Gierig, gieriger, Macbeth

by Poesiearchitektin Lena

Jo Nesbø ist nicht nur ein Musi­ker, son­dern auch ein hoch ange­se­he­ner Autor. Bekannt wurde er durch seine Harry Hole-Reihe, die 1997 ihren Anfang nahm. Er schreibt unter ande­rem auch Kin­der­bü­cher und andere Kri­mis. Über sein neu­es­tes Buch „Mac­beth“ redete er in Ham­burg beim Har­bour Front Lite­ra­tur­fes­ti­val. Poe­sie­ar­chi­tek­tin Lena hatte sich mehr versprochen.

Es ist eisig kalt in Ham­burg. Die Besu­cher gehen schnel­len Schrit­tes auf das große Kup­pel­ge­bäude der Uni­ver­si­tät Ham­burg zu. Der Hör­saal ist fast kom­plett aus­ver­kauft, abge­se­hen von weni­gen Ein­zel­plät­zen. Es geht um Nes­bøs im August erschie­ne­nen Thril­ler „Mac­beth: Blut wird mit Blut bezahlt“. Chris­tian Hey­mann über­nimmt die Will­kom­mens­rede. Lieb­los wird Jo Nesbo, nicht Jo Nesbø an die Tafel gekrit­zelt. Mode­riert wird von Gün­ter Keil, die über­setz­ten Pas­sa­gen wer­den von Oli­ver Momm­sen (Schau­spie­ler) gelesen.

Das Gespräch fin­det auf Eng­lisch statt, aber die mar­kan­tes­ten Ant­wor­ten wer­den noch ein­mal von Keil über­setzt. Selbst­ver­ständ­lich steht „Mac­beth“ bei die­ser „Lesung“ im Vor­der­grund, den­noch mei­ner Mei­nung nach einen Tick zu viel. Das Publi­kum hat ziem­lich wenig über Nesbø selbst erfah­ren. Den Mann hin­ter den gefei­er­ten Büchern hat man zwar gese­hen, aber nicht wirk­lich kennengelernt.

Shake­speare neu interpretiert

Fast jeder kennt Shake­speare und seine Werke. Vor allem die Tra­gö­die „Romeo und Julia“, die Komö­die „Ein Som­mer­nachts­traum“ oder aber eben „Mac­beth“, erschie­nen um 1602. Nesbø hat die Geschichte neu erzählt. Nicht nur Berufe und die The­ma­tik wur­den ver­än­dert, den Figu­ren wurde eine Hin­ter­grund­ge­schichte gege­ben. Er hat sie cha­rak­te­ri­siert und es so geschafft, die Hand­lun­gen der Cha­rak­tere bes­ser nach­voll­zie­hen zu können.

Mac­beth ist der Vet­ter des vom Volk geschätz­ten König Dun­can und soll sei­nen Platz auf dem Thron ein­neh­men. Seine Frau Lady Mac­beth ist hin und weg von der Vor­stel­lung, Köni­gin zu sein. Um ihr Ziel zu errei­chen, über­re­det sie ihren Mann dazu, den aktu­el­len König zu ermor­den. Viele wei­tere Morde fol­gen, bis die bei­den an der Macht sind. Das schlechte Gewis­sen plagt Lady Mac­beth aller­dings und sie gibt ihre Schuld zu. Es endet tra­gisch für das Ehepaar.

In Nes­bøs Thril­ler ist Mac­beth ein Cop aus Lei­den­schaft. Sei­net­we­gen gibt es unzäh­lige Fest­nah­men. Kein Ver­bre­cher hat eine Chance gegen ihn. Doch wie kann er vor­an­kom­men, mehr Macht und mehr Respekt erhal­ten, wenn nicht mit Mord? Seine Geliebte „Lady“ steht hin­ter ihm und macht ihm Druck. Mit Mani­pu­la­tion und Grau­sam­keit erobert er die Poli­zei und wird ein Mann des Vol­kes. Die­ses ist jedoch gespal­ten. Kann sich ihm irgend­je­mand in den Weg stellen?

Sehr lange 90 Minuten

Oli­ver Momm­sen, Schau­spie­ler (bekannt aus meh­re­ren deut­schen Fern­seh­se­rien, unter ande­rem „Tat­ort“), und wie spä­ter bekannt wird, Freund von Nesbø, hat zwei Absätze aus dem Buch gele­sen und sich ansons­ten ziem­lich in den Vor­der­grund gerückt. Die erste Stelle aus dem Buch war viel zu lang und mei­ner Mei­nung nach auch nicht span­nend genug, als dass man pro­blem­los fol­gen konnte. Ob Momm­sen sie aus­ge­sucht hat oder Nesbø selbst, war nicht bekannt. Ich kann mir vor­stel­len, dass viele das Buch lesen wer­den, weil ein berühm­ter Name dar­un­ter steht, von einem Autor, der seine Kunst beherrscht und schon einige sehr gute Bücher geschrie­ben hat.

Auch die Fra­gen, die Keil gestellt hat, waren nicht sehr gut gewählt, da sie nicht auf­ein­an­der auf­bau­ten und so kein durch­gän­gi­ger Strom an Ant­wor­ten und even­tu­el­len Hin­ter­grund­ge­schich­ten mög­lich war. Schade, denn das Buch, um das es ging, ist vol­ler Intri­gen, Gewalt und Macht­gier. Hier wäre bei­spiels­weise inter­es­sant gewe­sen, wie der Autor an die Infor­ma­tio­nen zu sei­nem Buch kam. Mög­li­cher­weise hätte das Publi­kum so noch mehr über ihn selbst als Per­son erfah­ren. Denn wenn Nesbø aus sei­nem Pri­vat­le­ben berich­tet hat, hat das Publi­kum genauer hin­ge­hört und auch gelacht. Alles in allem waren es sehr lange 1,5 Stun­den, für die 16 Euro zu viel ver­langt waren.

Mit­wir­kende: Jo Nesbø, Oli­ver Momm­sen, Gün­ter Keil. Har­bour Front Literaturfestival.

Foto: Thron Ullberg

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