ent­springt nicht mehr aus Duns Erin­ne­run­gen. Er selbst ist nun wie­der Teil eines gro­ßen Wan­dels und Umbruchs, des­sen er ent­flie­hen will. Er bemerkt, wie sehr er her­ein­ge­legt wurde, was wirk­lich hin­ter den Intri­gen steckt – und dass der ihm bekann­ten Welt nun erneut ein Umbruch bevor­steht. Das aller­dings gilt es zu ver­hin­dern. Nur: kann Dun Cadal genug ver­trauen? Kann er dem Wein über­haupt ent­sa­gen und wie­der zu dem wer­den, der er frü­her gewe­sen war? Als dann auch noch das Buch auf­taucht, wel­ches der Legende ent­sprun­gen scheint, gilt es, stand­fest im eige­nen Glau­ben oder wan­del­bar genug zu sein, um seine Ziele trotz allem im Auge zu behalten.

Per­spek­ti­ven

„Der Pfad des Zorns“ weist einige sehr inter­es­sante Per­spek­ti­ven auf. Die Geschichte besteht aus zwei Tei­len. Im ers­ten Teil erzählt Dun Cadal der His­to­ri­ke­rin Viola in Rück­blen­den und lan­gen Kapi­teln von der Ver­gan­gen­heit, die ihn zu dem gemacht hat, der er heute ist: ein Trun­ken­bold und mür­ri­scher Mensch. Als der frü­here Held dann bemerkt, dass seine Erin­ne­run­gen zum Teil nicht rich­tig oder lücken­haft sind und sich eine Per­son in den Vor­der­grund schiebt, die er schon lange für tot gehal­ten hat, wird aus des­sen Sicht wei­ter­erzählt. Von da an mischen sich hand­lungs­wei­ter­füh­rende Pas­sa­gen mit den Rück­bli­cken der­sel­ben Ver­gan­gen­heit, die auch Dun Cadal erlebt hat... aber eben aus einer ande­ren Sicht, mit ande­ren Details und ande­ren Blick­win­keln. Das ist einer­seits span­nend, da neue Infor­ma­tio­nen frei­ge­ge­ben wer­den, um Klar­heit zu schaf­fen und Lücken zu schlie­ßen, die in den Erin­ne­run­gen Dun Cadals nicht statt­ge­fun­den haben. Ande­rer­seits ist auf­merk­sa­mes Lesen von­nö­ten, um nicht durch­ein­an­der zu kom­men, wo man sich denn gerade befindet.

Schreib­stil

Der Autor kon­zen­triert sich weni­ger auf das Beschrei­ben von gro­ßen Schlach­ten, son­dern viel mehr auf die Cha­rak­ter­ent­wick­lung der Per­so­nen, das Zusam­men­spiel von ihnen und die Wan­del­bar­keit derer Gefühle und Zuge­hö­rig­kei­ten. Rache und Wut, Liebe und Freund­schaft wer­den bei ihm zu Begrif­fen, die sich durch­aus ver­än­dern kön­nen und sich ste­tig wan­deln, ohne dabei zu harsch zu wech­seln. Sein Schreib­stil besticht auch durch sehr aus­führ­li­che Beschrei­bun­gen am Anfang, um sich ein gutes Bild im Kopf zu schaf­fen. Der Schluss wirkt dahin­ge­gen ein wenig hek­tisch geschrie­ben, so als würde der Autor schnell ans Ziel kom­men wollen.

„Für alle Fans von Game of Thrones“?

Wenn man dem irre­füh­ren­den Sti­cker am Buch­co­ver, das besagt „Für alle Fans von Game of Thro­nes“ nicht allzu viel Glau­ben schenkt, ist es den­noch ein Buch, das sich im Fan­tasy-Genre sehr wohl­füh­len darf. Die Geschichte ist gelun­gen, die Durch­füh­rung span­nend, der Lese­fluss bis auf wenige Pas­sa­gen – falls man die Zeit­sprünge nicht ganz zuord­nen konnte – durch­aus vor­han­den. Die Erzähl­art wirkt etwas anders, aber dafür auf­fri­schend inter­es­sant. Ledig­lich ein paar feh­lende Erklä­run­gen oder offene Stränge las­sen auf eine Fort­set­zung und ein Schlie­ßen die­ser Lücken hof­fen. Wer Fan­tasy mag, die mit wenig Magie, eini­gen Intri­gen und star­ken cha­rak­ter­li­chen Aus­füh­run­gen und Wand­lun­gen aus­ge­stat­tet ist, ist hier genau richtig!

Eli­sa­beth

Das Buch und das Schwert – Der Pfad des Zorns, Antoine Rou­aud, Heyne, 2013

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