Am 20. März ist Indie­book­day. Das haben Worte­we­be­rin Annika, Fabel­for­scher Chris­tian und Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina als Anlass genom­men, um emp­feh­lens­werte Bücher aus unab­hän­gi­gen Ver­la­gen vorzustellen.

Insel der ver­lo­re­nen Erinnerung

Die Prot­ago­nis­tin, eine junge Schrift­stel­le­rin, lebt auf einer Insel, deren Name und Lage nicht genannt wer­den. Regel­mä­ßig kommt es dazu, dass bestimmte Dinge von der Insel ver­schwin­den – sie wer­den nicht gestoh­len oder ver­steckt, son­dern das gesamte Kon­zept hin­ter den Din­gen hört schlag­ar­tig auf zu exis­tie­ren und damit auch die Erin­ne­run­gen in den Köp­fen der Insel­be­woh­ner. Dar­über, dass auch wirk­lich alle ver­ges­sen, wacht die Erin­ne­rungs­po­li­zei, die alle, die nicht ver­ges­sen kön­nen oder wol­len, gna­den­los ver­folgt. So auch den Lek­tor der Prot­ago­nis­tin, der auf­grund sei­ner gene­ti­schen Ver­an­la­gung nicht wie die meis­ten ande­ren ver­ges­sen kann.

Das Buch wirkt mit sei­ner ruhi­gen und atmo­sphä­ri­schen Spra­che als eine Para­bel auf ver­gan­gene Unrechts­staa­ten wie Nazi-Deutsch­land oder das Stasi-Régime der DDR, aber auch auf die immer strik­te­ren Über­wa­chungs­staa­ten unse­rer Zeit. Das Thema ist zeit­los und stimmt nach­denk­lich – eine defi­ni­tive Lese­emp­feh­lung. (fc)

Insel der ver­lo­re­nen Erin­ne­rung. Yoko Ogawa. Über­set­zung: Sabine Man­gold. Lie­bes­kind. 2020.

Hun­dert: Was du im Leben ler­nen wirst

Ein Leben besteht aus unend­lich vie­len Erfah­run­gen, oder? In „Hun­dert: Was du im Leben ler­nen wirst“ erzählt Autorin Heike Fal­ler davon, was uns Jahr für Jahr im Leben pas­sie­ren kann. Zum Bei­spiel: „5: Du erfährst, dass Jun­gen und Mäd­chen sich inein­an­der ver­lie­ben. Unglaub­lich!“ oder „81: Was, wenn dein Alter nicht in Jah­ren gezählt würde, son­dern in Momen­ten, in denen du es genos­sen hast?“ In knap­pen Sät­zen erhal­ten wir Denk­an­stöße über das Leben und vor allem das Altern. Das regt mal zum Schmun­zeln an und lässt uns auch schlu­cken, denn natür­lich gehö­ren Tod und Ver­lust eben­falls mit dazu. Die Bunt­stift­il­lus­tra­tio­nen von Vale­rio Vidali ergän­zen den Text und fügen neue Aspekte hinzu. Und was Brom­beer­mar­me­lade damit zu tun hat? Das müsst ihr schon selbst nach­le­sen! „Hun­dert“ ist ein tol­les Buch zum Blät­tern und Ver­schen­ken – zur Geburt, zum Geburts­tag oder ein­fach so! (wa)

Hun­dert: Was du im Leben ler­nen wirst. Text: Heike Fal­ler. Illus­tra­tion: Vale­rio Vidali. Kein & Aber. 2018

Das platte Kaninchen

Ein Kanin­chen liegt platt und tot auf der Straße. Ein Hund und eine Maus kom­men des Weges und über­le­gen, wohin sie das Kanin­chen nun brin­gen sol­len. Der Hund hat eine Idee. Trotz des ernst­haf­ten The­mas schafft es Bárður Oskars­son, das Bil­der­buch mit Humor im car­toon­haf­ten Stil zu gestal­ten. (gc)

Das platte Kanin­chen. Bárður Oskars­son. Aus dem Däni­schen vom Über­set­zungs­team. Jacoby & Stuart. 2013.

Insekt

In einer Stadt, die von Rauch über­zo­gen ist und man kaum die Hand vor Augen sehen kann, wächst Pas­cal auf. Nur mit Taschen­lam­pen geht’s zur Schule, die Licht spen­den. Drau­ßen vor der Stadt soll es Insek­ten geben und fri­sche Luft. Nach und nach wird den ande­ren Kin­dern bewusst, dass Pas­cal anders ist und das las­sen sie ihn spü­ren. „Insekt“ ist ein in Schwarz-Weiß gehal­te­ner Comic, der Licht- und Schat­ten­sei­ten auf­zeigt. (gc)

Insekt. Sascha Hom­mer. Repro­dukt. 2. Auf­lage. 2008.

Nuss­schale

Das Set­ting der Hand­lung ist so unge­wöhn­lich wie inno­va­tiv: Der Ich-Erzäh­ler ist das unge­bo­rene Kind des lang­wei­lig-spie­ßi­gen Ver­le­gers und Möch­te­gern-Dich­ters John und sei­ner untreuen Frau Trudy. Im müt­ter­li­chen Frucht­was­ser schwe­bend wird das Kind Zeuge eines Mord­kom­plotts, das den Vater aus dem Weg räu­men soll. Durch die Alko­hol­ex­zesse sei­ner Mut­ter befeu­ert, kommt der Fötus ins Phi­lo­so­phie­ren über seine Situa­tion. Die Spra­che des Babys ist dabei erstaun­lich ela­bo­riert und kul­ti­viert. Die Erzäh­lung ist geprägt von der ein­ge­schränk­ten Wahr­neh­mung aus dem Bauch her­aus, was der ansons­ten eher ein­fach gestrick­ten Kri­mi­hand­lung zusätz­li­che Würze ver­leiht. Auch die Umschlag­ge­stal­tung der Bücher­gilde-Aus­gabe von Isa­bel Schu­bert zieht Bli­cke auf sich. (fc)

Nuss­schale. Ian McE­wan. Über­set­zung: Bern­hard Rob­ben. Bücher­gilde Guten­berg. 2017.

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