Geschichten aus dem Wiener Wald

by Zeichensetzerin Alexa

„Unser Leben ist Arbeit – ohne sie haben wir kein Leben mehr.“

*Klick* ama​zon​.de; Cover © Suhr­kamp

GESCHICHTEN AUS DEM WIENER WALD, geschrie­ben von Ödön von Hor­váth, ist ein Volks­stück in 3 Tei­len und the­ma­ti­siert den Kon­flikt zwi­schen Ver­stand und Gefühl. Mari­anne, die sich an ihrem Ver­lo­bungs­tag in einen ande­ren ver­liebt, lässt sowohl ihren Ver­lob­ten als auch ihren Vater ste­hen und folgt Alfred. Sie glaubt, ihre große Liebe gefun­den zu haben und hofft, sich mit ihm ent­fal­ten zu kön­nen. Doch es kommt anders.

Unüber­legt­heit wird bestraft; bald sind die Gefühle ver­flo­gen, in der Bezie­hung kri­selt es und Mari­anne merkt, dass sie sich in Alfred getäuscht hat. Das neu­ge­bo­rene Kind wird ver­nach­läs­sigt, weil beide mit sich selbst beschäf­tigt sind, Mari­an­nes Vater will nichts mehr von sei­ner Toch­ter wis­sen und erst recht nicht als Groß­va­ter bezeich­net werden...

Der Titel des Volks­stücks ist ange­lehnt an den Wal­zer „Geschich­ten aus dem Wie­ner Wald“ von Johann Strauß und wird mehr­fach im Stück erwähnt. Sehr emp­feh­lens­wert ist es, die Wie­ner Wal­zer zu hören, wäh­rend man liest. So fühlt man sich in die dar­ge­stellte Zeit hin­ein­ver­setzt und es kommt eine beson­dere, dem Buch ent­spre­chende, Stim­mung auf.
Beein­dru­ckend ist die Mehr­deu­tig­keit der Sätze. Hor­váth lässt mit sei­nem ganz per­sön­li­chen Schreib­stil Cha­rak­tere erwa­chen und wie­der aus der Szene tre­ten. Lügen und Ver­rat gehö­ren dabei zum All­tag – alle sind schein­bar Freunde und lächeln sich zu, doch sobald sich einer umdreht, wird über ihn gelästert.

„Geschich­ten aus dem Wie­ner Wald“ führt dem Leser sowohl die guten als auch die schlech­ten Sei­ten des Lebens vor Augen, wobei alles so rea­lis­tisch dar­ge­stellt wird, dass jede Hand­lung glaub­haft erscheint. Der Appell ist deut­lich: denkt über das Leben nach, nehmt es nicht auf die leichte Schul­ter! Der Bio­gra­fie im Anhang zufolge hatte Hor­váth immer wie­der mit Hin­der­nis­sen zu kämp­fen, die ihn am Erfolg gehin­dert, in Depres­sio­nen ver­setzt und ver­zwei­feln las­sen hat­ten. Dabei war das Schrei­ben das ein­zige in sei­nem Leben, dem er sich mit volls­ter Seele gewid­met hat. Dass er sich für seine Lei­den­schaft ein­ge­setzt und gekämpft hat, ist sehr bemerkenswert.

Ödön von Hor­váth an F.Th.Csokor: „(...)Die Welt ist vol­ler Unruhe, alles drun­ter und drü­ber, und noch weiß man nichts Gewis­ses! Man müsste ein Nes­troy sein, um all das defi­nie­ren zu kön­nen, was einem unde­fi­niert im Wege steht! Die Haupt­sa­che, lie­ber guter Freund, ist: Arbei­ten! Und noch­mals: Arbei­ten! Und wie­der: Arbei­ten! Unser Leben ist Arbeit – ohne sie haben wir kein Leben mehr. Es ist gleich­gül­tig, ob wir den Sieg oder auch nur die Beach­tung unse­rer Arbeit erfah­ren, – es ist völ­lig gleich­gül­tig, solange unsere Arbeit der Wahr­heit und der Gerech­tig­keit geweiht bleibt.“ (Geschich­ten aus dem Wie­ner­wald, S.116, Z.3–13)

Alexa

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