Jeder Mensch ist einzigartig …

by Zeilenschwimmerin Ronja

… und nie­mand kennt die Dauer des eige­nen Lebens. Oder doch? Teva weiß, dass ihr nur ein Jahr als freier Mensch bleibt. 365 Tage eines Lebens, das bald nicht mehr ihres sein wird. Zei­len­schwim­me­rin Ronja hat „Ein­zig“ von Kathryn Evans gelesen.

Teva wird nachts gebo­ren. Nicht wie andere Men­schen gebo­ren wer­den. Sie löst sich von ihrer Schwes­ter, der ande­ren Teva, nur Fünf­zehn genannt. Und auf ein­mal sind da zwei Tevas, aber nur die neue darf noch nach drau­ßen. Sie über­nimmt Erin­ne­run­gen ihrer Schwes­ter, Freunde, Schule und Zukunfts­pläne. Doch sie weiß, dass all das, was sie nun lieb gewon­nen hat, bald auch nicht mehr ihr gehö­ren wird. Dann wird es wie­der eine neue Teva geben, die die­ses Leben leben wird. Dazu darf es nicht kommen!

Kathryn Evans erzählt Tevas Geschichte in rela­tiv kur­zen Sät­zen, die sich flüs­sig und gut lesen las­sen. Lange Zeit ist nicht ganz klar auf wel­che Erklä­rung für Tevas Pro­blem es letzt­end­lich hin­aus­lau­fen wird, sodass die Span­nung durch­ge­hend auf­recht­erhal­ten wird. Es ist keine Span­nung, die durch kör­per­li­che Gefahr her­vor­ge­ru­fen wird. „Ein­zig“ funk­tio­niert eher auf der psy­chi­schen Ebene, auch wenn Tevas Leben (im mehr oder weni­ger über­tra­ge­nen Sinne) auf dem Spiel steht.

Es gibt auch eine für Jugend­ro­mane schein­bar obli­ga­to­ri­sche Lie­bes­ge­schichte, ein Lie­bes-Drei­eck, das aller­dings – obwohl sehr prä­sent – nicht stö­rend wirkt, da es teil­weise sogar Bedeu­tung für die Ent­wick­lung der Geschichte hat. Was dage­gen nach der Span­nung und dem eigent­li­chen Ende des Romans stört, ist der Epi­log, den sich die Autorin am bes­ten hätte spa­ren sol­len. Er ist zu kit­schig, zu sehr auf Happy-End aus­ge­legt, obwohl die Geschichte dies eigent­lich weder her­gibt noch ver­langt. Mög­li­cher­weise war es auch eine Ent­schei­dung des eng­li­schen Ori­gi­nal-Ver­la­ges, denn der Pro­log wirkt nach­läs­sig, als wäre die Autorin gezwun­gen gewe­sen, sich noch etwas aus den Fin­gern zu saugen.

Glück­li­cher­weise ist dies der kleinste Teil des Romans und hat auf die grund­sätz­li­che Span­nung kei­nen Ein­fluss. „Ein­zig“ beschrei­tet zwar keine umwer­fen­den neuen Wege und kommt auch an einem typi­schen Schul-Lie­bes-Drama nicht vor­bei, ist dabei aber fes­selnd und über­zeu­gend. Ein Jugend-Thril­ler mit Sci­ence-Fic­tion-Ele­men­ten in wun­der­bar silb­rig-glän­zen­dem Ein­band, den ich gerne als som­mer­li­che Span­nungs­lek­türe empfehle.

Ein­zig. Kathryn Evans. Über­set­zung: Sabine Rein­har­dus. Fischer. 2017. Ab 13 Jahren.

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