Gut und Böse im Wandel der Zeit

by Bücherstadt Kurier

Hell und dun­kel, schwarz und weiß, heiß und kalt, gut und böse. Unser Leben besteht aus Gegen­sät­zen, mit denen die Mensch­heit schon seit Jahr­hun­der­ten ver­sucht, Ord­nung in das Chaos, das wir „Uni­ver­sum“ nen­nen, zu brin­gen. Stadt­be­su­che­rin Johanna philosophiert.

Wie wir alle in der Schule ler­nen, stre­ben Atome, Teil­chen und alles, was es sonst noch gibt, den Zustand der größt­mög­li­chen Unord­nung an. Um Kon­trolle zu haben, braucht es des­halb Begriffe. Jedes die­ser soge­nann­ten „Wör­ter“ braucht ein Gegen­stück. Was hat es jedoch mit die­sen Gegen­sät­zen auf sich – und wie wer­den sie umgesetzt?

Schon in der Bibel wird von Gut und Böse gespro­chen: Im Buch Hiob meint Gott, der Mensch brau­che das Böse, um das Gute schät­zen zu ler­nen. So schickt er den Teu­fel zu sei­nem treuen Die­ner Hiob, um ihn auf die Probe zu stel­len. An die­sem Vor­bild ori­en­tierte sich spä­ter Goe­the und schrieb sein Werk „Faust“, wo eben­falls der Inbe­griff des Bösen, hier Mephis­to­phe­les genannt, den Men­schen zum Schlech­ten ver­füh­ren soll. Auch in welt­li­chen Erzäh­lun­gen wie Mär­chen geht es um den Kon­flikt von Gut und Böse. Hän­sel und Gre­tel ver­tre­ten in die­sem Fall die klas­si­sche Hel­den­ge­schichte: Die Guten wer­den vom Bösen bedroht und besie­gen es schließ­lich. Darum geht es doch – das Schlechte MUSS aus­ge­löscht wer­den. Oder?

Auch in der Kunst wur­den Gut und Böse schon immer gegen­über­ge­stellt. Stark von der Reli­gion beein­flusst, soll­ten dabei das Böse und die Sünde abschre­ckend sein. Als erste Vor­lage für das Böse gilt hier eben­falls der Teu­fel, der mit allen von uns als schlecht defi­nier­ten Eigen­schaf­ten aus­ge­stat­tet wurde: laut, dre­ckig, häss­lich, lau­nisch. Man habe das Bild „Welt­ge­richt“ von Ste­fan Loch­ner vor Augen – auf der einen Seite wacht der Teu­fel über die Men­schen, die gesün­digt haben. Sie sind dre­ckig, Feuer lodert im Hin­ter­grund, wer­den von teuf­li­schen Gestal­ten gepei­nigt. Auf der ande­ren Seite sind die guten Men­schen, alle in weiß geklei­det, sau­ber, auf dem Weg in eine schöne Kir­che. Sie wer­den von Gott geret­tet. Bei sol­chen Dar­stel­lun­gen kann man gar nicht anders als auf Gott, das Gute, den Ret­ter, zu ver­trauen. Oder?

Frü­her wur­den die Gegen­sätze stark getrennt, nicht nur in Lite­ra­tur und Kunst, son­dern auch in allen ande­ren Lebens­be­rei­chen. Heute bemüht man sich jedoch, die­ses „Pro­blem“ zu bekämp­fen und zu lösen. Aus Hell und Dun­kel wird Däm­me­rung, aus Schwarz und Weiß Grau, aus Heiß und Kalt Lau­warm und aus Gut und Böse jemand, der aus sei­nen Feh­lern ler­nen kann. Man sollte stets daran den­ken, dass alles auf der Welt in Ver­bin­dung mit­ein­an­der steht und abhän­gig von­ein­an­der ist. Viel­leich MUSS das Böse gar nicht aus­ge­löscht wer­den, viel­leicht braucht es wirk­lich das Schlechte, damit wir das Gute schät­zen ler­nen, denn „Schwarz und Weiß sind beide Licht“ („Sock­oso­phie“- Käptn Peng)- ergo: Gegen­sätze sind gar nicht so gegen­sätz­lich, wie sie oft scheinen.

Ein Bei­trag zum Spe­cial #phi­lo­so­phie­stadt. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

Bild: Ste­fan Loch­ner, Last Jud­ge­ment (circa 1435)

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr