Horror-Hörspiel: Sieben Siegel

by Satzhüterin Pia

Pünkt­lich zu Hal­lo­ween wurde die zweite Staf­fel der Hör­spiel-Serie „Sie­ben Sie­gel“ von Kai Meyer bei Audi­ble ver­öf­fent­licht. Satz­hü­te­rin Pia ist ein wei­te­res Mal ins gru­se­lige Gie­bel­stein der 80er Jahre gereist und hat mit Kyra und ihren Freun­den mitgefiebert.

Atmo­sphä­ri­scher Auf­takt: Staf­fel 1

Das Jahr 1983: Gie­bel­stein, eine ver­schla­fene deut­sche Klein­stadt umge­ben von rie­si­gen Wäl­dern, bie­tet den Teen­ager-Freun­den Kyra, Lisa und Nils nicht sehr viel. Das ändert sich schlag­ar­tig, als die alte Frau Sophia Mark­wart mit einem Mes­ser bewaff­net im Zim­mer von Lisa auf­taucht, wäh­rend Kyra bei ihr über­nach­tet. Kyra ist über­zeugt, dass es sich bei der Alten um eine Hexe han­delt. Da sie aber als ein­zige gese­hen hat, wie Sophia Mark­wart die nackte Glüh­birne von der Decke biss, wird ihr kein Glau­ben geschenkt – statt­des­sen ist sie das komi­sche Teen­ager-Mäd­chen, das eine ver­wirrte alte Frau angriff. Kyra lässt nicht locker: Je wei­ter die drei Freunde und ihre neue Bekannt­schaft Chris in die Geschichte des Ortes und die von Kyra und ihrer ver­stor­be­nen Mut­ter vor­drin­gen, desto düs­te­rer wird die Atmo­sphäre. Ein ful­mi­nan­ter Show­down auf einem Silo bringt am Ende eine gewisse Erleich­te­rung … oder?

Es geht ins Ein­ge­machte: Staf­fel 2

… doch nicht. Das Ende der Hexe Sophia Mark­wart hat längst nicht die Erleich­te­rung gebracht, die Kyra und ihre Freunde sich erhofft hat­ten: Offen­bar ist Gie­bel­stein ver­flucht und die am Ende so gefähr­li­che Hexe war zudem auch Hüte­rin des Ortes. Über den dich­ten Wäl­dern rund um den alten Fach­werk­ort zieht sich nun ein unheim­li­ches Unwet­ter zusam­men und flu­tet nach und nach die Zuwe­gun­gen in die Stadt. Nur wenige hart­nä­ckige Ein­woh­ner las­sen sich nicht ver­trei­ben und zugleich rei­sen merk­wür­dige Gäste in gro­ßen Bus­sen an: zahl­rei­che in Schwarz geklei­dete Frauen. Nach­dem Kyra, Lisa, Nils und Chris gegen den mit einem Fluch beleg­ten schwar­zen Hoch­sitz ange­tre­ten sind, möchte man mei­nen, dass der Höhe­punkt erreicht sei. Doch die omi­nö­sen Frauen sind noch viel weni­ger harm­los als sich ver­mu­ten ließ.

Für die vier Jugend­li­chen ist es nicht nur ein unge­ahn­ter Kraft­akt gegen all diese über­na­tür­li­chen Unge­heu­er­lich­kei­ten anzu­tre­ten, son­dern Kyra wird zusätz­lich vor eine weit­rei­chende Ent­schei­dung gestellt: Um Gie­bel­stein und seine Bewohner:innen zu ret­ten, muss sie sich für Kräfte ent­schei­den, die ihre Mut­ter in den Tod getrie­ben haben und die sie lebens­lang an den Ort bin­den wer­den. Auch diese Staf­fel endet mit einem Cliff­han­ger und lässt auf eine wei­tere Staf­fel hoffen.

Beklem­men­der Horror

„Sie­ben Sie­gel“ hat Kai Meyer bereits mehr­fach auf­be­rei­tet: Ursprüng­lich als Jugend­buch­reihe im Ber­tels­mann Ver­lag erschie­nen wurde dar­aus ein Hör­spiel ent­wi­ckelt, das um 2008 herum her­aus­kam. Diese neue Umset­zung des Stof­fes von 2020 und 2021 schlägt einen sehr viel düs­te­re­ren Ton an und rich­tet sich ein­deu­tig nicht mehr an Kin­der. Die schau­rig-ver­stö­ren­den Bil­der, die das Hör­spiel durch die Erzäh­lung und beson­ders auch die Insze­nie­rung des gesam­ten Sounds schafft, blei­ben im Kopf. Dabei setzt die zweite Staf­fel noch ein­mal ordent­lich einen drauf: Scho­ckie­rende und ver­stö­rende Sze­nen schaf­fen pha­sen­weise ordent­lich beklem­men­den Hor­ror und bie­ten den Hörer:innen nur sel­ten Ver­schnauf­pau­sen. Kai Meyer schafft es trotz­dem, alles so stil­voll zu hal­ten, dass sogar Hor­ror-Muf­fel wie ich ihre Freude an dem Hör­spiel haben können.

Die Spre­che­rin­nen und Spre­cher machen in bei­den Staf­feln einen groß­ar­ti­gen Job und jede Stimme funk­tio­niert sehr gut. Es gibt immer Stim­men (oder Figu­ren), die man­chen Hörer:innen eher lie­gen als ande­ren und auch das eine oder andere „Geatme“ kann durch­aus mal ner­ven. Das ist aber ein all­ge­mei­nes Hör­spiel-Ding und nicht expli­zit auf die­ses und seine Sprecher:innen gemünzt. David Nathan als Erzäh­ler zeigt wie gewohnt ein gekonn­tes Gespür für die rich­tige Stim­mung und Span­nung – mit etwas älter klin­gen­der Stimme. So wird ein atmo­sphä­risch-düs­te­res Gesamt­pa­ket um dunkle Geheim­nisse und Mächte, Hexen und andere Über­sinn­lich­kei­ten geschnürt. Dabei zieht die zweite Staf­fel das Tempo und die Hor­ror­dichte noch ein­mal deut­lich an. Auch die Musik des Hör­spiels sorgt dafür, dass man sich als Hörer:in direkt in Gie­bel­stein wie­der­fin­det. Im Okto­ber 1983. Mit Flü­chen und Hexen. Empfehlenswert!

Teile die­ses Tex­tes sind Aus­züge aus „Phan­tas­ti­sche Hör­spiel-Serien“ – einem Text, der im Rah­men unse­res Phan­tas­tik-Spe­cials zum ers­ten Mal ver­öf­fent­licht wurde und Staf­fel 1 von „Sie­ben Sie­gel“ beinhal­tet.

Sie­ben Sie­gel – Staf­fel 1. Kai Meyer. Spre­che­rIn­nen: David Nathan, Luisa Wietzo­rek, Maxi­mi­lian Artajo u.a. Audi­ble Ori­gi­nal. 2020.

Sie­ben Sie­gel – Staf­fel 2. Kai Meyer. Spre­che­rIn­nen: David Nathan, Luisa Wietzo­rek, Maxi­mi­lian Artajo u.a. Audi­ble Ori­gi­nal. 2021.

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