Inferno – Wie man einen Bestseller verbrennt

by Geschichtenzeichnerin Celina

Der dritte Teil der legen­dä­ren Reihe um Robert Lang­don ist gerade im Kino zu sehen. Oder bes­ser gesagt: Zwar eine auf Dan Browns Roman-Thril­ler „Inferno“ (2013) beru­hende Ver­sion, die aber nicht dem Buch gerecht wird. Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina hat den Roman mit dem gleich­na­mi­gen Film verglichen.

Ein wesent­li­cher Umriss zum „Inferno“

Robert Lang­don, ein Pro­fes­sor für Kunst­ge­schichte und Sym­bo­lo­gie an der Har­vard Uni­ver­sity, wacht mit einer Amne­sie in einem Kran­ken­haus­zim­mer auf. Die junge Ärz­tin Dr. Sienna Brooks erklärt ihm, dass er mit einem Streif­schuss am Kopf vor drei Stun­den ins Kran­ken­haus gekom­men sei. Aber Lang­don kann sich an nichts erin­nern. Erst durch einen Blick aus dem Fens­ter weiß er, dass er in Flo­renz ist. Wie ist er hier­her­ge­kom­men und warum? Zudem wird er verfolgt.
Wäh­rend der Unter­re­dung mit Sienna, kommt eine Frau namens Vay­en­tha auf sein Kran­ken­zim­mer zuge­lau­fen. Sie schießt einen ande­ren Arzt nie­der. Sienna ver­bar­ri­ka­diert die Tür und flieht mit Lang­don in ihre Wohnung.

Wenig spä­ter fin­det Lang­don in sei­nem Man­tel einen Bio-Tube, ein Behäl­ter für che­mi­sches Gefah­ren­gut. Darin befin­det sich ein Roll­sie­gel, eine Art Mini-Pro­jek­tor, der Bot­ti­cel­lis Mappa dell‘Inferno abbil­den kann. Das Werk ist aber in abge­än­der­ter Form dar­ge­stellt. Es sind auch Buch­sta­ben hin­zu­ge­fügt wor­den, die rich­tig zusam­men­ge­setzt bedeu­ten: CERCA TROVA – Suche und du wirst fin­den. Die­ser Satz weist auf ein Bild im Vec­chio-Palast hin, in dem Gior­gio Vasari die­sen unauf­fäl­lig in sei­nem Kunst­werk ver­steckt hat. Aller­dings hoh­len Roberts und Sien­nas Ver­fol­ger immer noch auf. Trotz­dem schaf­fen die bei­den es in den Palast und fin­den dort her­aus, dass offen­bar auf der Toten­maske von Dante Ali­ghieri wei­tere Hin­weise ste­hen müs­sen. Video­auf­nah­men bele­gen jedoch, dass diese kurz zuvor ent­wen­det wur­den, wobei auch Lang­don selbst beim Dieb­stahl betei­ligt war. Er kann sich aber nicht daran erinnern.

Vor Robert Lang­don tut sich nach und nach ein Plan auf, der die ganze Welt bedroht. Ein Plan des Bio­che­mi­kers Bert­rand Zobrist, der anstrebt, das Pro­blem der Über­be­völ­ke­rung durch einen gefähr­li­chen Krank­heits­er­re­ger zu lösen. Ob Zobrists Inferno ver­hin­dert wer­den kann, erfahrt ihr am bes­ten, wenn ihr das Buch lest.

Buch vs. Film

Das Buch ist genial geschrie­ben und erzählt mit viel Liebe zum Detail eine auf­re­gende, span­nende und kom­plexe Geschichte. Größ­ten­teils kann der Film auch mit­hal­ten, aber das Ende weicht stark vom Ori­gi­nal ab.
Um das Pro­blem der Über­be­völ­ke­rung zu lösen, erschafft Zobrist im Buch einen Erre­ger, der 1/3 der Welt­be­völ­ke­rung unfrucht­bar machen soll. Im Film gibt es die­sen nicht. Nur einen Kil­ler-Virus. Wei­ter­hin wird nicht erzählt, dass Zobrist Anhän­ger des Trans­hu­ma­nis­mus ist, also einer phi­lo­so­phi­schen Denk­rich­tung, die die Gren­zen mensch­li­cher Mög­lich­kei­ten durch den Ein­satz tech­no­lo­gi­scher Ver­fah­ren erwei­tern will. Er arbei­tet somit ebenso daran, die Mensch­heit gene­tisch und tech­no­lo­gisch voran zu brin­gen und resis­ten­ter zu machen. Durch die­sen Weg­fall kommt es im Film zum Schwarz-weiß-Den­ken. Ein Kampf zwi­schen Gut und Böse. Und Robert ist da natür­lich einer von den Guten, die ver­su­chen Zobrist aufzuhalten.

Im Buch wird außer­dem ver­sucht, das Virus auf­zu­hal­ten, aber es geht mehr darum, auch für die Zukunft, andere und neue Lösun­gen zu suchen. Auch Sien­nas Rolle und Cha­rak­ter sind für den Film stark umge­schrie­ben wor­den, damit es in den Gut-Böse-Kon­flikt passt, was sehr schade ist. Hinzu kommt, dass das Buch ein eher offe­nes Ende hat und im Film ein Happy End prä­sen­tiert wird. Bei­nah wirkt es so, als ob nach einem Drei­vier­tel des Films das Geld aus­ge­gan­gen ist und die Macher schnell zum Abschluss kom­men wollten.
Für Leute, die das Buch gele­sen haben, kann der Film eine Ent­täu­schung sein. Nicht-Leser kön­nen den Film als Hol­ly­wood­strei­fen mit viel Action und Unter­hal­tungs­wert wahrnehmen.

Film-Flopp?

Der Film „Inferno“ ist mitt­ler­weile auch in den USA ange­lau­fen, konnte aber bis­her „nur“ 15 Mil­lio­nen Dol­lar ein­spie­len. Im Ver­gleich: Die Startre­so­nanz zu „The Da Vinci Code – Sakri­leg“ (2006) lag bei 77,1 Mil­lio­nen Dol­lar und bei „Illu­mi­nati“ (2009) waren es 46,2 Mil­lio­nen Dol­lar. Woran das lie­gen mag? Immer­hin sollte sich die 75-Mil­lio­nen-Dol­lar-Pro­duk­tion für Sony den­noch loh­nen, da welt­weit bereits 150 Mil­lio­nen Dol­lar ein­ge­spielt wur­den. Finan­zi­ell betrach­tet war es also kein Flop.

Regt es Brown nicht auf, dass sein Werk im Film so ande­res dar­ge­stellt wird?

Rich­tig auf­re­gen tut es ihn anschei­nend nicht. Bei Kurier​.at meinte er: „[…] das ist immer hart. Ich habe 150.000 Wör­ter geschrie­ben, 90 Pro­zent von all dem wird jetzt weg­ge­stri­chen. Aber ich arbeite mit eini­gen der bes­ten Fil­me­ma­chern der Welt, ich habe gro­ßes Ver­trauen. Egal, was Ron Howard macht, im End­ef­fekt sage ich immer: Das ist gut so.“

Inferno. Regie: Ron Howard. Dreh­buch: David Koepp. Dar­stel­ler: Tom Hanks, Feli­city Jones, Ben Fos­ter u.a. Sony Pic­tures. FSK 12. 2016.

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