Harald Tonollo

by Bücherstadt Kurier

Lachen ist so wichtig!

Foto © Harald Tonollo

Guten Tag, Herr Tonollo. Bitte stel­len Sie sich ganz kurz unse­ren Lesern vor.

Also, ich bin mitt­ler­weile 55 Jahre alt und habe mein gan­zes bis­he­ri­ges Berufs­le­ben als Sozi­al­päd­agoge gear­bei­tet. Ich bin in Mainz gebo­ren, lebe in Mainz und bleibe in Mainz – das nennt man wohl „boden­stän­dig“. Ich bin glück­lich ver­hei­ra­tet, habe zwei erwach­sene Töch­ter und einen Kater.

Es zeich­net Sie aus, dass Sie nicht haupt­be­ruf­li­cher Autor sind. Wie kamen Sie auf die Idee ein Buch zu schreiben?

Lan­ge­weile! Vor etwa zehn Jah­ren hatte ich abso­lut keine Lust mehr auf meine Arbeit in der Jugend­hilfe. Also habe ich gekün­digt und wollte mal ein hal­bes Jahr Pause machen. Aber wenn man dann wäh­rend so einer Arbeits­pause auf sein Tages­werk zurück­blickt, dann sieht man da nicht viel. Das war sehr unbe­frie­di­gend für mich. Plötz­lich fand ich mich schrei­bend vor dem Com­pu­ter wieder.
Als meine Kin­der noch klein waren, hatte ich ihnen schon gerne Geschich­ten erzählt. Also habe ich gedacht: „Das kannst du und das machst du jetzt wie­der. Und dann hast du auch was zu tun.“

Reizt Sie der Gedanke frei­be­ruf­li­cher Schrift­stel­ler zu werden?

Nein! Diese Phase mei­nes Lebens ist abge­schlos­sen. Erst acht Stun­den arbei­ten und danach noch schrei­ben? Und in Gedan­ken stän­dig in der jewei­li­gen Geschichte sein? Wäh­rend ich die sechs Rot­ten­todd-Bände geschrie­ben habe, habe ich meine Frau viel zu sehr ver­nach­läs­sigt. Das will weder ich noch sie. Aber auch der Haupt­be­ruf Schrift­stel­ler ist mir suspekt. Da gibt es feste Ter­mine, an denen man ein Manu­skript abge­ben muss. Ich mag die­sen Druck nicht.
Ver­kau­fen sich die Bücher gut genug, dass man davon leben kann? Ich muss nun mal wis­sen, dass am nächs­ten Ers­ten genug Geld zum Leben auf mein Konto kommt. Außer­dem sitze ich dann viel zu viel vor dem Computer.

Was für ein Gefühl war es, das eigene Werk in einem Ver­lag ver­le­gen zu dürfen?

Zunächst ein gran­dio­ses Gefühl. Da wollte doch tat­säch­lich jemand meine Gedan­ken als Buch her­aus­brin­gen. Die­ses Gefühl wich dann aber bald einer gro­ßen Ent­täu­schung, als ich erfuhr, dass die Buch­hand­lun­gen mein ers­tes Buch nicht gerade gut annah­men. Die Geschichte spielte auf ande­ren Pla­ne­ten, und das war wohl nicht gefragt. Es wur­den gerade mal tau­send Stück davon ver­kauft. Wenig ermu­ti­gend, aber so wollte ich mich nicht als Kin­der­buch­au­tor ver­ab­schie­den. Ich suchte einen neuen Ver­lag. Mit den Rot­ten­todds wurde dann alles anders. Ich bin schon ein biss­chen stolz dar­auf, dass diese merk­wür­dige Fami­lie dann doch so sehr gefällt, dass sie jetzt auch in ande­ren euro­päi­schen Län­dern erscheint.

Was inspi­rierte Sie zu den Geschich­ten über die Rottentodds?

Der Vor­schlag kam vom Cop­pen­rath­Ver­lag. Ich hatte denen ein Manu­skript geschickt. Das inter­es­sierte sie nicht. Aber mein Schreib­stil und der Humor hatte es ihnen wohl irgend­wie ange­tan. Sie frag­ten mich, ob ich nicht etwas ziem­lich Abge­fah­re­nes, Gru­se­li­ges und doch Lus­ti­ges schrei­ben könnte. Am Anfang war bei mir der Gedanke an etwas Ekli­ges, zum Bei­spiel die Sache mit dem Schmeiß­flie­gen­sa­lat. Oder die Sache mit den Wohl­fühl­be­cken, die mit Spin­nen oder Amei­sen gefüllt sind.
Die Geschichte hat sich dann wäh­rend des Schrei­bens ent­wi­ckelt. Zum Bei­spiel das Zau­bern – das wollte ich zunächst nicht. Mir wurde in der Kin­der­li­te­ra­tur schon viel zu viel gezau­bert. Aber es machte die Geschich­ten nun mal inter­es­san­ter und ergab Lösungs­mög­lich­kei­ten. Also, wenn schon zau­bern, dann musste ganz viel Chaos dabei herauskommen.

Haben Sie Ver­wandte oder Bekannte mit eingebaut?

Ich kenne nie­man­den, der wie die Fami­lie Rot­ten­todds mit Vor­liebe Insek­ten isst. Glaube ich zumin­dest. Aber auch die Nor­mal­sterb­li­chen bei den Rot­ten­todds ent­spran­gen aus­schließ­lich mei­ner Fantasie.

Wel­cher der Rot­ten­todds ist Ihr Lieblingscharakter?

Ein­deu­tig Patri­zius Rot­ten­todd, der Vater. Wie ich finde, ein herr­lich schuss­li­ger und welt­frem­der Cha­rak­ter, den ich in den ers­ten Bän­den lei­der nicht genug gewür­digt habe. Er hätte ein eige­nes Buch verdient.

Was schät­zen Sie sel­ber an Ihren Werken?

Ich hoffe, den jun­gen Lesern ver­mit­teln zu kön­nen, dass Anders­sein ein­fach nur okay ist und seine Berech­ti­gung hat. Ohne Angst davor zu haben. Die Rot­ten­todds sind extrem anders... und trotz­dem lus­tig, ver­ständ­nis­voll und den nor­ma­len Men­schen gegen­über, die etwa das Fleisch von Schwei­nen und Rin­dern essen, aus­ge­spro­chen tolerant.

Ihre Bücher zeich­nen sich unter ande­rem auch durch die schö­nen Illus­tra­tio­nen aus. Hat­ten Sie bei den Bil­dern ein Mit­spra­che­recht? Wie den­ken Sie sel­ber über die gra­phi­sche Interpretation?

Mit­spra­che­recht hatte ich kei­nes und am Anfang fand ich die Illus­tra­tio­nen zu ästhe­tisch – ganz im Gegen­satz zu der Fami­lie Rot­ten­todd. Aber zum Glück hat nie­mand auf mich gehört. Mitt­ler­weile gefal­len sie mir außer­ge­wöhn­lich gut und ich kann Carla Mil­ler nur mei­nen unein­ge­schränk­ten Respekt aussprechen.

Sind noch wei­tere Bände geplant als jene, die schon erschie­nen sind? Pla­nen Sie auch noch andere Geschich­ten zu erzäh­len, gänz­lich ohne die Rottentodds?

Wie gesagt: Die Phase Kin­der­buch­au­tor ist abge­schlos­sen. Aber wer weiß schon, was in ein paar Jah­ren ist? Es wäre nicht das erste Mal, dass ich meine Mei­nung ändere.

Was für ein Gefühl ist es mit­zu­er­le­ben, wie Leser und vor allem Kin­der, auf ihre Werke reagieren?

Zum Glück habe ich bis jetzt fast aus­schließ­lich posi­tive Rück­mel­dun­gen bekom­men. Natür­lich freut es mich, dass mein Humor bei vie­len Lesern ankommt. Lachen ist so wichtig!

Was ist Ihr Lieb­lings­buch? Und warum aus­ge­rech­net dieses?

„Was­ser­mu­sik“ von T.C.Boyle. Da ist ein­fach alles drin, was das Män­ner­herz begehrt. Fremde Welt, Aben­teuer, Span­nung, skur­ri­ler Humor. Und es ist benei­dens­wert gut geschrie­ben. Meine Frau fin­det es furchtbar.

Nun zu den Bücher­stadt Kurier-Spe­zi­al­fra­gen: Wenn Sie ein Buch wären, wel­ches wären Sie und warum?

„Die wil­den Hüh­ner“ von Cor­ne­lia Funke. Es fühlt sich so herr­lich nach unbe­schwer­ter Kind­heit an.

Wel­che Frage haben Sie sich in einem Inter­view schon immer mal gewünscht und wie würde Ihre Ant­wort dar­auf lauten?

Frage: Wer wird deut­scher Meister?
Ant­wort: Der Fuß­ball­ver­ein Mainz 05!

Vie­len Dank, dass Sie sich die Zeit genom­men haben unsere Fra­gen zu beantworten.

Ramona

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