GlücksStadt

by Zeichensetzerin Alexa

Mit „Glücks­Stadt“ haben Andreas Stein­hö­fel und Sabine Wil­harm ein klei­nes lite­ra­ri­sches Kunst­werk geschaf­fen. Das Bil­der­buch erschien 2013 im Ala­din Ver­lag. – Von Zei­chen­set­ze­rin Alexa

Gleich das erste, das auf­fällt, sind die fan­ta­sie­vol­len, far­ben­fro­hen Illus­tra­tio­nen, die eine recht unge­wöhn­li­che Per­spek­tive auf­zei­gen. Auf dem Cover ist ein gigan­ti­scher Mensch zu sehen. Er läuft durch die Stadt wie ein Riese, auf dem Rücken und in der Jacken­ta­sche ein Dut­zend Schweine tra­gend. Einige Schwein­chen flie­gen gerade vom Wind weg­ge­weht davon. Auf einem Blatt schwebt direkt vor dem Rie­sen ein klei­ner Mensch mit einem Regen­schirm in den Hän­den. „Was für ein ver­rück­tes Bild!“, denkt man beim Betrach­ten und der Gedanke zieht sich über das ganze Buch. Denn jedes Bild ist so fan­ta­sie­voll oder – um es mit den Wor­ten der Prot­ago­nis­tin zu sagen, wenn auch in einem ande­ren Zusam­men­hang: „das ist so über­aus eigen­ar­tig, nach­ge­rade son­der­bar und der­ar­tig denk­wür­dig, dass ich fast sagen möchte: es ist höchst befremd­lich.“ Befremd­lich ja, aber doch auf eine so ange­nehme Art und Weise, dass man sich gerne auf die Geschichte ein­lässt und zu träu­men beginnt.

Worum es geht? Die Prot­ago­nis­tin bricht auf, um ihre Freunde zu besu­chen. Unter­wegs schreibt sie Post­kar­ten an Lena und erzählt ihr, was sie gerade erlebt. Zu jeder Illus­tra­tion ist somit ein kur­zer Text vor­han­den. Wäh­rend der Text nur das Wich­tigste aus­sagt, von den Gefüh­len und Gedan­ken der Prot­ago­nis­tin erzählt, ver­deut­li­chen die Illus­tra­tio­nen die erleb­ten Situa­tio­nen. Es ist ein Zusam­men­spiel von Bild und Text, eine gegen­sei­tige Ergän­zung, sodass man weiß: die­ser Text wäre ohne die Illus­tra­tio­nen nur halb so schön und anders­herum genauso. Eine mei­ner Lieb­lingsil­lus­tra­tio­nen ist die zweite im Buch. Auf der Post­karte an Lena – Lena wird übri­gens immer wie­der anders genannt, wie z.B.: Le-Na-Na, Len­ate – wer­den die Gedan­ken verdeutlicht:

Gerade fiel mir ein, Lieblenchen,

wie häu­fig ich mich schon als Kind ein­ge­sperrt fühlte.
Der Hei­mat­ort war mir zu klein, das Haus zu eng,
Schne­cken­dorf, Schneckenhaus.

Nur mein Kopf war groß genug.
Immerzu träumte ich mich irgendwohin.
Streckte irgend­wann die Füh­ler aus, stieß an und zuckte zurück,
träumte wei­ter und fühlte erneut… suchte wei­ter… suchte weiter…
Und ohne es zu bemer­ken, war ich am glück­lichs­ten immer dann,
wäh­rend ich suchte.

Nach­denk­lichst,
K.

Die­ses ver­rückte, über­trie­bene Bild sieht man rechts vom Text und beginnt es inten­siv zu betrach­ten, als suche man nun selbst nach etwas. Tat­säch­lich macht man sich zusam­men mit der Prot­ago­nis­tin auf die Reise und erlebt die span­nends­ten Aben­teuer! Am Ende ver­ab­schie­det sich K. vom Leser mit der Über­zeu­gung: „Das Leben ist eine große Reise und die Zukunft blüht uns rosig!“ Na, wenn das nicht viel­ver­spre­chend ist!

Autoren­por­trait

Andreas Stein­hö­fel wurde 1962 in Bat­ten­berg gebo­ren, arbei­tet als Über­set­zer und Rezen­sent und schreibt Dreh­bü­cher – vor allem aber ist er Autor zahl­rei­cher, viel­fach preis­ge­krön­ter Kin­der- und Jugend­bü­cher. Sein Best­sel­ler „Die Mitte der Welt“ wurde 1999 für den Deut­schen Jugend­li­te­ra­tur­preis nomi­niert und ist mitt­ler­weile in vie­len Län­dern der Welt erschie­nen. Nach Peter Rühm­korf, Loriot, Robert Gern­hardt und Tomi Unge­rer hat Andreas Stein­hö­fel 2009 den Erich Käs­t­ner Preis für Lite­ra­tur ver­lie­hen bekom­men. Außer­dem erhielt er 2009 meh­rere Preise für „Rico, Oskar und die Tie­fer­schat­ten“ u. a. den Deut­schen Jugend­li­te­ra­tur­preis, den Katho­li­schen Kin­der- und Jugend­buch­preis und die Aus­zeich­nung „Lese­künst­ler 2009“, ver­lie­hen vom Sor­ti­m­en­ter­aus­schuss des Bör­sen­ver­eins Deut­scher Buchhandel.

Illus­tra­to­ren­por­trait

Nach­dem Sabine Wil­harm ihr Stu­dium der Illus­tra­tion an der Fach­hoch­schule für Gestal­tung in Ham­burg been­det hatte, begann sie 1976 als freie Illus­tra­to­rin für Zeit­schrif­ten und Buch­ver­lage zu arbei­ten. Mit ihren Illus­tra­tio­nen der deut­schen Harry Pot­ter Bücher hat sie das Bild des Zau­ber­lehr­lings in Deutsch­land maß­geb­lich geprägt.

Glücks­Stadt. Text: Andreas Stein­hö­fel. Illus­tra­tion: Sabine Wil­harm. Ala­din Ver­lag. 2013.

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