Jeder bastelt sich seinen eigenen Gott

by Bücherstadt Kurier

Wer A. Lee Mar­ti­nez kennt, weiß eigent­lich, wor­auf er sich ein­stel­len kann: auf nichts. Denn bei Mar­ti­nez wirkt jedes Buch wie das Betre­ten eines Aben­teu­er­parks, wel­cher, wäh­rend man ihn Betritt, im Begriff ist seine Haupt­mo­tive zu wech­seln und dabei den ande­ren Attrak­tio­nen einen neuen Anstrich zu ver­pas­sen. Genauso ver­hält es sich auch in dem knapp 400 Sei­ten star­ken Roman „Gott im Unglück“.

Wir erle­ben eine Welt, in der es abso­lut nor­mal ist, Göt­ter anzu­be­ten, in ihrer Gunst zu stei­gen und sich damit das Leben ein wenig leich­ter oder auf­re­gen­der zu gestal­ten. Man­che Leute sehen die­sen Lebens­um­stand der Gott­lo­sig­keit als nor­mal an. So auch Teri und Phil, ein ver­hei­ra­te­tes Pär­chen, wel­ches sich bis dato gewei­gert hat, einem Gott zu hul­di­gen. Sie leben glück­lich, haben ihr klei­nes Häus­chen, ihre gere­gel­ten Jobs und sind mit ihrem Otto­nor­mal­ver­brau­cher Leben sehr zufrieden.
Bis Phil in der Job­hier­ar­chie über­gan­gen wird und Teri sich auch wünscht, dass ihr Leben ein wenig anders ver­läuft. Nun sind sich beide einig: sie brau­chen einen eige­nen Gott. Auch sind sie sich sicher, dass es kein Blut­op­fer for­dern­der oder psy­cho­pa­thi­scher Gott ist, dem man sich völ­lig hin­ge­ben und auf­op­fern muss. Sie wol­len ein biss­chen Glück. Also ab ins Inter­net und einen Gott raus­su­chen und bestel­len. Da kommt Luca, der Gott des klei­nen Glücks, gefan­gen in dem Kör­per eines Wasch­bä­ren und geklei­det in ein Hawaii­hemd, gerade recht.
Uner­war­tet zieht er bei ihnen ein, anstatt eine Göt­zen­sta­tur da zu las­sen. Neben sei­nen Sachen, die er wie selbst­ver­ständ­lich in die Woh­nung bringt, kom­men auch Freunde, die auch nicht gleich ver­schwin­den. Und wer so viele Freunde hat, wird gewiss auch Feinde und ver­zwei­felte Exfreun­din­nen haben. Dass dies bei Göt­tern ein wenig anders abläuft und die Anhän­ger da unwei­ger­lich mit hin­ein­ge­zo­gen wer­den, steht wohl außer Frage. So beginnt der Wett­lauf um das Glück gegen das Unglück der ande­ren. Ein typi­scher Mar­ti­nez mit einem Hang zum Absur­den – jedoch ver­liert er dabei ein wenig die Geschichte.

Diungo

Gott im Unglück, A. Lee Martinez
Karen Ger­wig (Über­set­zer), Piper, 2012

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