Jedem Superhelden sein Sidekick

by Wortklauberin Erika

Mamis sind nicht anders als alle ande­ren: sie sind groß und klein, rund und schmal, hin und wie­der auch irgend­et­was dazwi­schen oder eine Mischung von allem. Sie sind lus­tig und trau­rig, sauer und schaf­fen es, uns mit einem ein­zi­gen Blick alle unsere Ver­ge­hen, die wir jemals began­gen haben, in Erin­ne­rung zu rufen.
Man­che kön­nen über­haupt nicht kochen, und wenn sie es ver­su­chen, essen wir es, ohne eine Miene zu ver­zie­hen rest­los auf. Oder aber wir lächeln, und holen schnell den Pro­spekt von dem einen Lie­fer­ser­vice, den wir eigent­lich hät­ten weg­wer­fen wol­len. Andere wie­derum ver­wöh­nen uns mit fünf-Sterne-Kost, sodass wir ver­sucht sind zu glau­ben, sie sind Ster­ne­kö­chin­nen auf Undercover-Mission.

In gewis­ser Weise sind sie auf Geheim­mis­sion – unsere Mamis sind Superheldinnen.
Ihr Cape ist der Rock­zip­fel, an dem wir unser gan­zes Leben lang ver­brin­gen, egal, wie sehr wir uns dage­gen sträu­ben, und ihre mäch­tigste Waffe ist die Weis­heit der Mami. Diese Super­hel­din­nen schöp­fen aus einer uner­schöpf­li­chen Kraft: sie haben sie nicht etwa, weil sie von einem ande­ren Pla­ne­ten stam­men. Nein, Müt­ter stam­men nicht von der Venus (genauso wenig wie alle ande­ren Frauen, liebe Mar­sia­ner!): ihre Super­kräfte wach­sen mit dem Kind in ihnen, und sie wer­den alle gebraucht.
Sie sind stark; unsere Mamis haben uns in den ers­ten Jah­ren, die wir auf der Welt ver­bracht haben, durch die Welt­ge­schichte getra­gen. Sie haben Ner­ven wie Draht­seile dank lan­ger Nächte und der gro­ßen und klei­nen „Auas“, mit denen wir in unse­rem Leben kon­fron­tiert wer­den, und schließ­lich auch wegen der poten­ti­el­len Schwie­ger­töch­ter­söhne und Schwie­ger­söh­ne­töch­ter, die wir ihnen ins Haus bringen.
Sie sind immer für uns da, auch wenn sie gerade tau­sende von Ver­pflich­tun­gen zu erle­di­gen haben, und las­sen uns zie­hen, sobald die Zeit reif ist. Sie hei­ßen uns immer will­kom­men, wenn wir zurückkommen.

Sie sind Super­hel­din­nen: ihre Arbeit ist für uns so selbst­ver­ständ­lich wie die Sonne am Him­mel. Und genauso wie Super­hel­din­nen haben sie auch Erz­feinde: Stress, unfreund­li­che Kol­le­gen, über­stra­pa­zierte Ner­ven. Wir ver­ges­sen in all der Selbst­ver­ständ­lich­keit, in der sie für uns da sind, dass auch sie unter ihrem Super­hel­den­da­sein bloß Men­schen mit begrenz­ten Res­sour­cen sind. Es ist an uns, ihnen unter die Arme zu grei­fen, denn es gilt die Regel: jedem Super­hel­den sein Sidekick.

Auf, auf, liebe Leser!
Springt schnell in den Schrank und holt euch ein Cape, ein Nudel­holz als Waffe und mas­kiert euch! Es wird Zeit, unse­ren per­sön­li­chen Super­hel­din­nen das Leben zu erleich­tern, und sei es nur für einen Tag.

Text: Erika
Illus­tra­tion: Aaron

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