Bunt, bunter, Herr Löwe „Herr Löwe trägt heut’ bunt“

by Satzhüterin Pia

Der stolze Herr Löwe kommt sich beim Betre­ten des farb­in­ten­si­ven Dschun­gels regel­recht grau vor. Da muss etwas getan wer­den! Auf sei­ner Suche nach der rich­ti­gen Farbe für ihn, lernt er viel über die Far­ben­lehre und am Ende Eini­ges über sich selbst. Satz­hü­te­rin Pia hat das Buch nicht kom­plett überzeugt.

Er ist der König der Tiere, aber er fin­det, dass man ihm dies nicht ansieht: Zwi­schen den bun­ten Papa­geien und Affen, den schil­lern­den Blu­men und den knal­li­gen Fal­tern sieht sein gelb-brau­nes Fell ziem­lich öde aus. Auf jeder Dop­pel­seite ent­deckt der Löwe eine neue Farbe, die ver­meint­lich per­fekt zu ihm passt. Lei­der machen ihn die roten Bee­ren aber nur orange und das blaue Was­ser färbt ihn … grün!

Kun­ter­bunte Reise durch die Welt der Farben

Damit geht das Bil­der­buch über die Grund­far­ben hin­aus und the­ma­ti­siert die Far­ben­lehre. Für das Ver­ständ­nis der gereim­ten Texte und auch für die Bil­der (zum Bei­spiel, wenn der Löwe die bunte Fell­farbe wie­der aus­pin­kelt) brau­chen die Kin­der ein gewis­ses Abs­trak­ti­ons­ni­veau. Im Kin­der­gar­ten­al­ter pas­sen das große For­mat, die dün­nen Sei­ten und die kniff­lige Farb­mi­sche­rei sicher­lich bes­ser als für klei­nere Kin­der. Das Buch ani­miert dazu, das Mischen selbst aus­zu­pro­bie­ren und ihre erste Far­ben­lehre zu erkunden.

„Am bes­ten ist man ein­fach so, wie man ist.“

Bei den Far­ben und den ulki­gen Ver­su­chen des unzu­frie­de­nen Löwen bleibt es nicht. „Am bes­ten ist man ein­fach so, wie man ist“, heißt es am Schluss. Eine Moral, die sich der­zeit in vie­len Bil­der­bü­chern fin­det. Kann ich prin­zi­pi­ell nur befür­wor­ten, hier finde ich es aber nicht gelun­gen: Zum einen wer­den den Far­ben teil­weise pro­ble­ma­ti­sche Kli­schees zuge­schrie­ben („Denn Blau ist die Farbe für den star­ken Mann“), zum ande­ren schwingt so ein Hauch von „Du musst dir treu blei­ben, selbst bei der Haar­farbe“ bei all­dem mit – und da gehe ich dann nicht mehr mit. Natür­lich soll man sich nicht ver­stel­len und sich selbst treu blei­ben (gene­rell noch schwie­rig zu ver­ste­hen für Kin­der in dem Alter), aber nur weil sich jemand die Haare färbt, ver­liert er sich nicht gleich selbst.

Kein Respekt für bunte Löwen?

Ich stol­pere außer­dem über die Logik dahin­ter, dass die Tiere des Dschun­gels dem bun­ten Löwen kei­nen Respekt ent­ge­gen­brin­gen. Das Bil­der­buch endet mit einem von Tie­ren umring­ten Löwen, der einen Flunsch zieht und ganz offen­sicht­lich nicht der schöne und bunte König der Tiere ist, der er gerne sein wollte. Irgend­wie würde ich mir wün­schen, dass eine der­ar­tige Moral der Geschichte aus einem selbst kommt und nicht, weil man sich selbst zwar schön fin­det, aber andere einem kei­nen Respekt mehr ent­ge­gen­brin­gen – nur weil man bunt ist? So ein­fach ist das schließ­lich nicht.

„Herr Löwe trägt heut‘ bunt“ ist ein unter­halt­sa­mes und far­ben­fro­hes Bil­der­buch, das durch­aus krea­tiv und spie­le­risch an die Far­ben­lehre her­an­führt. Die Moral am Ende hätte es jedoch nicht gebraucht – sie ist letzt­end­lich unlo­gisch und kontraproduktiv.

Herr Löwe trägt heut‘ bunt. Nastja Holt­fre­ter. Magel­lan. 2021. BK-Alters­emp­feh­lung: ab 4 Jahre.

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr