Im Netzwerk aus Lebensspuren

by Bücherstadt Kurier

Wer glaubt, die tiro­ler Haupt­stadt Inns­bruck sei ein stil­les, lau­schi­ges Plätz­chen, von dem die Gewalt sich fern hält, täuscht sich – dies beweist der Über­fall auf Arthur Rosen­berg, einen Zei­tungs­ver­käu­fer. Er wird nie­der­ge­schla­gen in sei­nem Laden auf­ge­fun­den, ein Ver­däch­ti­ger wird kurz dar­auf gefasst, und Manuel Svens­son, rasen­der Repor­ter und erfah­re­ner Jour­na­list, macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Wie sich her­aus­stellt, steht viel hin­ter die­sem Begriff: „Wahr­heit“ ist etwas, das tief im Men­schen sitzt und nur schwer aus ihm her­aus­zu­kit­zeln ist. Doch etwas davon bleibt an der Ober­flä­che – und genau die­ses „etwas“ ver­steht Horst Moser, herauszubekommen.
Er prä­sen­tiert mit „Etwas bleibt immer“ kei­nen gewöhn­li­chen Krimi: das Kli­schee wird mit der Per­son des ermit­teln­den Jour­na­lis­ten erfüllt, es gibt ein Opfer. Wei­ter geht das Kri­te­rium in Rich­tung „Krimi“ nicht, son­dern begibt sich auf die Irren und Wege, die das Leben selbst beschrei­tet und gibt dem Leser Ein­blick in fünf Leben, die über ein Netz­werk aus Zufäl­len und Ereig­nis­sen über den Inn und den Atlan­tik hin­weg ver­knüpft sind. So führt Horst Moser den Leser auf den Spu­ren des Jour­na­lis­ten Manuel Svens­son zu des­sen Kind­heit nach Mexiko, um mit ihm und sei­ner Mut­ter nach Öster­reich zu flie­hen. Auch Johan­nes, der ver­meint­li­che Täter, ist mit die­sem Land ver­bun­den, das so anders ist als das gute, abge­ses­sene, sichere Österreich.

Als Leser kommt man sich dabei bei­nahe als Voy­eur vor, der durch den Vor­hang­spalt oder das Schlüs­sel­loch in das nicht immer hell erleuch­tete Nach­bar­haus blickt und dabei Ein­blick in die Gedan­ken­welt der Prot­ago­nis­ten erhält. Dabei kom­men sowohl der ver­meint­li­che Täter als auch das eigent­lich dem Schick­sal erge­bene Opfer zu Wort. Horst Mosers Figu­ren füh­len sich bei­nahe zu real an, das Bild, das er von Mexiko zeich­net, so hell­dun­kel wie die Rea­li­tät selbst. Ins­ge­samt ein Meis­ter­stück der Erzähl­kunst und ein neuer Schritt im gro­ßen Genre „Krimi“, die sich fünf Later­nen ver­dient haben.

Erika

Etwas bleibt immer, Horst Moser
Raetia Ver­lag, 2015

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